Vor 110 Jahren wurde Karl Leisner in Rees geboren. Er studierte in Münster Theologie und war über Jahre sehr aktiv in der Jugendbewegung. Bischof von Galen weihte ihn 1939 zum Diakon. Während einer Kur in St. Blasien wurde er von der Gestapo verhaftet und kam in das Konzentrationslager Sachsenhausen, später wurde er nach Dachau verlegt. Es zeigen sich viele Parallelen zum Leben von Kaplan Poether. Leisner war der Einige, der jemals in einem Konzentrationslager zum Priester geweiht wurde. Nach seiner Befreiung aus Dachau am Ende des Krieges war er schwer erkrankt und starb bald in der Nähe von München. Einen höchst interessanten Film über das Leben von Karl Leisner zeigen wir am 22. Januar (Mittwoch) um 19 Uhr im Pfarrzentrum St. Clemens.
Zum Inhalt:
Im Musterlager der SS und Ausbildungslager für die Mörder von Auschwitz und Treblinka geschieht das Wunder: Gequält von dem Terrorsystem und durch die Krankheiten wie Ruhr und Tuberkulose geschwächt, vegetieren 2800 Geistliche in 30 Blocks dahin. Unter ihnen Karl Leisner.
Sein einziger Wunsch – er möchte zum Priester geweiht werden. Dann geschieht das Unglaubliche: Der französische Bischof Gabriel Piguet wird in das Lager eingeliefert. In der Welt des Hasses empfängt Karl Leisner, den Tod vor Augen, am dritten Adventssonntag 1944 die Priesterweihe.
In der WN Ausgabe Hiltrup erschien dazu dieser Artikel
„In Wirklichkeit sind sie die wahren Sieger“ Von Michael Grottendieck
MÜNSTER-HILTRUP. Wer kann das schon? Einen Menschen, der von der Kirche selig gesprochen wurde, als den eigenen Onkel bezeichnen. Monika Kaiser-Haas ist die Tochter der jüngsten Schwester von Karl Leisner. Ihr Onkel ist somit Karl Leisner gewesen, der im Sommer 1945 nach der Befreiung an den Folgen einer sechs Jahre andauernden KZ-Haft gestorben ist.
„Schade, dass er nicht dabei war.“ Mit diesem Satz nimmt das Leben von Karl Leisner eine entscheidende Wendung. Gesprochen nach dem missglückten Hitler-Attentat am 8. November 1939 im Münchner Bürgerbräukeller. Der angehende Priester wird verhaftet und später in das Sachsenhausen und dann in das Konzentrationslager Dachau verschleppt. „Es gibt viele Parallelen zu Kaplan Bernhard Poether“, erklärt Pfarrer Ewald Spieker zu Beginn eines Filmabends in St. Clemens über Karl Leisner.
„Sie sollten vernichtet werden. In Wirklichkeit sind sie die wahren Sieger. Für die Menschlichkeit“, hebt Kardinal Reinhard Marx mit Blick auf die mehr als 2700 Priester hervor, die in Dachau gefangen gehalten wurden. Dort, in der Hölle von Dachau, passiert das wohl außergewöhnlichste und seltsamste Ereignis, das es in der Geschichte der Konzentrationslager gibt. Ein junger Mann, nicht einmal 30 Jahre alt und schon sterbenskrank, wird in aller Heimlichkeit zum Priester geweiht.
80 Jahre liegt das zurück.
Am 17. Dezember 1944 wird die Priesterweihe durch einen Mitgefangenen, einen französischen Bischof, gespendet. Dabei muss man sich vergegenwärtigen: Zeitgleich schießen in den Ardennen deutsche und französische Soldaten unerbittlich aufeinander.
„Kann man einen bewegenden und überzeugenden Film über einen Menschen drehen, der seit fast zwei Generationen tot ist“, diese Frage stellt sich der Münchner Filmemacher Max Kronawitter, als er vor zehn Jahren sein Projekt anging. In einem Grußwort, das Monika Kaiser-Haas verliest, schreibt der Filmemacher über das Leben von Karl Leisner: „Diese Geschichte, davon bin ich überzeugt, darf nicht verloren gehen.“
Am Ende des Artikels hat Herr Grottendieck ein Foto von Frau Kaiser-Haas und dem Text "Monika Kaiser-Haas ist die Nichte des Seligen Karl Leisner und organisierte einen Filmabend über ihren Onkel." angefügt.