Vor zwei Jahren, 2020, hat sich die Deutsche Bischofskonferenz mit einem bemerkenswerten Satz zu einer Mitverantwortung der katholischen Kirche am Vernichtungskrieg des „Dritten Reiches“ bekannt. Der Satz lautete: „Indem die Bischöfe dem Krieg kein eindeutiges ‚Nein‘ entgegenstellten, sondern die meisten von ihnen den Willen zum Durchhalten stärkten, machten sie sich mitschuldig am Krieg.“
Diese Aussage überrascht, war doch das Selbstbild des deutschen Katholizismus lange von der Vorstellung geprägt, ein Hort des Widerstands gegen die NSDAP und das NS-Regime gewesen zu sein. Das galt umso mehr für Westfalen, wo Münsters Bischof von Galen 1941 durch seinen öffentlichen Protest gegen Klostersturm und Euthanasie zum Symbol kirchlicher Widerständigkeit gegen die Verbrechen des NS-Regimes wurde.
Prof. Dr. Markus Köster wird in seinem Vortrag, mit Fotografien und Filmausschnitten illustriert, die Entwicklung des komplexen Verhältnisses von katholischer Kirche und Nationalsozialismus in Westfalen nachzeichnen. Köster wird dabei auch die kontroversen Debatten nach 1945 um die Rolle des Katholizismus im NS-Staat zwischen Kollaboration und Widerstand in den Blick nehmen.
Vortrag von Prof. Dr. Markus Köster
Ort: Münster-Hiltrup (Alter Pfarrhof, an der Alten Kirche 11)
Zeitpunkt: Mittwoch, 8. Juni, um 20 Uhr
Der Vortrag findet statt im Rahmen der Erinnerungsreihe „Bernhard Poether: 90. Jahrestag Priesterweihe – 80. Jahrestag Tod im KZ Dachau“.
Zum Referenten: Prof. Dr. Markus Köster ist Zeithistoriker und leitet das LWL-Medienzentrum für Westfalen in Münster. Er beschäftigt sich seit vielen Jahren mit der Geschichte des Katholizismus in Westfalen. Zuletzt hat er über die Clemensschwester Laudeberta geschrieben, die Bischof von Galen 1941 über die bevorstehenden „Euthanasie“-Transporte von Patienten der Klinik Marienthal informiert hat.