Bernhard Poether ABC
Aussehen
Bernhard Poether war ein gutaussehender schlanker Mann. Man sah ihm an, dass er Sinn für das Schöne, für Ästhetik hatte und selber ein Schöngeist war.
Autobesitzer
Er fuhr während seiner Tätigkeit im Ruhrgebiet einen Opel. Ein ehemaliger Messdiener erzählt, dass sie gerne seinen PKW gewaschen haben, weil sie ihren Kaplan sehr mochten.
Abitur
1926 legte Bernhard mit 20 Jahren das Abitur am Gymnasium Paulinum in Münster ab.
Begabungen
Bernhard interessiert sich für den Menschen mit seinem Wert und in seiner Würde. Er begegnet mit Wertschätzung, Jugendlichen, Menschen aus den Gemeinden und den Ruhrpolen, von den Nationalsozialisten verachtete Polen, die im Ruhrgebiet gearbeitet haben. Schon als Schüler interessiert er sich für slawische Sprachen. Er erlernt sie leicht. Er schreibt gerne Texte und Gedichte und interessiert sich für Literatur, Kunst und Kultur.
Beruf
Bernhard Poether studierte Theologie, um Priester zu werden. Ihn interessierte die Gemeindeseelsorge, um Menschen für den Glauben zu begeistern. Er wollte auch Russlandmissionar werden, um den unterdrückten Menschen das Evangelium nahe zu bringen. Als deutscher Priester konnte er nicht ins kommunistische Sowjetrussland einreisen, das von Stalin regiert wurde. Daher nahm er sich vor in Krakau Russisch zu studieren.
Nach der Priesterweihe arbeitete er als Kaplan. Kapläne (Vikare) sind häufig einem Pfarrer unterstellt. Sie tragen noch nicht die alleinige Verantwortung für die Seelsorge.
Bernhard Poether vertrat in seiner ersten Stelle in Südkirchen den Pfarrer. Weitere Stellen als Kaplan hatte er in Gelsenkirchen-Buer in der Pfarrei Sankt Liebfrauen, in Ciecina (Schlesische Beskiden, Polen), in Gladbeck-Zweckel in der Pfarrei Herz-Jesu und in Bottrop Sankt Joseph. Insgesamt konnte er nur knapp zehn Jahre seinen Beruf ausüben.
Cyrill und Methodius
Die Slawenapostel, der Hl. Cyrill und Hl. Methodius, sind die Patrone Europas. Ihr Gedenktag, der Namenstag, ist der 14.Februar. Die Heiligen sind Brüder, sie setzten sich im 9.Jhdt. für die Missionierung der slawischen Völker ein und begannen mit der Verschriftlichung slawischer Sprachen, zum Beispiel der Bibel. Für Bernhard wurden sie zum Vorbild, denn er wollte Russlandmissionar werden.
Eltern
Sein Vater war der Postmeister Heinrich Poether und seine Mutter hieß Maria Poether geb. Timpe. Sie wohnten in Münster-Hiltrup, Am Klosterwald 3.
Fahrtenbuch
Sein Fahrtenbuch (Reisetagebuch) wird im Bistumsarchiv Münster aufbewahrt. Bernhard hat es liebevoll informativ gestaltet mit Postkarten, Fotos und Zeichnungen. Seine Fahrten ins Münsterland, Deutschland und England hat er einfallsreich und ausführlich dokumentiert.
Geburtstag
Bernhard wurde am 1. Januar 1906 als drittes Kind der Familie Poether in Datteln geboren.
Geschwister
Er hatte einen Bruder und eine Schwester, sie hießen Hermann und Maria.
Geborgenheit
Bernhard wuchs in einer liebevollen Familie auf, die stark durch ihren Glauben geprägt war. Liebe, Wertschätzung, Wertevermittlung und Regelbewusstsein prägten seine Kinder- und Jugendjahre.
Gedenktafel
Im Jahre 2011 wurde durch die Initiative des Arbeitskreises Poether das Foto von Bernhard Poether in der Seitenkapelle der Pfarrkirche Sankt Clemens durch eine Gedenktafel aus Marmor ersetzt. Die Mitglieder des Arbeitskreises pflegen die Erinnerung seiner und gedenken seiner in Dankbarkeit.
Hungertod
Im Konzentrationslager Dachau wurden die Menschen inhaftiert, die sich gegen das Nazi-Regime auflehnten. Sie wurden schikaniert und bekamen wenig schlechtes Essen, das oft nicht zum Leben reichte. Viele Tausend Häftlinge wurden ermordet. Vermutlich ist Bernhard Poether eines Hungertodes gestorben.
Inschriften auf dem Kelch
Zur Priesterweihe ließ Bernhard Poether seinen Kelch von dem Kölner Silberschmiedekünstler Hein Wimmer gestalten. Auf dem Fuß des Kelches steht ein Zitat des Kirchenvaters Cyprians:
„Am Altare Gottes muß ein Priester stehen, der nicht mit Worten allein, sondern durch die Tat das Volk ermahnt, zu bekennen und Zeugnis abzulegen.“
Dieser Satz ist zu seinem Lebensprogramm geworden.
Seinem Freund Dr. Ludwig Klockenbusch waren die Worte so wichtig, dass er diese Aussage auf den Totenzettel für Bernhard Poether schrieb.
Seine geistliche Berufung, sein Bekenntnis steht unter dem russischen Kreuz auf dem Kelch:
„In diesem Zeichen siege!“
Bis zu seinem Tode im KZ Dachau blieb er seinem selbst erwählten Lebensprogramm treu.
Interessen
In jungen Jahren schloss er sich der Jugendbewegung "Quickborn" an. Er erforschte seine Heimat mit dem Fahrrad, alleine und mit Jugendgruppen. Er genoss die Natur, zeichnete gerne und schrieb dazu Gedichte, Postkarten und Briefe. Er unternahm Fahrten an die Ostsee nach Lübeck, Rostock, Wismar, Stralsund und Reisen nach Süden zur Burg Rothenfels, nach Dinkelsbühl, Nördlingen, München, Mittenwald. Sein Fahrtenbuch zeugt von seiner einfallsreichen, kreativen Gestaltung.
Sein Bericht über die Fahrt über Belgien nach England wurde in der Tageszeitung „Münsterische Anzeiger“ veröffentlicht.
Er pflegte Kontakt zu Künstlern und interessierte sich für Kunst, Musik und Literatur. Er liebte seine Muttersprache, war mit der plattdeutschen Sprache seiner Heimat vertraut und interessierte sich schon als Schüler für die slawischen Länder und Sprachen. Er erlernte in Eigeninitiative, teils als Autodidakt, Russisch und Polnisch In Krakau absolvierte er ein Russischstudium und arbeitete in Ciecina als Vikar. Seine seelsorgerische Tätigkeit übte er immer gerne aus.
Jugend
Als Seelsorger war ihm die Jugendarbeit ein besonderes Anliegen.
Katholischer Priester
Bernhard Poether war Priester der Diözese Münster.
"Beurlaubung" ins Konzentrationslager KZ Dachau.
Im KZ Dachau hatte Bernhard Poether die Häftlingsnummer "24 479". Menschen wurden zu Nummern.
Kelch
Ein Kelch ist ein Trinkgefäß, ein Pokal. Der Priester benutzt den Kelch bei der Feier des Abendmahls in der Heiligen Messe. Er besteht aus einem Fuß, einem Schaft oder Knauf zum Halten der Kelchschale. Der Fuß des Kelches wird häufig mit christlichen Symbolen und Buchstaben oder Zitaten versehen.
Er wird seit dem 9. Jahrhundert aus Edelmetallen wie Gold oder Silber hergestellt.
Bernhard Poether und sein Freund Dr. Ludwig Klockenbusch interessierten sich als Theologiestudenten für die christliche Kunst, im Bewusstsein den Glauben durch Kunst zu vermitteln und Menschen durch deren Ästhetik anzusprechen.
Sie baten den bekannten Kölner Gold- und Silberschmied Hein Wimmer (1902–1986), ihre Messkelche für die Priesterweihe und die Primiz (erste gefeierte heilige Messe) zu gestalten. Beide Kelche ähneln sich in ihrer schlichten Form.
Die Gestaltung des Kelches von Bernhard Poether entsprang seinem Wunsch, als Missionar nach Russland zu gehen. Er wollte den Menschen in der kommunistischen Diktatur den christlichen Glauben verkünden.
Auf dem Fuß des Kelches ist ein orthodoxes Kreuz eingraviert, eingerahmt von den Heiligen Kyrill und Methodius. So wie die beiden Brüder wollte auch er als Missionar den slawischen Völkern den Glauben verkünden. Darunter befinden sich die beiden griechischen Buchstaben XP (gesprochen chi – rho) als Monogramm für Christus. Aus XP wachsen Weintrauben, an denen Tauben picken. Die Weintrauben sind ein Symbol für das Blut Christi.
Auf der Vorderseite des Kelchfußes steht in kyrillischen Buchstaben eingraviert: „Jesus Christus, Du wirst siegen.“ und auf der Rückseite: „Am Altare muss ein Priester stehen, der nicht mit Worten allein, sondern durch die Tat das Volk ermahnt, zu bekennen und Zeugnis abzulegen.“
Ein geschliffener, glänzender Bergkristall bildet den Knauf des Kelches. Er dient als Haltegriff und ist ein Symbol für das Licht Gottes, für die Schönheit des Glaubens und der Lebenskraft.
Die Kelchschale ist schlicht gehalten ohne Verzierung.
Siehe auch
- Beschreibung "Sein Kelch"
- Flyer Bernhard Poether (pdf)
- WN.de 2010 "Ein Kelch zwei Zeitzeugen"
- WN.de 2012 Gedenkgottesdienst "Ein Kelch als Zeugnis"
- Christoferuswerk "Kaplan Bernhard Poether"
Kunst
Museumsbesuche gehörten wie selbstverständlich für den Theologiestudenten dazu. Auf seiner Englandreise besuchte er das Imperial War Museum in London.
Märtyrer
Der Arbeitskreis Bernhard Poether hat sich zum Ziel gesetzt Bernhard Poether bekannt zu machen. Auch heute kann er unser Vorbild sein. Er hat für seinen Glauben Zeugnis abgelegt.
Bernhard Poether gehört zu den Widerstandskämpfern, der sich für die im Ruhrgebiet lebenden Polen einsetzte und Widerstand geleistet hat. Sie pflegten ihre Sprache und ihre Kultur, die die Nationalsozialisten verachteten und verfolgten. Poether wurde wegen seines mutigen Eintretens für diese Volksgruppe verhaftet und starb am 5. August 1942 im KZ Dachau völlig entkräftet.
Normalität
Er war ein ganz normales Kind, ein unauffälliger Schüler, ein erfolgreicher Student der Theologie, der das Lernen nicht zur ersten Leidenschaft machte, aber erfolgreich war. Er hatte Freunde und liebte Unternehmungen und Gruppentreffen.
Pass
Im Bistumsarchiv liegt sein Reisepass. Die Angaben zur Person lauten:
- 178 cm,
- Gesicht oval,
- braune Augen,
- dunkelblond.
persönlicher Einsatz
Persönlich setzte sich Kaplan Poether für eine Familie ein, deren Sohn im ersten Krieg 1914-1918 gefallen war, während der Vater wegen der Zugehörigkeit zur polnischen Minderheit im Gefängnis saß. Das mutige Eintreten für sie brachte ihn zunächst ins Gefängnis von Bottrop, dann ins KZ Sachsenhausen und Dachau. Er hätte aus der Haft frei kommen können, wenn er sich bereit erklärt hätte, auf die Polenseelsorge zu verzichten. Das konnte und wollte er nicht auf Grund seiner christlichen Überzeugung.
Priesterweihe
Am 7. Dezember 1932 empfing Bernhard Poether im Hohen Dom zu Münster mit 26 Jahren das Sakrament der Heiligen Priesterweihe. Mit ihm wurden 38 Diakone zum Priester geweiht. Sie weihen ihr Leben Gott und verzichten auf die Ehe.
Polendeutsche
In Gelsenkirchen, Gladbeck-Zweckel und in Bottrop setzte er sich mit Überzeugungskraft für die Jugend und mit starkem Gerechtigkeitsgefühl für die Polendeutschen ein.
Schon lange vor dem Polenfeldzug (1939) hatten die Polen, die in Deutschland lebten, einen schweren Stand. Neben den Juden waren die Polen die Volksgruppe, der die Nationalsozialisten besonders feindlich gesonnen waren. Sie hatten viele Schikanen zu erdulden.
Quickborn
Die katholische Jugend- und Wanderbewegung der damaligen Zeit prägte ihn.
Reisen
Bernhard genoss als Schüler und Jugendlicher alle Ausflüge, Fahrten und Reisen in die nähere und weitere Umgebung mit den Jugendgruppen. Sie machten Streiche und Scherze, sangen und musizierten auch in der Nacht manchmal so laut, dass ein Nachtwächter sie ermahnen musste. Das Kloster der Herz-Jesu-Missionare, das in seiner Straße Am Klosterwald bis heute liegt, inspirierte ihn durch die Erzählungen von den Missionaren, die ihren Heimaturlaub dort verbrachten.
Studium
Bernhard studierte Theologie in Münster und Freiburg.
Sakramente
In der Pfarrkirche Sankt Clemens empfing Bernhard Poether die erste Heilige Kommunion und das Sakrament der Firmung. Nach der Priesterweihe im Dom zu Münster feierte er am 26. Dezember 1932 die erste Heilige Messe, seine Primiz, in seiner Heimatpfarrkirche.
Seligsprechung
Katholische Widerstandskämpfer, Glaubenszeugen und Märtyrer können selig gesprochen werden. Für Bernhard Poether wurde sie am 2017 beim Diözesanbischof Dr. Felix Genn beantragt im Beisein von Pfarrer Mike Netzler, Pfarrer em. Ewald Spieker, Monika Kaiser-Haas und Dr. Angelika Prokopp-Hippen. Pater Alfred Bell SSCC bearbeitet im Ordinariat als Postulator alle Dokumente und erforderlichen Unterlagen für den Seligsprechungsprozess in Rom.
Taufe
Er wurde am 6. Januar 1906 auf die Namen Bernhard Heinrich getauft. Zu der Zeit wurden häufig die Vornamen der Eltern oder Großeltern an den Rufnamen angehängt. Bernhard bekam den Vornamen seines Vaters Heinrich.
Tod
Bernhard Poether starb an den Folgen der Unterernährung und den Schikanen der Inhaftierung im Konzentrationslager Dachau am 5. August 1942 völlig entkräftet im jungen Alter von 36 Jahren. Er wog noch 44 kg bei einer Körpergröße von 178 cm. Seine Leiche wurde im Krematorium zu Dachau verbrannt.
Urne
Am 11. August 1942 wurde seinem Vater seine Asche zugeschickt. Die Urne wurde im Grab seiner Mutter (heute seiner Eltern) auf dem Alten Friedhof in Hiltrup bestattet. Die Messe für den Verstorbenen fand am 17. August 1942 in der Pfarrkirche Sankt Clemens zu Hiltrup statt. Später wurde ein Teil der Urne in den Seitenaltar der Clemenskirche umgebettet.
Vertraute
Besonders günstig und glücklich erweist es sich für die persönliche Entwicklung eines Menschen Vertrauenspersonen zu kennen und sie schätzen zu lernen. In guten und schlechten Zeiten können sie Ansprechpartner, Gesprächspartner auch persönliche Berater sein. Bernhard genoss in seiner Familie, in seinem priesterlichen Freund Dr. Ludwig Klockenbusch und in seinem geistlichen Onkel, Missionar Pater Dr. Heinrich Timpe, dieses Vertrauen.
Vikar
Ein Priester, der als Kaplan in einer Pfarrgemeinde tätig ist.
Verhaftung
Am 22. September 1939 wurde Bernhard Poether im Pfarrhaus Sankt Joseph in Bottrop von der Gestapo (geheime Staatspolizei) verhaftet.
Vorbild
Die Pfarrgemeinde Sankt Clemens Hiltrup erinnert sich dankbar an Kaplan Bernhard Poether. Die Mitglieder des Arbeitskreises setzen dafür ein, dass Berrnhard Poether insbesondere in Hiltrup, Münster und im Ruhrgebiet weiter bekannt wird. Er kann für Menschen Vorbild im Glauben und Fürsprecher bei Gott sein.
Der Seelsorger kannte seinen Glauben an Christus, erkannte seine Umsetzung zeigt, dass er ihn kannte, an ihm arbeitete, ihn im täglichen Leben umsetzte und lebte. Er bietet dann Chancen und Herausforderungen. Bernhard Poether hat sie angenommen und mit seinem Leben bezahlt.
Widerstand
Der junge Kaplan setzte sich für die im Ruhrgebiet lebenden Polen ein. Damit leistete er Widerstand gegen die Nationalsozialisten. Die Polen wurden von ihnen als minderwertig angesehen.
Die Menschen wie Bernhard Poether, die ihre christliche Gesinnung bewahrten, nannte man Widerstandskämpfer. Sie waren bereit, ihr Leben für ihren Glauben zu opfern.
Autorin: Monika Kaiser-Haas