Zwei wirkliche Freunde
Bernhard Poether und Ludwig Klockenbusch waren als Freunde eng verbunden. Kennengelernt haben sie sich während ihres Thelogiestudiums in Münster. Klockenbusch war 2 Jahre jünger als Poether, geweiht wurden sie am gleichen Tag in Münster (17.12.1932).
Persönlich habe ich Dr. Klockenbusch kennengelernt während meiner Kaplanszeit in der Gemeinde Sankt Mauritz, Münster (1970 – 1974). Damals wurde noch viel gebeichtet, in einer Beichtpause am Samstagnachmittag kam Dr. Klockenbusch regelmäßig zu mir in die Kaplanei. Oft kam in dieser Zeit das Gespräch auf seinen Freund Bernhard Poether; ich muss gestehen, damals war mein Interesse für Bernhard Poether noch gering. Es ist enorm gewachsen, als ich seit 2003 in Hiltrup seine Spuren und sein Glaubenszeugnis persönlich entdeckte.
Schon während seiner Schulzeit hat Bernhard Poether die russische Sprache erlernt, um als Missionar nach Russland gehen zu können, in der Studienzeit hat er Ludwig Klockenbusch gewonnen, mit ihm diese Sprache zu erlernen; die Freundschaft hat diesen Versuch, der wohl nicht lange währte, lange überdauert. Das gemeinsame Interesse an der Kunst hat die Freunde verbunden und geprägt. Klockenbusch war sein Leben hindurch ein Mann besonderer Prägung: An der Kapitelstraße in Münster hat er sich ein Haus gebaut mit einer besonders modern ausgeprägten Architektur; er war und blieb bis zum Ende weltoffen, modern und ein Mann mit großer Offenheit für die Fragen der Zeit.
Beide Priesteramtskandidaten ließen vor ihrer Weihe ihre Kelche arbeiten von dem damals noch sehr jungen Silberschmied Hein Wimmer. Die zwei Kelche sind wie Geschwister und doch verschieden, wie Geschwister sein können. Der Kelch von Bernhard Poether gibt Zeugnis von seinem Lebensprogramm, von seinem Wunsch, Menschen im kommunistischen Russland den christlichen Glauben zu bezeugen. (S. 133)
Der Kelch von Ludwig Klockenbusch ist von edler Gestalt: Eine weit geöffnete Cuppa mit einer stilisierten Taube auf dem Fuß des Kelches, sie versinnbildlicht: Was mit dem Kelch zelebriert wird, ist Werk des Heiligen Geistes. Der knappe, modern anmutende Schriftzug unterstreicht diese Bitte: ‚Veni sanctificator – Komm Heiligmacher’.
Dr. Ludwig Klockenbusch engagierte sich später als Vorsitzender der Kunstkommission im Bistum Münster, so nahm er als Kunstexperte verantwortungsbewusst Einfluss auf die künstlerische Gestaltung von Kirchen. Er gewann Hein Wimmer mehrfach für die Gestaltung liturgischer Räume, so z.B. bei der Neugestaltung der Kapelle im Collegium Borromaeum und in der Ludgeri-Kirche.
Die Freundschaft dieser zwei Priester hat sich lange erhalten. Als Kaplan Poether im Gefängnis in Bottrop inhaftiert war, hat Ludwig Klockenbusch ihn besucht. Er war in Kontakt mit Familie Poether, als Bernhard in den Konzentrationslagern Sachsenhausen und Dachau, fast ohne Außenkontakte, sein Leiden durchstand.
Als Mutter Poether schon im Jahr 1935 verstarb, war Ludwig Klockenbusch der Familie und seinem Freund eng verbunden, bei der Auswahl eines Künstlers für die Gestaltung des Grabsteins war er hilfreich nahe. Hein Minkenberg war beiden bekannt und hat den Stein mit dem Bild des Auferstandenen ausdruckstark gestaltet. Ludwig Klockenbusch blieb auch nach dem Tod von Bernhard im Kontakt mit Familie Poether.
Dr. Klockenbusch war mit Bischof Dr. Lettmann über lange Jahre in einem Conveniat zusammen. Bischof Lettmann erzählte mir: „Unzählige Male hat Ludwig von seinem Freund Bernhard Poether erzählt“. Vor seinem Tod hat Dr. Klockenbusch seinen Kelch an Bischof Dr. Lettmann vermacht, dem Diözesanbischof von Münster. Ich habe erst spät davon gehört und erst kurz vor dem Tod von Bischof Dr. Lettmann mit ihm über diesen Kelch gesprochen. Ich habe in dem Gespräch gefragt: „Muss der Kelch immer im Bischofshaus verbleiben, wo er doch nicht genutzt wird?“ „Nein, das muss nicht sein“, war die kurze und bündige Antwort des Bischofs. Später habe ich Bischof Dr. Genn diese Antwort weitergegeben, er übergab mir diesen Kelch leihweise für die Gemeinde Sankt Clemens in Münster Hiltrup. So sind die Kelche dieser beiden kunstinteressierten Freunde in einer Gemeinde zusammengeführt. Beide werden bei Gottesdiensten genutzt. So wirkt die freundschaftliche Verbundenheit weiter, über beider Tod hinaus.
Ewald Spieker
Weiterführende Literatur:
Ewald Spieker: Kaplan Bernhard Poether. dialogverlag,Münster