Einige der letzten Briefe, die Kaplan Bernhard Poether im Sommer 1942 aus dem Konzentrationslager Dachau an seinen Vater und seine Familie geschrieben hat, waren bekannt. Neu entdeckt wurden im vergangenen Jahr zwei Briefe, die er kurz vor seinem Tod geschrieben hat (gest. 05. August 1942): sie lagen im Archiv der Gemeinde St. Joseph in Bottrop, in dieser Gemeinde hatte Kaplan Poether seine letzte Kaplanstelle.
Herr Michael Grottendieck hat als Historiker und Journalist in einer umfangreichen Arbeit diese Briefe eingeordnet und bewertet. Diese Arbeit bringt neues Licht in die letzten Lebenswochen von Kaplan Poether; er bewertet seine Persönlichkeit auch aus schriftlichen Eindrücken von Mitgefangenen.
Ein Zitat aus dem neu entdeckten Brief vom 28. Juni 1942: „ … Gesundheitlich kein Grund zur Klage. Wetter nach dem zeitweise etwas rauem Frühjahr jetzt prächtig. Meisen und Falter hier im herrlichsten Sommerkleid. Aber ich sehne mich nach Euch, nach unserem lieben Daheim. Wann wird sich diese Sehnsucht einmal erfüllen? Doch wir wollen unser Leid tragen so mein Gott es von uns will.“
Selten schreibt Kaplan Poether von seinem Leid, das er tragen muss. Wahrscheinlich durfte er auch nicht davon schreiben, da die Briefe im Konzentrationslager zensiert wurden.
Neben den Briefen, die Herr Grottendieck bewertet und einordnet, stellt er auch Voten von Zeitzeugen aus dem Konzentrationslager zusammen, von Menschen wie beispielsweise Hermann Scheipers (1913 – 2016), die Kaplan Poether als Glaubenszeugen beschreiben, der reif ist für das Martyrium. Der letzte Abschnitt aus Grottendiecks Arbeit lautet: „In den verschiedenen, hier vorgestellten Schreiben ist ein hohes Maß an Übereinstimmung in den Würdigungen von Kaplan Poether deutlich geworden. Er wird als tiefgläubiger Mensch beschrieben, der mit Freude seine Tätigkeit als Priester ausgeübt hat. Er hat mit anderen und für andere gelebt. Er hat das Leid, das ihm im Gefängnis und den Konzentrationslagern Sachsenhausen und Dachau widerfuhr, angenommen und war bereit, seinen Weg bis zum Martyrium zu gehen.“
Ewald Spieker
PS: Wer mehr über diese Arbeit nachlesen möchte, kann diese gern bei Pfr. Spieker ausleihen.