Gedenkveranstaltungen
Gedenken an die Priesterweihe Bernhard Poethers vor 90 Jahren
Bernhard Poether wurde am 17. Dezember 1932 im Dom zu Münster zum Priester geweiht. 90 Jahre später erinnerte die kath. Kirchengemeinde St. Clemens Hiltrup Amelsbüren daran mit einem besonderen Gottesdienst.
Weihbischof em. Dieter Geerlings feierte mit Pfarrer Mike Netzler und Diakon Daniel Werner am Samstag 17. Dezember 2022 um 18:30 Uhr in der Pfarrkirche St. Clemens ein Pontifikalamt als Konzelebration.
Gedenkmesse an Bernhard Poether in Bottrop St. Joseph am Sonntag 7. August 2022
(Texte aus der Messe im Gedenken an Bernhard Poether in Bottrop St. Joseph am Sonntag 7.08.22; Danke schön an Herrn Lukas Bischoff, Mitglied im PGR der Gemeinde St. Joseph in Bottrop)
Bernhard Poether wurde 1906 in Datteln geboren und wuchs mit zwei Geschwistern in Hiltrup auf. Durch seine Familie wurde er früh im katholischen Glauben geprägt. Er absolvierte sein Abitur und widmete sich danach dem Studium der Theologie und wurde am 17. Dezember 1932 zum Priester geweiht. Nach kurzen Jahren des Wirkens in Deutschland, ging Bernhard Poether nach Polen, wohl auch, weil er gerne die polnische Sprache lernen wollte. 1936 kehrte er nach Deutschland zurück und wurde Kaplan in der Gemeinde Herz-Jesu in Gladbeck-Zweckel, bevor er im April 1939 nach Bottrop, hier in die Gemeinde St. Joseph, versetzt wurde. Er feierte hier Gottesdienst und nahm am Gemeindeleben teil, wie Fotos aus dem Kirchenarchiv belegen. Er setzte sich schon seit seiner Rückkehr aus Polen besonders für die hier lebenden Deutsch-Polen ein, die immer mehr unter der Herrschaft und Ablehnung der Nationalsozialisten litten. Er ließ sich vom Nazi-Regime nicht einschüchtern und setzte sich für die Freilassung eines unschuldig inhaftierten polnischen Mannes ein, wurde dann aber wenige Tage später selbst auf den Stufen des Pfarrhauses hier in St. Joseph durch die Gestapo verhaftet und ins Polizeigefängnis Bottrop verbracht. Hätte er sich von der Seelsorge für die Polen losgesagt, dann hätte er wahrscheinlich freikommen können. Doch er weigerte sich dies zu tun. Nach einem halben Jahr im Polizeigefängnis und einigen letzten Treffen mit dem damaligen Pfarrer der St. Joseph Gemeinde Wilhelm Bruns, die dieser niederschrieb und die bis heute im Kirchenarchiv erhalten sind, wurde Poether ins Konzentrationslager Sachenhausen nahe Berlin gebracht und später ins KZ Dachau verlegt.
Dort lebte er nicht nur seinen Glauben in Form von Messen mit anderen Insassen, sondern gerade den Ausdruck seines christlichen Glaubens weiter. Er nahm oft die harte Aufgabe auf sich, den Kessel mit Essen für seine Baracke zu holen. Er scheute vor Arbeit nicht zurück, auch als er selbst schon stark geschwächt war.
Poether weigerte sich seinen Dienst für die Polen aufzugeben. Auch im KZ lebte er seinen Glauben weiter, setzte sich für andere ein und nahm die härtesten Aufgaben auf sich. Am 5. August 1942, vor 80 Jahren, starb Bernhard Poether, verlassen von all seinen Kräften in der Gefangenschaft der Nationalsozialisten.
So beschreibt ihn ein Satz der heutigen Lesung, der gar nicht besser passen könnte: „So erwartet dein Volk, die Rettung der Gerechten und den Untergang der Feinde.“
Bernhard Poether hat sich nicht einer Schwäche hingegeben, die der leichtere Weg für ihn gewesen wäre. Er hätte die Umstände und das Unrecht der Nazis akzeptieren können und sein eigenes Leben gerettet.
Doch Bernhard Poether hat eine ganz besondere Stärke gezeigt und sich nicht einschüchtern lassen und trotz großer Gefahr für Akzeptanz und Toleranz gekämpft. Er hat Nächstenliebe gelebt.
Und wer, wenn nicht wir, die im Andenken an Menschen wie Bernhard Poether, der uns diese Stärke – wahrscheinlich nicht immer in Perfektion, aber sogar unter Hingabe seines eigenen Lebens gezeigt hat - wer, wenn nicht wir haben die besten Voraussetzungen, seinem Beispiel folgend jeden Tag unser Herz dafür zu geben diese Stärke in die Welt zu tragen.
Denn Bernhard Poether mahnte schon in der Inschrift seines Kelches „nicht durch Worte allein, sondern durch die Tat zu bekennen.“ Und das ist ein zeitloser Rat für mehr Offenheit und Nächstenliebe.
Fürbitten:
Wir bitten für alle Menschen, die damals wie heute unter Krieg und Grausamkeit leiden. Gib uns die Kraft für Frieden und Gerechtigkeit einzustehen.
Wir bitten für alle Menschen auf der ganzen Welt, die auch heute noch Diktatur und Unterdrückung erfahren. Gib ihnen Hoffnung und die Kraft für Freiheit zu kämpfen.
Wir bitten für alle Opfer des Holocaust. Für alle Menschen, die systematisch in Konzentrationslagern und auf andere Weise ermordet wurden. Lass uns diese schrecklichen Taten nie vergessen.
Wir bitten für alle, die damals dem Nazi-Regime Widerstand geleistet haben, in kleinen und in großen Taten. Lass sie ein Vorbild für uns sein, wenn wir heute noch Ausgrenzung, Antisemitismus und Unterdrückung erfahren.
Wir bitten heute ganz besonders für Bernhard Poether, der dir treu gedient hat bis zu seinem letzten Tag und der die Werte des christlichen Glaubens trotz Widerstands gelebt hat. Möge er seinen Frieden bei dir gefunden haben. Wir bitten auch, dass er und seine Taten nicht vergessen werden, sodass noch in vielen Jahren an ihn erinnert wird.
Gedenkgottesdienst mit Bischof Felix Genn am 9. Juli 2022 in der St. Clemens Kirche in Hiltrup
Artikel von Michael Grottendieck; WN Ausgabe Hiltrup am 11. Juli 2022 (in den Anmerkungen unten siehe auch den Artikel in "Kirche und Leben")
Für diese Worte kam er ins KZ: „Dem, der die Hilfe am nötigsten hat.“ So hat Bernhard Poether geantwortet, als er in einem Verhör gefragt wurde, wem er zuerst helfen werde. Einem Deutschen oder einem Polen? Einem Angehörigen des eigenen Volkes oder einem Angehörigen eines Landes, das Nazi-Deutschland am 1. September überfallen hatte?
Die Worte Bernhard Poether sind seit einigen Tagen auf großen Bannern an den Kirchen der Pfarrgemeinde St. Clemens zu sehen. Die Gemeinde begeht ein besonderes Gedenkjahr: der bevorstehende 80. Todestag am 5. August im KZ Dachau und am 17. Dezember der 90. Jahrestag der Priesterweihe.
Ein Kind der Gemeinde
Um diese besondere Festzeit zu eröffnen, habe die Gemeinde Bischof Dr. Felix Genn nach Hiltrup eingeladen, sagte Pfarrer Mike Netzler in seinem Begrüßungsworten. „Es geht um das Lebens- und Glaubenszeugnis eines Gemeindekindes.“ Ein Lebenszeugnis, das der Pfarrer als beispielhaft hervorhebt.
Bischof Genn ist bereits zum dritten Mal bei verschiedenen Gedenktagen von Kaplan Poether in Hiltrup. Er dankt der Gemeinde und namentlich – und wiederholt – Ewald Spieker, das Andenken an diesen Priester wachzuhalten. In seiner Predigt geht Bischof Genn ausführlich auf das Evangelium des Sonntags, das Gleichnis vom barmherzigen Samariter, ein. Ein Mann ist unter die Räuber geraten. Und Jesus erzählt zunächst, dass sowohl ein Schriftgelehrter wie auch ein Priester achtlos an dem Mann vorbeigehen, der hilflos am Straßenrand liegt. Hilfe kommt von einem, der fremd ist, den man meiden muss, weil er dem Volk der Samariter angehört.
Bischof äußert sich zum Missbrauch
„Er sah ihn und ging vorüber.“ Der Bischof kommt in diesem Zusammenhang auf den Missbrauch im Bistum Münster zu sprechen. Am meisten schmerze ihn, so bekennt er, dass nirgendwo in den schriftlichen Akten etwas davon stehe, dass den Verletzten geholfen worden wäre. „Man sah sie und ging vorüber.“
Anders die Aufforderung: „Geh hin und handle genauso!“ Bischof Genn ist sich sicher, dass „jeder von uns“ schon einmal barmherziger Samariter gewesen sei. „Wir alle haben diese Weisung auch befolgt.“ Beispielhaft verweist er auf die Hilfsbereitschaft bei der Aufnahme von Flüchtlingen. Auch das Lebenszeugnis Bernhard Poethers sei ein Beispiel dafür, wie die Weisung Jesu befolgt wurde, hebt der Bischof hervor. Was das in letzter Konsequenz bedeuten könne, zeige sein Lebensschicksal.
Kaplan Poethers letzter Brief
Als der letzte Brief, den Bernhard Poether wenige Tage vor seinem Tod geschrieben hatte, in der Kirche verlesen wurde, wurde es still. Man hätte die sprichwörtliche Nadel fallen hören. Die Zeilen enden mit der Bitte, dem nächsten Brief bitte ein Taschentuch beilegen zu wollen. Er persönlich sei der Meinung, dass Bernhard Poether einer Seligsprechung würdig sei, hatte Pfarrer Netzler eingangs gesagt. Der Bischof vermied es zwar, einen Zwischenstand zum Antrag der Gemeinde auf Seligsprechung zu geben. Vor der neu gestalteten Grablege in der Tabernakel-Kapelle betete der Bischof das Gebet für die Seligsprechung Kaplan Poethers.
Sichtlich angetan
In persönlichen Worten erklärt der Bischof später, wie bewegend es für ihn sei, den Kelch in den Händen zu halten, auf dem die Marterwerkzeuge zu sehen sind. Kaplan Poether habe gewusst, worauf er sich mit seinem Engagement für die slawischen Völker eingelassen habe. Nach dem Gottesdienst segnete der Bischof das „Bernhard Poether-Haus? ein. So heißt das Haus, in dem Pfarrbüro und die Arbeitsräume der Hauptamtlichen untergebracht sind. Es befindet sich neben dem Pfarrzentrum St. Clemens.
Beim anschließenden Empfang mischte er sich unter die Gäste und verabschiedete sich später – sichtlich angetan – zur Weiterfahrt in seine Heimatgemeinde Wassenach in der Eifel. Aus Wassenach und dessen Nachbarort kommen ebenfalls zwei Priester, die 1942 im KZ Dachau starben. Sie hatten den sogenannten Deutschen Gruß verweigert, als Reichsmarschall Göring im Sommer 1940 plötzlich in einem Ausflugslokal am Laacher See auftauchte.
Anmerkungen
In "Kirche und Leben" ist dieser Artikel über den Besuch des Bischofs erschienen: kirche-und-leben.de/artikel/bischof-genn-ueber-kaplan-poether-ein-vorbild-fuer-die-barmherzigkeit
Text der Predigt im Format Microsoft Word
Musikalische Lesung Dr. Moisei Boroda 2018
Programm musikalische Lesung Dr. Moisei Boroda
Eine Veranstaltung zum Gedenken an christliche Märtyrer des 20. Jahrhunderts
Gesamtkomposition: Dr. Moisei Boroda
Sonntag, 25. November 2018 - 17:00 Uhr
Siehe dazu diesen Artikel zur Veranstaltung in den Westfälischen Nachrichten.
Katholikentag erinnert an NS-Opfer (Messe am Sa. 12. Mai 2018)
Am Samstag 12. Mai 2018 um 18.30 Uhr in der Lamberti-Kirche wurde eine heilige Messe zum Gedenken an die Opfer der NS-Diktatur zelebriert.
Zelebrant: Weihbischof em. Dieter Geerlings, Münster
Mitwirkung: Ewald Spieker, Pfarrer i.R., Münster
Gestaltung: Bernhard-Poether-Kreis und Karl-Leisner-Kreis
Die Eucharistiefeier erinnerte besonders an Pater August Benninghaus SJ, Karl Leisner und Kaplan Bernhard Poether.