Der Kelch von Bernhard Poether
Priester lassen sich für ihren priesterlichen Dienst vor der Priesterweihe häufig einen Kelch individuell gestalten. Der Kelch von Kaplan Bernhard Poether ist geprägt von seinem Lebensprogramm, das er in seinem Herzen hatte. Er ließ es auf seinen silbernen Kelch von dem jungen Silber- oder Goldschmied Hein Wimmer aus Köln eingravieren. Der Künstler schuf es in Absprache mit Bernhard Poether zu einem einmaligen Kelch von hoher künstlerischer Ausdruckskraft.
Beschreibung – Welch ein Programm?
Ein russisches Kreuz prägt den Fuß des Kelches. Daneben stehen zwei Heilige: Cyrill und Methodius. Die beiden Brüder wirkten gemeinsam ab 863 nach Christus als Missionare bei den Völkern des Ostens in Mähren und Ungarn. Cyrill übersetzte biblische und liturgische Texte in die Sprache des Volkes. Er entwickelte die nach ihm benannten cyrillischen Schriftzeichen, die noch heute z.B. in Russland verwendet werden. Diese beiden Heiligen sind ihm Bernhard Poether zum Vorbild geworden. Die missionarische Berufung von Bernhard Poether ist auf seinem Kelch damit ausdrucksstark gestaltet.
Jesus Christus – die Kraftquelle
Neben dem russischen Kreuz stehen in kyrillischer Schrift die Worte:
„Jesus Christus, Du wirst siegen“.
Das Kreuz und der Ostersieg Jesu Christi sind seine Kraftquelle. Aus diesem Glauben erwächst das Wort des heiligen Cyprian auf der Rückseite des Kelches:
„Am Altare muss ein Priester stehen, der nicht mit Worten allein, sondern durch die Tat das Volk ermahnt, zu bekennen und Zeugnis abzulegen“.
So lautet das Lebensprogramm von Bernhard Poether, das ihn bis letztendlich ins Konzentrationslager Dachau führte. In Seinen tiefen Glauben legt er bis zu seinem Tod als Glaubenszeuge. Er stirbt als Märtyrer im Konzentrationslager Dachau am 5. August 1942.
Der Knauf des Kelches
Tauben picken an Trauben, dieses Bild ziert den Knauf: Menschen empfangen Lebenskraft aus dem Blut Jesu Christi. Eine prophetische Vision: Der Empfangende wird dem Spender ähnlich. Glaube – Kunst – Leben: Sie bilden eine Einheit auf diesem Kelch und ebenso im Leben von Kaplan Bernhard Poether.
Ein Zwilling
Sehr ähnlich dem Kelch von Bernhard Poether ist ein zweiter Kelch: Der Kelch seines Freundes Ludwig Klockenbusch. Sie wirken auf den Betrachter wie ein Zwillingspaar. Die befreundeten Diakone empfingen zusammen am 17. Dezember 1932 im Dom zu Münster die Priesterweihe. Die kunstinteressierten jungen Theologen wählten den Künstler Hein Wimmer für die Gestaltung ihrer Kelche. Beide Kelche werden in der Gemeinde Sankt Clemens in Münster Hiltrup verwahrt.
Siehe das Kapitel "Ewald Spieker: Der Kelch von Kaplan Poether" im Buch Kaplan Bernhard Poether (1906-1942): KZ-Priester des Bistums (Seite 133 bis 136)