Die Familie Poether (insbesondere seine Eltern und Geschwister)
Am Neujahrstag des Jahres 1906 wurde Bernhard Heinrich Poether als drittes und jüngstes Kind des „Postmeisters“ Heinrich Poether und seiner Frau Maria geb. Timpe in Datteln geboren. Der Vater stammte aus Waltrop, die Mutter aus Iburg. Sowohl der mütterliche als auch der väterliche Zweig der Familie waren religiös geprägt – es gab auch mehrere Priester in Poethers Verwandtschaft. Seine Mutter soll nach der Geburt ihres Jüngsten den Wunsch geäußert haben, dass auch er einmal Geistlicher werden sollte.
Die junge Familie wechselte, wohl aufgrund der beruflichen Tätigkeit des Vaters, mehrfach den Wohnsitz. Die beiden älteren Geschwister – Hermann und Maria – waren in Gelsenkirchen zur Welt gekommen. Als Bernhard vier Jahre alt war, zog die Familie von Datteln nach Horstmar um, zwei Jahre später wurden die Poethers in Hiltrup sesshaft und bezogen ein Haus in der ehemaligen Klosterstraße, heute „Am Klosterwald“. Im gutbürgerlichen Heim der Familie stand ein Klavier, und es gab auch eine stets wachsende Bibliothek.
Die Dienststelle des Vaters lag ganz in der Nähe an der damaligen Bahnhofstraße, heute Marktallee. Für einige Zeit bekleidete er auch das Amt des Hiltruper Bürgermeisters. Sein älterer Sohn Hermann arbeitete später in der Sparkasse an der Bahnhofstraße. Die Tochter Maria wurde Gemeindeschwester bzw. Seelsorgehelferin in Cuxhaven.
Bernhard Poethers Mutter erlebte noch die Priesterweihe ihres Sohnes im Jahre 1932, starb aber bereits 1935. Ihr ältester Sohn Hermann war da schon schwer krank – er erlag 1937 einem Nierenleiden, erst 34 Jahre alt. Mutter und Bruder blieb es also erspart, die letzte und schwierigste Phase in Bernhard Poethers Leben zu begleiten.
Als er kurz nach Kriegsbeginn (im September 1939) in Bottrop inhaftiert wurde, lebten nur noch Vater und Schwester. Im Juni 1940 schickte Heinrich Poether eine Eingabe an die Parteizentrale, in der er um die Entlassung seines Sohnes aus der Haft bat. Er bekam die Antwort, sein Gesuch sei an die Gestapo in Berlin weitergeleitet worden. Kurz darauf wurde Bernhard Poether ins Konzentrationslager Dachau gebracht.
Sein Vater schickte ihm regelmäßig Geld – die inhaftierten Priester galten als „beurlaubt“ und bekamen keine Gehaltszahlung von der Diözese – und schrieb ihm, so oft es ihm erlaubt wurde. Dieser Briefwechsel durfte nur unter der Bedingung aufrechterhalten werden, dass der Sohn betonte, es gehe ihm gut und in seinen Briefen kein Wort über die Zustände im Lager verlor. Gerade dann aber, wenn Bernhard Poether von seiner Heimat schrieb und die Idylle des häuslichen Gartens beschrieb, konnte man zwischen den Zeilen lesen, wie es um ihn bestellt war. Bis zu seinem letzten Brief betonte er, dass er täglich die Anliegen der Familie vor Gott trage und Vater und Schwester in Gedanken begleite.
Vom Tod seines Sohnes am 5. August 1942 erfuhr Heinrich Poether erst einige Tage später – Bernhard Poethers Nachfolger als Kaplan in Bottrop überbrachte dem Vater die Nachricht persönlich, die mit der Mitteilung verbunden war, die Familie könne die Urne mit der Asche des Verstorbenen gegen Zahlung von 18 RM erhalten.
Für den 17. August 1942 lud die Familie zum Levitenamt für den verstorbenen Bernhard Poether in die Hiltruper Clemens-Kirche ein. Die Urne wurde auf dem Friedhof an der damaligen Münsterstraße, heute Hohe Geest, in der Familiengruft der Poethers beigesetzt. In diesem Familiengrab, das sich noch heute auf dem Alten Friedhof befindet, haben Bernhard Poethers Eltern und Geschwister sowie seine Großeltern mütterlicherseits ihre letzte Ruhe gefunden. Der Künstler Hein Minkenberg gestaltete eine eindrückliche Christusfigur für die Gruft. – Bernhard Poethers Urne wurde später in die St. Clemens-Kirche überführt.
Am 24. August 1942, eine Woche nach den Begräbnisfeierlichkeiten, bekam der Vater die Habseligkeiten seines Sohnes zugeschickt, die dieser im Lager hatte behalten dürfen.
Auch nach dem Tod seines jüngsten Sohnes besuchte Heinrich Poether jeden Morgen die Frühmesse und übernahm häufig den Ministrantendienst. Anschließend begab er sich zum Familiengrab, um dort der verstorbenen Angehörigen zu gedenken. Wenige Monate nach Kriegsende, am 15.September 1945, wurde er auf dem Weg zur Kirche von einem Militärfahrzeug erfasst und tödlich verletzt.
Maria Poether, die nun als Einzige aus der Familie noch am Leben war, kam in der Nachkriegszeit als Seelsorgehelferin in ihre Heimat zurück. Sie kümmerte sich, wie Doris Rampanelli, die frühere Pfarrsekretärin, berichtete, z.B. um Pakete für Bedürftige, um die Messdiener, die sie häufig mit heißem Kakao versorgte, leitete die Borromäus-Bücherei und übernahm zu Beginn der 50iger Jahre die Leitung einer Gruppe junger kath. Mädchen. Jede Woche trafen sie sich im Wohnzimmer von Maria Poether, die nach ihrer Rückkehr nach Hiltrup das elterliche Haus bezogen hatte, wurden auch von ihr bewirtet und zu guten Gemeindemitgliedern herausgebildet. Fragen nach dem Schicksal ihres Bruders beantwortete sie nur knapp, sprach niemals aus eigenem Antrieb von ihm. Frau Rampanelli ist davon überzeugt, dass sie das schwere Leiden ihres Bruders nicht verarbeiten konnte und seinen Nachlass vernichtete, weil die Erinnerung zu schmerzlich für sie gewesen sei. Dass sie den Kelch ihres Bruders in die 1955 gegründete Marien-Gemeinde in Hiltrup-Ost gab, hing wohl damit zusammen, dass sie mit dem dortigen Pfarrer Ensink, der vorher Kaplan in der St. Clemens-Gemeinde gewesen war, und seiner Schwester Elisabeth eng befreundet war – sie hatte auch die oben genannte Pfarrjugendgruppe von ihm übernommen.
1965 kam Ursula Jungeblut, die Nachfolgerin von „Schwester Maria“, wie Maria Poether in Hiltrup genannt wurde, in die St. Clemens-Gemeinde, und die verdiente Seelsorgehelferin ging in den Ruhestand. Sie spendete großzügig für den Bau des neuen Jugendheimes und vererbte ihr elterliches Haus an die Schönstatt-Bewegung, der sie sehr verbunden war.
Maria Poether starb 1980 in Hiltrup.