(Texte aus der Messe im Gedenken an Bernhard Poether in Bottrop St. Joseph am Sonntag 7.08.22; Danke schön an Herrn Lukas Bischoff, Mitglied im PGR der Gemeinde St. Joseph in Bottrop)
Bernhard Poether wurde 1906 in Datteln geboren und wuchs mit zwei Geschwistern in Hiltrup auf. Durch seine Familie wurde er früh im katholischen Glauben geprägt. Er absolvierte sein Abitur und widmete sich danach dem Studium der Theologie und wurde am 17. Dezember 1932 zum Priester geweiht. Nach kurzen Jahren des Wirkens in Deutschland, ging Bernhard Poether nach Polen, wohl auch, weil er gerne die polnische Sprache lernen wollte. 1936 kehrte er nach Deutschland zurück und wurde Kaplan in der Gemeinde Herz-Jesu in Gladbeck-Zweckel, bevor er im April 1939 nach Bottrop, hier in die Gemeinde St. Joseph, versetzt wurde. Er feierte hier Gottesdienst und nahm am Gemeindeleben teil, wie Fotos aus dem Kirchenarchiv belegen. Er setzte sich schon seit seiner Rückkehr aus Polen besonders für die hier lebenden Deutsch-Polen ein, die immer mehr unter der Herrschaft und Ablehnung der Nationalsozialisten litten. Er ließ sich vom Nazi-Regime nicht einschüchtern und setzte sich für die Freilassung eines unschuldig inhaftierten polnischen Mannes ein, wurde dann aber wenige Tage später selbst auf den Stufen des Pfarrhauses hier in St. Joseph durch die Gestapo verhaftet und ins Polizeigefängnis Bottrop verbracht. Hätte er sich von der Seelsorge für die Polen losgesagt, dann hätte er wahrscheinlich freikommen können. Doch er weigerte sich dies zu tun. Nach einem halben Jahr im Polizeigefängnis und einigen letzten Treffen mit dem damaligen Pfarrer der St. Joseph Gemeinde Wilhelm Bruns, die dieser niederschrieb und die bis heute im Kirchenarchiv erhalten sind, wurde Poether ins Konzentrationslager Sachenhausen nahe Berlin gebracht und später ins KZ Dachau verlegt.
Dort lebte er nicht nur seinen Glauben in Form von Messen mit anderen Insassen, sondern gerade den Ausdruck seines christlichen Glaubens weiter. Er nahm oft die harte Aufgabe auf sich, den Kessel mit Essen für seine Baracke zu holen. Er scheute vor Arbeit nicht zurück, auch als er selbst schon stark geschwächt war.
Poether weigerte sich seinen Dienst für die Polen aufzugeben. Auch im KZ lebte er seinen Glauben weiter, setzte sich für andere ein und nahm die härtesten Aufgaben auf sich. Am 5. August 1942, vor 80 Jahren, starb Bernhard Poether, verlassen von all seinen Kräften in der Gefangenschaft der Nationalsozialisten.
So beschreibt ihn ein Satz der heutigen Lesung, der gar nicht besser passen könnte: „So erwartet dein Volk, die Rettung der Gerechten und den Untergang der Feinde.“
Bernhard Poether hat sich nicht einer Schwäche hingegeben, die der leichtere Weg für ihn gewesen wäre. Er hätte die Umstände und das Unrecht der Nazis akzeptieren können und sein eigenes Leben gerettet.
Doch Bernhard Poether hat eine ganz besondere Stärke gezeigt und sich nicht einschüchtern lassen und trotz großer Gefahr für Akzeptanz und Toleranz gekämpft. Er hat Nächstenliebe gelebt.
Und wer, wenn nicht wir, die im Andenken an Menschen wie Bernhard Poether, der uns diese Stärke – wahrscheinlich nicht immer in Perfektion, aber sogar unter Hingabe seines eigenen Lebens gezeigt hat - wer, wenn nicht wir haben die besten Voraussetzungen, seinem Beispiel folgend jeden Tag unser Herz dafür zu geben diese Stärke in die Welt zu tragen.
Denn Bernhard Poether mahnte schon in der Inschrift seines Kelches „nicht durch Worte allein, sondern durch die Tat zu bekennen.“ Und das ist ein zeitloser Rat für mehr Offenheit und Nächstenliebe.
Fürbitten:
Wir bitten für alle Menschen, die damals wie heute unter Krieg und Grausamkeit leiden. Gib uns die Kraft für Frieden und Gerechtigkeit einzustehen.
Wir bitten für alle Menschen auf der ganzen Welt, die auch heute noch Diktatur und Unterdrückung erfahren. Gib ihnen Hoffnung und die Kraft für Freiheit zu kämpfen.
Wir bitten für alle Opfer des Holocaust. Für alle Menschen, die systematisch in Konzentrationslagern und auf andere Weise ermordet wurden. Lass uns diese schrecklichen Taten nie vergessen.
Wir bitten für alle, die damals dem Nazi-Regime Widerstand geleistet haben, in kleinen und in großen Taten. Lass sie ein Vorbild für uns sein, wenn wir heute noch Ausgrenzung, Antisemitismus und Unterdrückung erfahren.
Wir bitten heute ganz besonders für Bernhard Poether, der dir treu gedient hat bis zu seinem letzten Tag und der die Werte des christlichen Glaubens trotz Widerstands gelebt hat. Möge er seinen Frieden bei dir gefunden haben. Wir bitten auch, dass er und seine Taten nicht vergessen werden, sodass noch in vielen Jahren an ihn erinnert wird.