WN-Ausgabe Münster-Hiltrup am Donnerstag, 15.12.2022. Von Peter Sauer
Bernhard Poether wurde am 17. Dezember 1932 im Dom zu Münster zum Priester geweiht. 90 Jahre später erinnert die kath. Kirchengemeinde St. Clemens daran mit einem besonderen Gottesdienst.
Vorbilder gibt es viele, in allen Generationen. quer durch alle Lebensbereiche. Aber ein Vorbild, dass durch sein aufopferungsvolles Engagement für andere Menschen sein eigenes Leben geopfert hat, findet man eher selten.
Für den emeritierten Pfarrer Ewald Spieker ist solch ein Vorbild Bernhard Poether. Als Häftling Nr. 24479 starb Poether am 5. August 1942 im Konzentrationslager Dachau. Zehn Jahre zuvor, am 17. Dezember 1932 wurde er in Münster zum Priester geweiht.
Die katholische Kirchengemeinde St. Clemens erinnert am Samstag 17. Dezember in tiefer Verbundenheit an diese Priesterweihe. Weihbischof em. Dieter Geerlings feiert mit Pfarrer Mike Netzler und Diakon Daniel Werner um 18:30 Uhr in der Pfarrkirche ein Pontifikalamt als Konzelebration. "Solch eine gemeinsame Feier mit mehreren Geistlichen ist sehr selten", sagt Ewald Spieker.
Bernhard Poether, der seine Schulzeit in Hiltrup (Volksschule) und Münster (Gymnasium Paulinum) verbrachte, studierte Theologie in Münster und Freiburg. In Bottrop und Gladbeck engagierte sich Kaplan Poether für die Minderheit der ruhrpolnischen Bevölkerung. Die Gestapo verhaftete ihn. Der Seelsorger hatte sich gegen die willkürliche Verhaftung polnischer Katholiken gewehrt. Poether kam erst ins KZ Sachsenhausen, dann ins KZ Dachau. Dort starb er am 5. August l942, völlig entkräftet. Nach Drill, harter Feldarbeit und kargen Hungerrationen wog er nur noch 44 Kilo.
Das Gedenken an die Priesterweihe vor 90 Jahren soll nicht nur die Erinnerung „ewig wachhalten". sondern Bernhard Poether im Hier und Jetzt verankern, so Ewald Spieker im Gespräch mit dieser Zeitung.
Poether ist für ihn ein großes Vorbild, weil er anderen selbstlos geholfen hat: in seinem Tun, als Christ und als Priester. Mit großer Gottesliebe. Ohne Wenn und Aber. Gegen das politische Diktat der Nationalsozialisten. Unter Gefährdung des eigenen Lebens. Bis zuletzt im festen Glauben an praktizierte Nächstenliebe.
"Priesterweihen gibt es heutzutage nur noch wenige", sagt Ewald Spieker. "Früher wurden im gesamten Bistum Münster in einem Jahr mehr als 50 Priester geweiht. 2023 gibt es im Bistum keine einzige Priesterweihe. Es kommt kein Nachwuchs mehr nach. Die Zahlen sind sehr rückläufig", sagt der 86-Jährige. Für ihn ist Bernhard Poether Maßstab und Gradmesser eines Priesters und Christen aus tiefster Überzeugung.
Und solch einen Menschen brauche die Kirche in Zeiten von Missbrauchsskandalen und Kirchenaustritten mehr denn je - wenn auch nur als Vorbild.