Persönlichkeit
„Was wird meine Lebensaufgabe?“ Danach fragen viele Menschen, vor allem solche, die sich bewusst dem Leben stellen. Bernhard Poether hat schon in jungen Jahren, lange vor seinem Abitur, eine Lebensperspektive entwickelt, die noch heute staunen lässt. 1917 gab es in Russland die große Oktoberrevolution, das Land wurde fortan entchristlicht: Kein Weihnachtsfest mehr, der Glaube wurde immer mehr verdrängt. Das schmerzte viele Christen – in Russland und weit darüber hinaus. So wuchs bei dem Schüler am Paulinum in Münster der Wunsch, als Missionar nach Russland zu gehen. Bernhard Poether erlernte die russische Sprache, auf eigene Faust – als Autodidakt. Der Wunsch erhielt sich auch im anschließenden Theologiestudium, so gewann er seinen Freund Ludwig Klockenbusch, gemeinsam mit ihm Russisch zu lernen. Der Primizkelch von Bernhard Poether ist ein beredtes Zeugnis dieses Wunsches.
Seine Zeit in Polen
Ein tiefer missionarischer Geist erfüllte den noch jungen Priester. Nach den ersten Erfahrungen als Seelsorger in Südkirchen und Gelsenkirchen Buer regte sich der Wunsch, nach Polen zu gehen, um seine Sprachkenntnisse zu erweitern. Was Bernhard Poether als seine Aufgabe erkannte, das hat er umgesetzt. Er gewann die Zustimmung seines Bischofs, Clemens August von Galen war noch jung im Amt als Bischof von Münster. Mit seiner Zustimmung ging Kaplan Poether nach Krakau, um Russisch und Polnisch zu lernen. Sehr bald zeigte sich, dass der Weg nach Russland unerreichbar wurde, so kam er nach Deutschland zurück und erlebte bei seiner pastoralen Arbeit manchen Zwiespalt mit den Richtlinien der NS Diktatur . Bernhard Poether war ein aufrechter Mann, von seinen inneren Überzeugungen abzurücken, war nicht seine Sache. Er stand zu seinen Aufgaben und zu seiner Berufung, er ist den Weg seiner inneren Überzeugung gegangen – bis zum Schluss.
Bedrängende Erfahrungen
Rückgrat zeigte Kaplan Poether bei Auseinandersetzungen um den katholischen Religionsunterricht und in der Jugendarbeit. Im 3. Reich waren viele Verbotschilder aufgestellt. Auch der seelsorgliche Umgang mit den Menschen aus Polen, die im Ruhrgebiet arbeiteten, erwies sich zunehmend als gefährlich und bedrohlich. Kaplan Poether ließ sich nicht entmutigen, sein Christlicher Glaube stärkte ihn zum Widerstand und zu einem festen Eintreten für Benachteiligte, dazu gehörten vor allem die Polnisch stämmigen Menschen. „Ein Gemeindemitglied berichtete, dass Poether als wahrer Seelenhirte in der damaligen Zeit der Hetzte gegen die Polen keine nationalen Unterschiede kannte“. (Dr. Sowade S. 56). Sein tiefer Sinn für Gerechtigkeit und sein unermüdlicher Einsatz für Menschen aus Polen, die im Ruhrgebiet arbeiteten, brachten ihn ins Gefängnis und anschließend in die todbringende Gewalt der Konzentrationslager Sachsenhausen und Dachau.
Welche Persönlichkeit Bernhard Poether auszeichnete, zeigte sich in folgender Überlieferung: Im Gefängnis in Bottrop haben ihn 2 junge Gestapobeamte vor folgende Alternative gestellt: „Wem würden Sie in einer Notlage helfen, dem Deutschen oder dem Polen?“ Seine Antwort: „Dem, der die Hilfe am meisten braucht“ verschloss endgültig das Tor zur Freiheit. Hier zeigt sich seine christliche Überzeugung, die er in der Kindheit empfangen und im Laufe seines Lebens zu einer tiefen Reife und Christusähnlichkeit entwickelt hat. Als Priester und Märtyrer war es ihm wichtiger, das Leben anderer zu retten als die eigene Haut.