Die Gedenkorte
Bernhard-Poether-Haus in Bottrop, Im Flaßviertel 10
Zitat aus joseph-bottrop.de/leben/bernhard-poether
Hell, freundlich und einladend wirkt diese Wohnanlage mit insgesamt 44 Wohnungen, davon sind 18 Wohnungen für 2-Personen. Das Haus verfügt über einen Aufzug, alle Wohnungen mit Balkon, einer Küchenzeile, die Bäder sind barrierefrei. Die Haustür sowie alle Innentüren auf den Fluren öffnen sich automatisch. Das Flurlicht reagiert durch Bewegungsmelder.
Das Haus wird mit Fernwärme versorgt. Wohnungen für Einzelpersonen sind zwischen 41-50qm, die für 2-Personen zwischen 50-56qm groß.
Die Kirchengemeinde Sankt Joseph besaß das Grundstück, welches den Batenbrockern als „Pastors-Garten“ bekannt war. Mitte der 70-iger Jahre nahm der Kirchenvorstand den Plan auf, an dieser Stelle Seniorenwohnungen zu bauen, um insbesondere älteren Gemeindemitgliedern eine Heimat im Ortsteil zu bieten. 1978 stand diese Einrichtung mit 44 Seniorenwohnungen, Sporthalle, Töpferkeller, Kegelbahn und großzügiger Begegnungsstätte zur Verfügung und erfreut sich bis auf den heutigen Tag großer Nachfrage.
Bernhard Poether war 1939 Kaplan in Sankt Joseph und sehr beliebt. Weil er als Märtyrer für seinen Glauben im KZ Dachau 1942 mit seinem Leben bezahlte, erinnert die Gemeinde an diesen vorbildlichen Priester und schuf das „Bernhard-Poether-Haus“.
Bernhard-Poether-Haus in Hiltrup, Patronatsstraße 2
Am Samstag, dem 9. Juli 2022 weihte unser Bischof Felix Genn das Bernhard-Poether-Haus in Hiltrup, Patronatsstraße 2, in Anschluss an einen Gedenkgottesdienst an Kaplan Bernhard Poether feierlich ein.
Bernhard-Poether-Haus in Hiltrup, Zur alten Feuerwache 14-16
Das Bernhard-Poether-Haus beherbergt u. a. eine Wohngruppe der Altenhilfe GmbH
Bernhard-Poether-Straße in Hiltrup
aus https://www.stadt-muenster.de/ms/strassennamen/bernhard-poether-strasse.html
Stadtbezirk Münster-Hiltrup
Statistischer Bezirk Hiltrup-West
Lage im Stadtplan
Entstehung 1985 08.05.1985
Amtsblatt 13/1985 05.07.1985
Benannt nach Bernhard Poether, (1906-1942), Priester, der sich insbesondere für die polnische Bevölkerung eingesetzt hat.
Bernhard Poether, *01.01.1906 Datteln, †05.08.1942 KZ Dachau, Priester. Seine Kinder und Jugendjahre verbrachte Bernhard Poether von allem in Hiltrup. Nach der Volksschule besuchte er das Gymnasium Paulinum, auf dem er 1927 das Abitur ablegte. Poether studierte Theologie in Münster und Freiburg. 1932 empfing er die Priesterweihe. Nach verschiedenen Tätigkeiten als Kaplan und Pfarrer im Ruhrgebiet ging Poether nach Krakau. Dort vertiefte er seine Polnisch-Kenntnisse und erlernte die russische Sprache. Wieder zurück in Deutschland wurden ihm sein Engagement für die polnische Bevölkerung des Reviers und seine Sprachkenntnisse zum Verhängnis. Poether, der sich mit ganzer Kraft dem Wohlergehen der polnischen Bevölkerung zugewandt hatte, wurde 1939 als Staatsfeind verhaftet und in das Gefängnis von Bottrop gebracht. Da er sich weigerte, von der Polenseelsorge abzulassen, brachte man ihn in das KZ Sachsenhausen, wo er unbeschreiblichen Bestialitäten ausgesetzt war. 1941 verlegte man ihn, wie alle in Konzentrationslagern inhaftierte Priester, in das KZ Dachau. Dort starb Poether an den Folgen der unmenschlichen Behandlung und körperlicher Auszehrung.
Quelle: Detlef Fischer, Münster von A bis Z, Münster 2000
Bernhard-Poether-Weg in Bottrop-Batenbrock
Bernhard-Poether-Weg in Gladbeck
siehe heimatverein-gladbeck.de/.../Straßenlegendenschilder...pdf
daraus:
Bernhard-Poether-Weg
Ecke Heinr.-Krahn-Straße
Kaplan an Herz-Jesu 1936 - 1939
Einsatz für polnisch sprechende Katholiken; + 1942 im KZ Dachau
Familiengrab auf dem sog. „Alten Friedhof“ Sankt Clemens, Hiltrup
Das Familiengrab wurde 1935 eingerichtet:
Großvater Bernard Timpe
Mutter MariaPoether + 21.10.1935
Bruder Hermann Poether + 20.04.1937
Urne Bernhard Poether 1942
(Vater Heinrich Poether + 15.09.1945)
Schwester Maria Poether + 28.03.1980
Gedenkstein in Gladbeck-Zweckel
Direkt an der Herz-Jesu-Kirche wird Bernhard Poether gedacht, der während der NS-Zeit Kaplan in Herz-Jesu war.
Gedenktafel in Bottrop, Pfarrhaus Sankt Josef
Gedenktafel erinnert an ermordeten Priester
„Es gibt Menschen, deren Leben so bedeutsam war, dass wir sie nicht vergessen dürfen“, sagt Pfarrer Martin Cudak anlässlich der Enthüllung einer Gedenktafel am Pfarrhaus von Sankt Joseph in Batenbrock durch Bürgermeisterin Monika Budke.
Gestorben in Dachau
Der Geistliche erinnerte damit nicht nur an seinen Vorgänger, der vor 80 Jahren im Münsteraner Dom zum Priester geweiht und zehn Jahre später als Kaplan von Sankt Joseph im Konzentrationslager Dachau von den Nationalsozialisten ermordet wurde. Er erinnerte auch an den Aufruf des damaligen Bischofs von Essen und heutigen Oberhirten der Diözese Münster, Felix Genn, das Gedächtnis an Menschen wie Bernhard Poether und deren Lebenswerk stets lebendig zu erhalten und sie als Martyrer auch anzurufen.
Poether war 1939 vom damaligen Bischof von Münster, Clemens August Graf von Galen, nach Sankt Joseph geschickt worden, um dort vor allem die Seelsorge der polnischen Katholiken zu übernehmen. Kurz nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs wollte Poether auch auf Drängen der Nazis die Polenseelsorge nicht aufgeben. Er organisierte geheime Zusammenkünfte und setzte sich mutig für die Freilassung von Inhaftierten ein.
Allein das genügte den Nazis, um den Geistlichen am 22. September 1939 von der Gestapo festnehmen, verhören und foltern zu lassen. Später überstellte man ihn ins KZ Sachsenhausen. 1941 kam Poether in den berüchtigten Priesterblock des Lagers Dachau, wo er vor 70 Jahren an den Folgen von Folter, Unterernährung und Schikanen starb. Die offizielle Todesursache wurde damals - wie bei so vielen anderen Opfern auch - mit Herzschwäche angegeben. Die Urne mit der Asche wurde später in die Heimatpfarre des Priesters, die Sankt Clemens-Kirche in Hiltrup bei Münster gebracht.
Stolperstein seit 2007
In einer feierlichen Andacht in der Batenbrocker Kirche am Föhrenkamp gedachten nun die Gläubigen jetzt des Martyrer-Priesters, für den bereits 2007 ein „Stolperstein“ als Opfer des Nationalsozialismus in Sankt Joseph eingelassen worden war. Die „Stolpersteine“ entstanden auf Initiative von Bottroper Bürgern, die mit Hilfe von Stadtarchivarin Heike Biskup die Lebensläufe recherchierten. Ein weiterer „Stolperstein“ liegt seit 2009 auch vor der Herz-Jesu Kirche in Gladbeck, wo Poether vor seinem Amtsantritt in Bottrop als Kaplan tätig war.
Bis heute nach wie vor eindrucksvoll nimmt sich die Inschrift auf dem Kelch aus, den Bernhard Poether anlässlich seiner Priesterweihe erhielt: „Am Altare muss der Priester stehen, der nicht mit Worten allein, sondern durch die Tat das Volk ermahnt, zu bekennen und Zeugnis abzulegen.“
Quelle; WAZ 23.09.2012
Text der Gedenktafel:
Kaplan Bernhard Poether
1. Januar 1906 + 5. August 1942
- geboren in Datteln
- Priesterweihe am 17.12.1932 im Paulus-Dom, Münster
- gestorben im Konzentrationslager Dachau
Bernhard Poether
(1906- 1942)
Mit dieser Gedenktafel erinnert die Bevölkerung von Bottrop-Batenbrock an Kaplan Bernhard Poether, der am 4. April 1939 als junger Seelsorger, insbesondere für die "polnisch" sprechenden Gemeindeglieder nach Sankt Joseph Bottrop kam. Nicht zuletzt wegen seiner Seelsorge an den "sogenannten" polnischen Christen, zu der ihn sein Bischof Clemens August Graf von Galen beauftragt hatte, wurde Bernhard Poether am 22. September 1939 von der GESTAPO in diesem Pfarrhaus verhaftet und im Polizeigefängnis der Stadt Bottrop inhaftiert, verhört und gedemütigt.
Am 19. März 1940 wurde er ins KZ Sachsenhausen zur strengen Einzelhaft abtransportiert und von dort am 18. April 1941 in den "Priesterblock" ins KZ Dachau überführt. An den Folgen der Folter, der Unterernährung und der Schikanen starb er dort am 5. August 1942. Seine Urne mit der Asche aus Dachau fand 1992 in seiner Heimatpfarrkirche Sankt Clemens in Münster-Hiltrup eine würdige Stätte des Gedenkens.
2007 wurde vor der Sankt Joseph-Kirche für ihn ein "Stolperstein" ins Pflaster gelegt, ein weiterer 2009 vor der Herz-Jesu-Kirche in Gladbeck-Zweckel.
Die Inschrift seines Kelches anlässlich der Priesterweihe trägt die Inschrift:
"Am Altare muss der Priester stehen, der nicht mit Worten allein,
sondern durch die Tat das Volk ermahnt,
zu bekennen und Zeugnis abzulegen."
Dieses Eintreten für Christus und der gewaltsame Tod machen ihn zu einem Märtyrer und Vorbild für uns heute und nachfolgenden Generationen - eine Mahnung an uns:
"Gegen das Versessen!"
- Bottrop am 22. September 2012 -
Gedenktafel in Hiltrup, Am Klosterwald 3
Hier stand ehemals das Wohnhaus der Familie Poether
Einweihung der Tafel am 5. Februar 2017
Inschrift (Gedenktext mit Foto in einer Acrylglasfassung)
Kaplan Bernhard Poether
geboren am 1. Januar 1906 in Datteln
gestorben am 5. August 1942 im KZ Dachau
Bernhard Poether / wohnte seit 1912 an diesem Ort und erlebte hier seine Kindheit und Jugendzeit. / Am 17. Dezember 1932 empfing er im Dom zu Münster die / Priesterweihe. Als Kaplan im Ruhrgebiet leistete Poether Widerstand / gegen die Anordnungen des nationalsozialistischen Regimes.
Er nahm sich besonders der 'Ruhrpolen' an. Aufgrund dieses / Einsatzes wurde er am 22. September 1939, kurz nach dem Überfall / Hitler-Deutschlands auf Polen, in Bottrop inhaftiert und in die / Konzentrationslager Sachsenhausen und Dachau verschleppt.
Im Konzentrationslager Dachau starb Bernhard Poether als Märtyrer / am 5. August 1942.
Hiltrup hält die Erinnerung an diesen außergewöhnlichen Menschen / wach. Die Urne mit seiner Asche steht in unserer Pfarrkirche.
Kirchengemeinde St. Clemens
Gegen das Vergessen.
Gedenktafel in Hiltrup, Sankt-Clemens-Kirche
siehe auch denkmalprojekt.org/...hiltrup_st-clemenskirche...
Inschrift:
In diesem Zeichen
wirst Du siegen
BERNHARD POETHER
Opfer der NS-Diktatur
01.01.1906 Geboren in Datteln
17.12.1932 Priesterweihe im Dom zu Münster
26.12.1932 Primiz in St. Clemens zu Hiltrup
1932- 1939 Kaplan
im Ruhrgebiet und in Polen
22.09.1939 Haftbtginn in Bottrop
anschließend Konzentrationslager
Sachsenhausen und Dachau
05.08.1942 Als Märtyrer in Dachau gestorben
Seine Urne im Seitenaltar erinnert und mahnt.
Eine verlorene Gedenktafel und ein früher Brückenschlag
Die Suche nach einer ominösen Gedenktafel für Bernhard Poether führt zu einem vergessenen Zeitzeugen und zu einem bemerkenswerten Baustein deutsch-polnischer Erinnerungskultur
In früheren Veröffentlichungen über Bernhard Poether ist vielfach von einer Gedenktafel die Rede, den angeblich der Bund der Polen in Breslau 1960 gesetzt haben soll, um an Poether zu erinnern. Reinhold Otzisk berichtete davon 1979 in seiner Poether-Biographie und führt als Quelle eine nicht näher aufgeschlüsselte Abkürzung „WTK“ an. Auch Herbert Sowade nennt in seiner Biographie von 2015 die „Gedenktafel in Breslau“, die ein nicht näher bezeichneter „polnischer Bund“ gestiftet haben soll.
Diese Überlieferung gab Anlass zu vielerlei Vermutungen – und zur Suche nach dem Gedenkstein in Breslau. Doch Ort und Zeitpunkt lassen bereits vermuten, dass die Überlieferung so nicht stimmen kann. Gegen sie spricht auch die Überlegung, dass der „Bund der Polen in Deutschland“, 1922 gegründet, eine Auslandsorganisation war und ist – und dass es eher unwahrscheinlich ist, dass er ausgerechnet in der seit 1945 polnischen Stadt Breslau / Wrocław aktiv geworden sein soll, die nicht zu Poethers Lebensstationen zählt.
Zur Lösung des Rätsels führt das Kürzel „WTK“. Dahinter verbirgt sich, wie Recherchen in der Universitätsbibliothek Breslau / Wrocław ergaben, die Wochenzeitung „Wrocławski Tygodnik Katolików“, zu deutsch: Breslauer katholische Wochenzeitung. Sie wurde von der Breslauer Erzdiözese und der Laiengruppierung PAX zunächst in Breslau, seit 1958 in Warschau herausgegeben und erschien in einer Auflage von etwa 55.000 Exemplaren. Erster verantwortlicher Redakteur war Tadeusz Mazowiecki, der spätere erste nichtkommunistische Ministerpräsident Polens (1989-1990).
In der Ausgabe Nr. 8 vom 21. Februar 1960 findet sich an prominenter Stelle eine ausführliche Lebensbeschreibung in polnischer Sprache unter der Überschrift „Der Priester Bernhard Poether opferte sein Leben für die Gerechtigkeit“.
Autor des Textes war Jan Markowski. Er stellte sich im WTK vor als „ehemaliger Vertrauensmann bzw. Ombudsmann der Vereinigung der Polen der Stadt Bottrop“, der letzten Wirkungsstätte Poethers. Am Schluss seines Berichtes erwähnt Markowski die Gedenktafel:
„Den Polen wird er (Poether) für immer als ein Beispiel eines Menschen und Priesters bleiben, der Gerechtigkeit und Wahrheit über alles stellte. Auf der von der Vereinigung der Polen gestifteteten Erinnerungstafel zur Erinnerung an jene, die deren Leben für die ,polnischen Belange’ gelassen haben, steht Kaplan Bernhard Poether an erster Stelle. Die Erinnerung an ihn möge bleiben.“
Einen genauen Ort der Tafel nennt Markowski leider nicht. Dieses Rätsel also bleibt weiterhin offen. Alles deutet darauf hin, dass die Erinnerungstafel in Bottrop oder einer Nachbarstadt im Ruhrgebiet und sicherlich nicht in Breslau oder einem anderen Ort in Polen zu suchen ist. Ein entsprechender Suchaufruf in der WAZ vom 20. Oktober 2017 blieb bislang leider ohne Echo.
Immerhin ist Bemerkenswertes über den Autor Jan Markowski bekannt: Kurz nach der Veröffentlichung seines Textes im WTK schrieb er im März 1960 der Schwester Poethers einen Brief, verfasst in deutscher Sprache. Der Brief ist erhalten geblieben und wird im Bistumsarchiv Münster aufbewahrt, wurde aber bislang aufgrund eines Lesefehlers einem „Jan Machowsky“ zugeordnet. So konnte der Brief bislang nicht mit dem WTK-Bericht und der vermeintlichen Erinnerungstafel in Verbindung gesetzt werden.
In dem Brief an Maria Poether schrieb Markowski: „Ich war einer der neun Leidensgenossen, für die er (B. Poether) sein Leben einsetzte.“ Und weiter: „Im Bottroper Polizeigefängnis war er für uns wie ein vom Himmel gesandter Engel, der uns Trost gab, auch Zuversicht, dass die Rachegefühle der Nazis ein strafbares Ende haben werden.“
Den brieflichen Ausführungen zufolge blieb Markowski sechs Monate in Haft, anschließend zwei Jahre unter Gestapo-Aufsicht und später „bespitzelt bis zum Ende des Krieges“. In Bottrop erlebte er den Einzug der Amerikaner. 1949 verließ Markowski Deutschland, um „die letzten Jahre des Lebens in der Heimat Schlesien zu verleben“, wo er offenbar aufgewachsen war. In Polen verschlug es ihn aber aus nicht näher bekannten Gründen nach Stettin / Szczecin. Über seine Lebensumstände teilt er in dem Brief noch mit: „Bin jetzt 73 Jahre alt, bekomme Rente und habe mit Frau normale Lebensverhältnisse, habe einen Sohn mit sechs Enkelkindern“. Von Szczecin aus schrieb er 1960 den Brief an Poethers Schwester und kurz zuvor wohl auch den Bericht für den WTK.
Dieser Artikel Markowskis stellt ein bemerkenswertes Zeugnis dar – und das nicht allein des Inhaltes, sondern auch des Zeitpunktes wegen. Denn um 1960 gab es angesichts der tiefen Wunden aus der deutschen NS-Okkupation Polens sowie den Erfahrungen von Flucht und Vertreibung so gut wie keinen Austausch zwischen beiden Nachbarländern. Wie Markowski selbst, so überschritt auch sein Beitrag im WTK die Grenzen des Nationalen: Seine Lebensbeschreibung eines deutschen Geistlichen, der sich bei Kriegsbeginn „mutig für die unschuldig verhafteten Polen“ im Ruhrgebiet eingesetzt, also seinerseits Grenzen überschritten hatte, war zweifellos ein früher publizistischer Brückenschlag. Markowskis Text ist ein Beitrag, die tiefen Gräben der frühen Nachkriegszeit auf eine vielschichtige, komplexe Art zu überwinden – ein bescheidener, aber bemerkenswerter Baustein grenzüberschreitender Gedenk- und Erinnerungskultur, der seinerseits erinnerungswürdig ist.
PS: Die von Jan Markowski erwähnte Gedenktafel wird weiterhin gesucht. Sie dürfte nach allem bisher Bekannten zwischen 1945 und 1960 in Bottrop oder in einer anderen Stadt im Ruhrgebiet gesetzt worden sein. Wer Hinweise geben kann, melde sich beim Arbeitskreis.
Gisbert Strotdrees
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Dank an Dorota Trąbka, Biblioteka Uniwersytecka, in Wrocław für die großartige Unterstützung bei der Recherche, und an Peter und Bernadette Matheja, Münster-Hiltrup, für die Übersetzung des Zeitungsartikels von Jan Markowski.
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Quellen:
Jan Markowski: Ks. Bernard Poether oddał ẓycie za sprawiedlowosc. In: Wrocławski Tygodnik Katolików (WTK) vom 21. Februar 1960, S. 3.
Jan Markowski: Brief an Maria Poether vom (undatiert) März 1960. In: Bistumsarchiv Münster, Nachlass Poether, A 7. (Autorname bislang fälschlicherweise gelesen als „Jan Machowsky“ – Vgl. Quellenverzeichnis von H. Sowade In: E. Spieker (Hg.): Kaplan Bernhard Poether, S. 97.)
Art. Wrocławski Tygodnik Katolików. In: Wikipedia Polen (https://pl.wikipedia.org/wiki/Wrocławski_Tygodnik_Katolików) abgerufen am 20. Oktober 2019.
Michael Friese: Historiker sucht verschollene Gedenktafel. In: Westdeutsche Allgemeine Zeitung Essen, Lokalteil Bottrop, vom 20. Oktober 2017.
Stolperstein in Bottrop. Förenkamp 27
Der Kölner Künstler Gunter Demnig (geb. 1947 in Berlin) erinnert mit den Stolpersteinen an die Opfer der NS-Zeit, indem er vor ihrem letzten selbstgewählten Wohnort Gedenktafeln aus Messing in den Gehweg einlässt. "Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist", so das Motto des Künstlers.
aus dewiki.de/...Liste_der_Stolpersteine_in_Bottrop
Verlegedatum: 10. Oktober 2007
Inschrift: Hier wohnte
Bernhard Poether
Jg. 1906
Verhaftet 22.9.1939
KZ Dachau
Tot 5.8.1942
Stolperstein in Gladbeck, Kardinal-Hengsbach-Platz
Der Kölner Künstler Gunter Demnig (geb. 1947 in Berlin) erinnert mit den Stolpersteinen an die Opfer der NS-Zeit, indem er vor ihrem letzten selbstgewählten Wohnort Gedenktafeln aus Messing in den Gehweg einlässt. "Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist", so das Motto des Künstlers.
Kardinal-Hengsbach-Platz
45966 Gladbeck
Hier wohnte Bernhard Poether, Jahrgang 1906. Verhaftet 1939, 1940 Sachsenhausen, 1941 Dachau. Tot 5.8.1942
Stolperstein in Hiltrup, Am Klosterwald 3
Der Kölner Künstler Gunter Demnig (geb. 1947 in Berlin) erinnert mit den Stolpersteinen an die Opfer der NS-Zeit, indem er vor ihrem letzten selbstgewählten Wohnort Gedenktafeln aus Messing in den Gehweg einlässt. "Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist", so das Motto des Künstlers.
Der Stolperstein wurde am 16. Oktober 2012 eingelassen.
Siehe auch https://muenstertube.wordpress.com/tag/bernhard-poether-hiltrup
Bernhard Poether in Hiltrup – Stationen der Erinnerungskultur
Autor: Gisbert Strotdrees
Das Gedenken an Bernhard Poether in Hiltrup beginnt mit der Nachricht seines Todes in Dachau – und mit dem erzwungenen Schweigen unter dem Vorzeichen der NS-Diktatur und des Krieges. In der Pfarrkirche St. Clemens fand am Montag, 17. August 1942, ein Levitenamt statt, zu dem die Familie Poether „statt besonderer Anzeige“ eingeladen hatte. Die Zahl der Teilnehmer ist nicht bekannt. Zur Erinnerung an Poether wurden Totenzettel ausgegeben, deren Bildprogramm – der hl. Michael, ein Hirtenstab und -mantel mit Kanne – an die priesterliche Berufung des Verstorbenen erinnerten.
Die Urne mit der Asche des Verstorbenen wurde im Familiengrab auf dem Friedhof nahe der St. Clemens-Kirche beigesetzt, versehen mit dem schlichten Namenszug ohne weitere Angaben zu seinem Leben und zum Ort seines Todes.
Von Seiten des Bistums Münster fiel das Totengedenken 1942 denkbar knapp aus. Das Kirchliche Amtsblatt des Bistums vermeldete Poethers Tod unter der Rubrik „Personalveränderungen“ mit einer knappen Notiz, die nicht mehr als seinen Namen, sein Geburts- und Weihedatum, seinen letzten Aufenthaltsort („z.Z. Dachau“) und sein Todesdatum nannte.
In den Kriegs- und auch in den frühen Nachkriegsjahren blieb es in der Öffentlichkeit zunächst weitgehend still um Poether. Die Erinnerung an seine Person und sein Wirken verblasste. Dazu trug sicherlich der frühe Tod seines Vaters bei, der am 15. September 1945 bei einem Verkehrsunfall in Hiltrup ums Leben kam. Vereinzelt mühten sich Freunde und Geistliche wie Pfarrer Eduard Farwer oder sein Freund Ludwig Klockenbusch, die Erinnerung wachzuhalten. Ein überregionales Publikum erreichte erstmals der Geistliche Erich Kock, der am 1. November 1953 zum Festtag Allerheiligen im „Geistlichen Wort“ des Westdeutschen Rundfunks an Poethers Leben und Wirken erinnerte. Sein Radiobeitrag trug den Titel „Zeuge der Wahrheit“.
Biographie und Straßennamen
Die erste ausführlichere Biographie erschien erst 1979, mehr als 35 Jahre nach Poethers Tod. Sie war verfasst vom Geistlichen Reinhold Otzisk und wurde veröffentlicht in einer Schriftenreihe der „Historischen Gesellschaft Bottrop“. Anlass der Publikation war die Einweihung des Gemeindezentrums in Bottrop-Batenbrock, das 1979 nach Poether benannt wurde.
Benennungen sind ein weiterer wichtiger Bestandteil der Gedenkkultur, die zumindest den Namen und damit die Erinnerung an den KZ-Priester wachhalten. So wurden nach dem Gemeindezentrum in Bottrop-Batenbrock weitere kirchliche Einrichtungen in Gladbeck und Münster-Hiltrup nach Poether benannt. Auch Straßen wurden nach ihm benannt – in Bottrop, Gladbeck und in Münster-Hiltrup, also wiederum ausschließlich an Orten, die mit seinem Leben verknüpft sind. In Hiltrup wurde aus Anlass des 40. Jahrestages des Kriegsendes, am 8. Mai 1985, eine Straße in einem neuen Siedlungsgebiet im Westen des Ortsteils nach Poether benannt.
In diese Zeit fiel auch die Umbettung der Urne mit der Asche Poethers vom Alten Friedhof Hiltrup in den Seitenaltar der St. Clemens-Kirche. Über den genauen Zeitpunkt liegen unterschiedliche Angaben vor. Sie soll 1984, nach einer anderen Überlieferung bereits 1979 erfolgt sein. Damit rückte die Erinnerung an die Person Poethers und seine enge Verbindung zu Hiltrup stärker in das Bewusstsein der Kirchengemeinde und der Hiltruper Bevölkerung.
Ausstellung und Arbeitskreis
Dazu trug auch der biographische Beitrag über Poether im 1983 erschienenen „Hiltruper Lesebuch“, verfasst von Elisabeth Egger und Bärbel Reisener, sowie in der späteren, 1993 publizierten Ortschronik von Elisabeth Egger bei. Die Autorin, Lehrerin an der Ludgerus-Grundschule in Hiltrup, erarbeitete überdies gemeinsam mit Karl Schmidt eine Ausstellung, die Fotografien, Daten und Dokumente zum Leben und Wirken Poethers zusammentrug. Die Ausstellung wurde 1995 erstmals der Öffentlichkeit präsentiert und wurde bis 1997 in Hiltrup sowie in Münster am Gymnasium Paulinum gezeigt, das damit an einen seiner bekanntesten Schüler erinnert hat.
Seither galt die Ausstellung als verschollen. Erst Anfang 2019 wurde sie in einem Teilnachlass Elisabeth Eggers wiederentdeckt und im Hiltruper Museum restauriert, bevor sie im Juni 2019 erneut im Pfarrzentrum St. Clemens öffentlich gezeigt werden konnte.
Der 60. Jahrestag des Kriegsendes 2005 lieferte einen erneuerten Impuls in der öffentlichen Erinnerungskultur an die Zeit des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkrieges. Im Umkreis der Kirchengemeinden in Gladbeck, Bottrop und wenig später in Hiltrup entstanden Initiativen mit dem Ziel, das Leben und Wirken Poethers zu erkunden und die Erinnerung an ihn wachzuhalten. Die jeweiligen Gemeinden bzw. die dort aktiven Initiativen sind in einem lockeren Netzwerk verbunden und pflegen den wechselseitigen Austausch, etwa durch gegenseitige Besuche oder gemeinsame Veranstaltungen.
Im Dezember 2008 wurde in Münster-Hiltrup auf Initiative des emeritierten Pfarrers Ewald Spieker der „Arbeitskreis Bernhard Poether“ ins Leben gerufen, der seither von Spieker geleitet wird. Zentrale Aufgabe des Arbeitskreises ist es, an Leben und Wirken Poethers zu erinnern und das Gedenken in der Gemeinde und über sie hinaus wachzuhalten.
Zahlreiche öffentliche Vortragsabende, veranstaltet vom Arbeitskreis, haben sich mit der Geschichte und der Erforschung des Nationalsozialismus in Hiltrup, der „Ruhrpolen“ und der katholischen Jugendbewegung der 1920er Jahre, mit den Konzentrationslagern Dachau und Sachsenhausen oder auch mit Fragen des Priesteramtes, der Kirche und Familie befasst. Reisen und Tagesfahrten führten zu Lebensstationen Poethers, etwa nach Ciecina bei Krakau in Polen, nach Bottrop, Gladbeck, zur Jugendburg Rothenfels sowie an Poethers 75. Todestag in das ehemalige Konzentrationslager Dachau. Für 2020 ist eine Fahrt zum ehemaligen Konzentrationslager Sachsenhausen in Vorbereitung.
2011 wurde auf Anregung des Arbeitskreises die Gedenktafel in der St.-Clemens-Kirche in Hiltrup erneuert und an prominenter Stelle an der Nordostseite neu platziert.
Auf Initiative des Arbeitskreises wurde ein biographischer Sammelband erarbeitet, der 2014 im bistumseigenen Dialog-Verlag erschienen ist. Er enthält ein (erzählendes, gleichwohlwissenschaftlich fundiertes) „Lebensbild“, ein ausführliches Verzeichnis der Quellen und Archive sowie begleitende Aufsätze zur katholischen Jugendbewegung „Quickborn“, zur Geschichte der Minderheit der „Ruhrpolen“ sowie zum Kelch Poethers, der erhalten geblieben ist und in der St.-Marien-Kirche in Hiltrup-Ost aufbewahrt ist.
Der Arbeitskreis und die Kirchengemeinde St. Clemens erinnern in regelmäßigen Abständen in Gottesdiensten und Gedenkfeiern an besondere Lebensdaten Poethers, etwa die Jahresfeier seiner Primiz, Jahresgedenken seiner Inhaftierung und vor allem seines Todestages. Seit 2010 (?) wird seiner jeweils zum Monatsanfang in Gottesdiensten der Gemeinde in einem Gebet gedacht. Am 5. März 2018 fand dieses monatliche Gebetstreffen zum 100. Mal statt.
Stolpersteine und Gedenktafel
Eine besondere und in der Öffentlichkeit vielbeachtete Form der Erinnerungskultur sind die „Stolpersteine“, mit denen der Kölner Künstler Gunter Demnig zum individuellen Gedenken an Opfer der NS-Diktatur beiträgt. An Bernhard Poether erinnern gleich drei Stolpersteine, die Demnig an früheren Lebensstationen des Geistlichen platzierte – unter Vorbereitung und Mitwirkung der jeweiligen Kirchengemeinden und Initiativen:
- Im Oktober 2007 verlegte Demnig vor der St-Josef-Kirche in Bottrop, der letzten kirchlichen Wirkungsstätte Poethers, einen Stolperstein mit der schlichten Inschrift: „Hier wohnte Bernhard Poether – Jg. 1906 – verhaftet 22. 9. 1939 – KZ Dachau – tot 5. 8. 1942“. Aufgrund der begrenzten Fläche und der Vorgaben des künstlerischen Konzeptes Demnigs fehlen weitere Information zur Person, zum Grund seiner Verhaftung und zu den Umständen seines Todes.
- 2009 verlegte Demnig in Gladbeck-Zweckel vor der Herz-Jesu-Kirche einen weiteren Stolperstein, dieses Mal mit der leicht veränderten Inschrift: „Hier wohnte Bernhard Poether, Jahrgang 1906. Verhaftet 1939, 1940 Sachsenhausen, 1941 Dachau. tot 5. 8. 1942“.
- Am 15. Oktober 2012 schließlich verlegte Gunter Demnig in Hiltrup vor dem früheren Wohnhaus der Familie (Klosterwald 3), wo Poether seine Kindheits- und Jugendjahre verbracht hat, einen weiteren Stolperstein. Die Inschrift lautet: „Hier wohnte Bernhard Poether – kath. Priester – Jg 1906 – verhaftet 1939 – Polenseelsorge – Gefängnis Bottrop – 1940 – Sachsenhausen – 1941 Dachau – tot 5.8. 1942“.
Das ehemalige Wohnhaus wurde um 2015 abgerissen und durch ein neues Wohnhaus ersetzt. Dort wurde auf Initiative des Arbeitskreises B. Poether eine Gedenktafel aus Acrylglas angebracht.
Ehrung von Seiten des polnischen Staates
Ein besonders markantes Ereignis in der Erinnerungskultur an Poether stellte der offizielle Besuch der polnischen Generalkonsulin Jolanta Róża Kozłowska am 16. Januar 2012 in Hiltrup dar, mit dem sie Poethers Engagement für die Ruhrpolen würdigte.
Bereits im September 2009 hatte die Generalkonsulin dem Hiltruper Arbeitskreis ihren persönlichen Dank dafür ausgesprochen, dass er aus Anlass des 70. Jahrestages des Überfalls von NS-Deutschland auf Polen in einer Tagung an Poether erinnere. Das zeuge von einem Sinn für die Friedensbildung und Annäherung zwischen Deutschen und Polen, heißt es im Grußwort der Generalkonsulin. Poether, der sich für die ruhrpolnische Minderheit das Leben habe nehmen lassen, habe ein „Zeugnis des christlichen Mutes und der Würde“ gegeben. Sie bezeichnete ihn im Grußwort als „großen Helden“ in düsterer Zeit und zog eine Verbindung zum berühmten Brief der polnischen Bischöfe 1965 („Wir vergeben und bitten um Vergebung“).
2012 kam die Generalkonsulin persönlich nach Hiltrup und legte am Urnengrab Poethers in der Pfarrkirche in Hiltrup einen Kranz nieder. Dabei sagte sie unter anderem: „Er hat es verdient, dass man seinen Namen nicht vergisst. Das KZ Dachau ist auch das Grab tausender polnischer Staatsbürger und polnischer Geistlicher. Ich glaube, Poether gehörte zu einer geistigen Elite, die damals vom NS-Regime als besonders gefährlich eingestuft werden musste.“ Der Besuch der Generalkonsulin war die erste offizielle Ehrung von Seiten des polnischen Staates für Kaplan Poether.