Michael Grottendieck stellt Ergebnisse seiner Recherchen vor und spricht über Briefe aus dem Konzentrationslager, Familientragödien und erhalten gebliebene Inventarstücke aus der Alten Kirche.
Der Vortragsabend beginnt am 24. Oktober (Donnerstag) um 19 Uhr im Pfarrzentrum St. Clemens.
Veranstalter ist der Bernhard-Poether-Arbeitskreis, alle sind herzlich eingeladen.
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Im Schatten der Kirchenmauer entdeckten die Gäste Tische mit Literaturangeboten und Kunstwerken zur Lebensgeschichte von Kaplan Bernhard Poether (1906–1942).
Ein Tisch mit Puzzleteilen sowie der Maltisch begeisterten erstmalig Jung und Alt.
Sieben verschiedene Motive zeigten Orte in Hiltrup, die an Kaplan Poether erinnern, z.B.
Kinder und Jugendliche zeichneten am Maltisch nach Herzenslust. Vereinzelt wurde versucht, Poether in Anlehnung an die Sprühportraits in schwarz-weiß zu portraitieren.
Dem seit sechszehn Jahren bestehenden Arbeitskreis Bernhard Poether unter Leitung von Pfarrer em. Ewald Spieker war es im Vorfeld ein Herzensanliegen, auf dem Pfarrfest an den KZ-Priester und Glaubenszeugen aus Hiltrup zu erinnern.
Auf einem Tisch wurden Kunstwerke vom Streetartkünstler Mika Springwald angeboten, die Jugendliche unter seiner Leitung auf dem Schulhof des Kardinal-von-Galen-Gymnasiums gesprayt hatten. Gerahmte Portraits, die während des Festgottesdienstes vor dem Altar präsentiert wurden, zogen die Blicke der Besucher an sich und wurden später verkauft.
Zwei Mal wurde eine Führung der Wanderausstellung in der Marienkirche durchgeführt.
(Monika Kaiser-Haas, AK Bernhard Poether)
NB: Alle Fotos vom Pfarrfest finden Sie auf der Homepage der Pfarrgemeinde St. Clemens
]]>Das Pfarrfest beginnt um 10 Uhr mit der heiligen Messe und endet um 17 Uhr. Dazwischen gibt es u.a. Zirkusvorstellungen und natürlich viel zu Essen und Trinken.
Der Arbeitskreis Bernhard Poether z.B. bietet Kindern Malen an, die großen Standplakate in der Kirche werden vorgestellt und die vom Künstler Mika Springwald gestalteten Porträts gibt es in Rahmen gefasst zu kaufen.
Alles sind herzlich eingeladen!
]]>MÜNSTER-HILTRUP Hannes Demming ist einer der bekanntesten Kulturschaffenden in Münster. Jetzt hat sich der Schauspieler, Autor und Regisseur vom Lebensweg Bernhard Poethers inspirieren lassen und ein eigenes Lied verfasst. Anlässlich einer Feier zum 82. Todesjahr Bernhard Poethers, der am 5. August 1942 im Konzentrationslager Dachau starb, erlebte es seine Premiere.
„Ein wenig wird noch am Text gefeilt“, sagt Elisabeth Georges, selbst Mitglied des Bernhard-Poether-Arbeitskreises sowie Leiterin der Niederdeutschen Bühne in Münster. Sie hatte den Kontakt zu Alfons Demming hergestellt. Der 88-Jährige, der in unserer Zeitung jeden Samstag die plattdeutsche Kolumne „Hüöwelspäöne“ verfasst, hat zu der Melodie des Liedes 542 im Gotteslob einen Text verfasst.
Es ist ein Loblied, das auf ihn gesungen wird. „Gabst in unmenschlich harter Zeit dein Zeugnis für Menschlichkeit.“ Und weiter: „Gingst gegen Hass und braunen Wahn mit Christenmut und Klugheit an.“ Bekanntlich fand sich Bernhard Poether drei Wochen nach Kriegsbeginn zunächst im Gefängnis wieder. Später kam er in die Konzentrationslager Sachsenhausen und Dachau. Die Standhaftigkeit, mit der Bernhard Poether die Lagerhaft ertrug, imponiert Demming: „Mit deinem unbeugsamen Nein zu Lug und Trug und falschem Schein sollst Ansporn uns und Vorbild sein.“
Die Pfarrei St. Clemens hält seit Jahren die Erinnerung an den in Hiltrup aufgewachsenen Priester wach. 1906 wurde er in Datteln geboren. Seit 1912 lebte die Familie in Hiltrup. Im Dom zu Münster wurde Bernhard Poether im Jahr 1932 zum Priester geweiht.
Pfarrer Ewald Spieker feierte anlässlich des 82. Todestages erstmals eine Eucharistiefeier vor der Grabstätte Bernhard Poethers in der Pfarrkirche. Dabei mahnte der Sprecher des Arbeitskreises vom Bistum mehr Unterstützung für eine Seligsprechung ein. Zugleich sagte er voller Gelassenheit: „Der Geist weht, wo er will.“
In diesem Jahr hat es bereits zahlreiche bemerkenswerte Aktivitäten des Arbeitskreises gegeben. Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck aus Essen war zu Gast in Hiltrup. Es gab eine viel beachtete Ausstellung im Dom zu Münster. Verschollene Bücher von Bernhard Poether wurden in einer Schule im westmünsterländischen Vreden wiederentdeckt.
]]>Münster.
Das Leben und Wirken von Bernhard Poether ist Thema einer Ausstellung im Kreuzgang des Domes. Der im Konzentrationslager Dachau gestorbene Priester wuchs in Hiltrup auf und legte am Paulinum sein Abitur ab.
Im Kreuzgang des Paulusdoms ist noch bis zum 23. April 2024 eine Ausstellung über Bernhard Poether zu sehen, der 1942 im Konzentrationslager Dachau gestorben ist. Bernhard Poether wuchs in Hiltrup auf und absolvierte 1927 sein Abitur am Paulinum. 1932 wurde er in Münster zum Priester geweiht. 1939 war er in Bottrop tätig. Drei Wochen nach Kriegsbeginn im September 1939 hatte er sich erfolgreich für eine polnische Familie eingesetzt, die er aus den Fängen der Polizei holte. Am nächsten Tag wurde er selbst verhaftet. Er kam nicht wieder frei. Stationen seines Leidens waren die Konzentrationslager Sachsenhausen und Dachau.
Seit 15 Jahren hält der Arbeitskreis Bernhard Poether der Gemeinde St. Clemens Hiltrup-Amelsbüren die Erinnerung an Kaplan Poether wach. Die zehn Standplakate geben einen Einblick in das Leben und Wirken des jungen Priesters, der als Märtyrer gestorben ist. Zu sehen sind auch sein eindrucksvoller Kelch sowie das Faksimile des letzten überlieferten Briefes, den er wenige Tage vor seinem Tod verfasste.
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"Poether - den Namen kennst du doch", schoss es Mare Berges durch den Kopf. Die Schulbibliothek des Vredener Gymnasiums wurde durchforstet. Von Zeit zu Zeit muss man sich halt von alten Büchern trennen, die niemand in der Schule mehr benötigt.
So nahm Berges auch diese alten Bände in die Hand. Schön ausgestattet sind sie, die Bände der Reihe „Die Heilige Schrift für das Leben erklärt. Alle in Leinen gebunden, ausgestattet mit einem prächtigen Buchrücken und einer filigran gestalteten Figur auf dem Titel. Doch Hand aufs Herz - liest wirklich noch jemand darin? Braucht man diese Bücher noch für die Schule?
Vermutlich wäre der berühmte Daumen nach unten gegangen, wenn der Religions- und Deutschlehrer nicht auf den Namen des früheren Besitzers gestoßen wäre. Der damalige Kaplan Bernhard Poether pflegte offenbar seine Bücher mit einem Stempel zu versehen.
"Meine Familie kommt aus Gladbeck", erzählt Marc Berges, als er in dieser Woche in Hiltrup zu Gast ist. Er kennt natürlich das Bernhard-Poether-Haus, das erst vor Kurzem als ein integrativ ausgerichtetes Stadtteilzentrum neu eingeweiht wurde. Ihm war sofort klar, dass diese Bücher nicht aussortiert werden dürfen.
Gladbeck, Bottrop und auch Gelsenkirchen-Buer - diese Ruhrgebietsstationen in dem kurzen Leben von Kaplan Poether, der 1942 im Alter von 36 Jahren im berüchtigten Konzentrationslager Dachau starb, sind allgemein bekannt.
Von 1936 bis Anfang 1939 war Kaplan Poether in Gladbeck tätig. Doch wie kommt der Bezug zu Vreden zustande?
Auch Marc Berges hatte das in Erfahrung bringen wollen und sich an das Diözesanarchiv in Münster gewandt mit der Frage, ob Studienkollegen oder Freunde Bernhard Poethers irgendwann in Vreden tätig waren. Als Antwort erhielt er, dass es dem Archiv derzeit an Kapazitäten fehle, diese Frage zu recherchieren.
Das ist bekannt: Bernhard Poether war ausgesprochen belesen, er besaß viele Bücher und verfügte bereits in Gladbeck über eine regelrechte Bibliothek. Um so bedauerlicher war es aus Sicht des Hiltruper Arbeitskreises, dass die gesamte Bibliothek verschwunden war. Selbst Pfarrer Spieker kannte bislang kein einziges Buch, das sich im Besitz von Bernhard Poether befunden hatte. Dabei hatte man gerne gewusst, was er gelesen hat, was somit sein Denken bestimmt haben durfte. Allein sein Kelch, der stets in Hiltrup geblieben ist, zeigt an, dass Bernhard Poether ein Lebensprogramm hatte. Ursprünglich wollte er als Missionar nach Russland gehen.
Die Bücher aus dem Georgianum in Vreden zeigen, wie er sich als Seelsorger in Vreden orientierte. Er legte sich offenbar diese neue theologische Reihe zu, die im bekannten Herder-Verlag erschien und auch nicht ganz billig war. Ihm ging es nicht um hochgeistige theologische Abhandlungen. Er suchte einen neuen Zugang zur Heiligen Schrift, der „handfest und lebenspraktisch" für den Alltag als Seelsorger gedacht war. Der Herder-Verlag hob hervor, mit diesen Büchern "bewusst und ausdrücklich die Brücke" schlagen zu wollen „vom Wort Gottes zum alltäglichen Leben". Bernhard Poether hat die Bücher erworben in der Herderschen Buchhandlung von Heinrich Poertgen an der Salzstraße.
Vier Bände werden künftig in St. Clemens aufbewahrt, ein fünfter verbleibt in Vreden. Im Religionsunterricht ist Bernhard Poether regelmäßig ein Thema.
]]>MÜNSTER-HILTRUP. Für die Schüler war die Teilnahme an der Gedenkveranstaltung in Münster ein besonderes Erlebnis, wie sie am Tag danach erzahlen. Dass die Johannes-Gutenberg-Realschule erste Realschule in Münster an dieser Veranstaltung teilnahm, erfüllte vor allem Schulleiter Ulrich Hesselkamp mit Stolz.
Sie waren im Kreise der Oberstufenschüler zweifelsohne die Jüngsten. Dass sie von Oberbürgermeister Markus Lewe dann auch noch interviewt wurden, war für sie ein außergewöhnlicher Moment. Natürlich waren sie zunächst nervös, erzählen Jule, Annalena und Emily. Das legte sich schnell.
Im Religionsunterricht bei Tobias Hopmann hatten sich die neun Schülerinnen und Schüler der Klassen 10b und 10c auf den Besuch vorbereitet. Sie hatten sich den in Hiltrup aufgewachsenen Bernhard Poether zum Thema gewählt, der 1939 von der Gestapo festgenommen wurde und 1942 vollig entkräftet im Konzentrationslager Dachau gestorben ist.
„Wir haben seinen Lebenslauf vorgestellt und festgestellt, dass seine Hilfe für die Polen im Ruhrgebiet Ähnlichkeiten zum Einsatz des guten Samariters im Lukas-Evangelium hat", erzahlt Jule.
„Er war der Überzeugung, dass er den Menschen helfen muss, die am dringendsten seine Hilfe benötigen. Ganz unabhängig, aus welcher Region sie kommen.“
Oberbürgermeister Markus Lewe ließ durchblicken, dass ihm der Name Bernhard Poether geläufig sei, weil sein Bruder einmal auf der Straße gewohnt habe, die nach dem katholischen Priester benannt ist.
Jahrelang hat die Johannes-Gutenberg-Realschule Kontakt mit dem Holocaust-Überlebenden Sally Perel und Autor des Buches „Hitlerjunge Salomon" gepflegt. Perel ist am 2. Februar 2023 im Alter von 97 Jahren gestorben.
„Die Begegnungen mit Sally Perel sind den Schulern in lebhafter Erinnerung geblieben", erzählt Tobias Hopmann. „Sie konnten selbst zehn Jahre später davon erzählen."
Inzwischen ist Bernhard Poether in den Blick geraten, dessen Urne in der St.-Clemens-Kirche aufbewahrt wird. „Täglich hören wir die Glocken der Kirche“, sagt Hesselkamp. Da sei es selbstverständlich, sich stärker mit Bernhard Poether zu beschäftigen, den die Nationalsozialisten mit Gewalt mundtot machten, wie er sagt. „Wir müssen aufpassen, dass es nie wieder so weit kommt in unserer Gesellschaft."
In der kommenden Woche nehmen die Schuler an einem Seminar im Franz-Hitze-Haus teil und fahren zudem in das ehemalige Konzentrationslager Bergen Belsen. Dort werden sie sich mit Anne Frank beschäftigen.
MÜNSTER-HILTRUP (gro). An der Fassade der Kirche von St. Clemens ist er in bunten Farben weithin sichtbar.
Wer mehr über Bernhard Poether erfahren möchte, kann derzeit die neu erstellte Wanderausstellung in der Kirche besuchen. In der Taufkapelle der St. Clemens-Kirche sind Standplakate aufgestellt, die über das Leben und Wirken von Bernhard Poether informieren. In der nun eröffneten Ausstellung ist auch zu erfahren, was es genau mit den
Worten „Dem, der die Hilfe am nötigsten braucht“ auf sich hat.
MÜNSTER-HILTRUP. Die großen Standplakate waren nicht zu übersehen. Rechtzeitig zum Besuch des Essener Bischofs Dr. Franz-Josef Overbeck in St. Clemens waren sie fertiggestellt. Nicht nur dekorativ, sondern auch informativ. „Die machen etwas her“, merkte jemand anerkennend an.
15 Jahre besteht der Arbeitskreis Bernhard Poether. Aus diesem Anlass wurden zehn Standplakate erstellt. Drei davon wurden neu gedruckt. Sie gab es vorher schon. Auffällig: Dieses Mal wurde ein weißer Hintergrund gewählt. „Da ist die Lesbarkeit besser gegeben“, erklärt Monika Kaiser-Haas, die gemeinsam mit Elisabeth Georges und Simon Kesting für die Gestaltung verantwortlich ist.
Die einzige Ausnahme ist das Plakat mit dem Konterfei Bernhard Poethers. Mit dem roten Hintergrund ist es ein Eyecatcher. In Hiltrup ist Bernhard Poether das Gesicht für das unsägliche Leid der Häftlinge und den Massenmord im Konzentrationslager Dachau. Mindestens 41.566 Menschen starben in Dachau und seinen Außenlagern.
Die zehn Plakate geben einen Einblick in das Leben des in Hiltrup aufgewachsenen Priesters. Eindringlich wird an die liebevolle Atmosphäre im Hause Poether erinnert, in dem Bernhard mit seinen beiden Geschwistern aufwuchs. Die Sehnsucht „nach Euch, nach unserem Daheim“ blieb in ihm lebendig, wie die Briefe aus dem KZ Dachaus belegen. Der letzte überlieferte Brief ist als Faksimile zu lesen.
In den drei Kirchorten der Gemeinde sollen die Standplakate in Zukunft zu sehen sein. Sie sollen einladen, sich mit dem Leben des Märtyrers zu befassen. Auch an Schulen in Hiltrup wird die Wanderausstellung haltmachen. Weitere Stationen sollen Bottrop, der Ort, an dem Bernhard Poether 1939 festgenommen wurde, sowie der Kreuzgang im Dom zu Münster sein. Finanziert wurden die Standplakate von der Kirchengemeinde St. Clemens.
Fünf weitere Plakate würde der "Arbeitskreis" Bernhard Poether erstellen. Auf einem Plakat könnten die zahlreichen Orte dargestellte werden, an denen es Gedenktafeln und Stolpersteine für Kaplan Poether gibt.
Es soll auch der Text einer Anzeige präsentiert werden, als sein Schulleiter in Gladbeck im Streit um die Konfessions- sowie Gemeinschaftsschulen Bernhard Poether anschwärzte. Finanzielle Unterstützung ist willkommen.
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Bischof Dr. Overbeck war ab 2000 Leiter des Instituts für Diakonat und pastorale Dienste im Bistum Münster. Im Juli 2007 ernannte Papst Benedikt XVI. ihn zum Weihbischof in Münster. und Ende Oktober 2009 wurde durch Papst Benedikt XVI. seine Wahl zum Bischof der Diözese Essen bekanntgegeben.
Dieser Artikel "Essens Bischof Overbeck kommt nach Hiltrup" von Michael Grottendieck in der WN Ausgabe Hiltrup am Samstag 6. Jan. 2024 wies auf die Veranstaltung hin.
Der Vortrag Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck hatte den Titel „Erinnerungen an die Märtyrer des Dritten Reiches – Wegweiser für die Kirche von morgen?“ (gehalten im Pfarrzentrum St. Clemens, Hiltrup Amelsbüren am Dienstag, 16. Januar 2024)
Nach der Veranstaltung erschienen je ein Artikel in "Kirche und Leben" und der WN:
Zur politischen Wachsamkeit hat der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck bei einer Gemeindeversammlung in Münster aufgerufen. Zur AfD hat er eine klare Meinung.
Es ist ein eindringlicher Appell, den der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck an die Katholiken gerichtet hat: „Die AfD hat sich von den demokratischen Grundsätzen entfernt. Die Partei ist für Katholiken nicht wählbar. Sie darf man nicht wählen“, sagte der Ruhrbischof auf einer Gemeindeversammlung der Pfarrei St. Clemens in Hiltrup-Amelsbüren im Süden von Münster.
Overbeck sprach zunächst über Formen des Widerstands in der Zeit der Nazi-Diktatur und über den in Hiltrup aufgewachsenen Kaplan Bernhard Poether, der 1942 im Konzentrationslager Dachau an den Folgen von Unterernährung und Folter starb. Der Bischof nahm dann aber in der Diskussion mit den rund hundert Gemeindemitgliedern auch zu aktuellen politischen und kirchlichen Themen Stellung.
Overbeck fordert Verteidigung der Menschenwürde
Die klare Abgrenzung zur AfD begründete Overbeck mit nicht hinnehmbaren Verhaltensweisen dieser Partei wie jüngst der Beteiligung an Zusammenkünften von Rechtsextremisten: „Wer andere Menschen deportieren will, spricht ihnen die Menschenwürde ab. Aus gutem Grund ist die Würde des Menschen im Grundgesetz fest verankert. Wer dagegen spricht, ist nicht mehr demokratisch.“
Die jüngsten Wahlumfragen, etwa zu den Landtagswahlen in Thüringen in diesem Jahr, seien ein Alarmzeichen. „Jeder Dritte dort will AfD wählen. Das ist erschreckend und fordert uns heraus.“
Ruhrbischof: „Migranten gehören zu uns“
Das Geheimtreffen der Rechten in Potsdam und ähnliche Verabredungen bezeichnete der Ruhrbischof als „widermenschlich“. Unter dem Applaus der Gemeindemitglieder rief er zur politischen Wachsamkeit auf und warnte davor, das Christentum von anderen missbrauchen zu lassen. „Gerade im Bistum Essen leben viele Migrantinnen und Migranten, die zu uns gehören. Das Reden von Rückführungen ist einfach unmenschlich und zutiefst unchristlich.“
In der Diskussionsrunde warnte Overbeck vor einem Auseinanderbrechen der Europäischen Union (EU) und einer nachlassenden Hilfe für die Ukraine. „Russland ist der Aggressor. Das Land missbraucht die Religion, um den Krieg zu legitimieren. Die russisch-orthodoxe Kirche spielt eine unheilvolle Rolle“, sagte der Ruhrbischof und wünschte sich in dieser Frage deutlichere Worte aus dem Vatikan.
Franz-Josef Overbeck hofft auf Kirchenreformen
Gefragt nach der Zukunft der katholischen Kirche, setzt Overbeck, der Mitglied der Weltsynode in Rom ist, auf Erneuerungen und spürbare Reformen. „Ich hoffe, dass der Diakonat der Frau kommt. Ich setze auf eine Neubewertung der Sexualität in allen Beziehungen und auf mehr Gleichberechtigung von Mann und Frau.“
Zur Segnung von gleichgeschlechtlichen Paaren und den vatikanischen Erläuterungen dazu, erklärte Overbeck: „Es ist gut, dass es diese Form der Segnung gibt. Das Wort von irregulären Paaren in diesem Zusammenhang halte ich nicht für gut und angebracht.“
Segensfeier für alle Paare
In der Praxis würden nur wenige homosexuelle Paare einen Segen erbitten. „Viel mehr wiederverheiratete Geschiedene fragen danach.“ Paare, die den Segen Gottes für ihre Liebe wünschten, würden im Bistum Essen in ihrem Wunsch und bei der Planung einer Segensfeier unterstützt und begleitet, sagte Overbeck.
In seinem Referat hatte der Bischof an die Märtyrer zur Zeit des Nationalsozialismus erinnert und dabei anhand von Beispielen verschiedene Formen des Widerstands deutlich gemacht. Kaplan Poether, dessen Urne in einem Seitenaltar der Hiltruper Pfarrkirche St. Clemens eingelassen ist, hatte sich im Ruhrgebiet für die Minderheit der ruhrpolnischen Bevölkerung eingesetzt. Das brachte ihn in Konflikt mit dem NS-Regime.
Overbeck erinnert an Beispiele aus dem kirchlichen Widerstand
Dietrich Bonhoeffer, der kurz vor Kriegsende im April 1945 hingerichtet wurde, hatte sich von Anfang an kritisch mit dem Nationalsozialismus auseinandergesetzt und steht nach Worten von Overbeck für einen ökumenisch verstandenen Widerstand aller Christen. Die „Lübecker Märtyrer“ – dazu gehören die drei katholischen Priester Johannes Prassek, Eduard Müller und Hermann Lange und der evangelische Pfarrer Karl Friedrich Stellbrink, die wegen kritischen Bemerkungen zu den Unrechtstaten der Nationalsozialisten 1943 hingerichtet wurden – hätten sich überkonfessionell verständigt, um Widerstand zu leisten.
Die aus Studentenkreisen in München gebildete „Weiße Rose“ habe sich auf christliche und humanistische Werte bezogen und stehe für ein „Handeln von unten“. „Wenn die Menschenwürde mit Füßen getreten wird, muss sich Menschlichkeit mit Widerständigkeit verbinden. Das zeigen diese Beispiele“, sagte Overbeck.
Münster-Hiltrup. So einfach lässt sich das ausdrücken: „Die darf man nicht wählen.“ Der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck äußert sich glasklar zur AfD. Was die Partei in Wirklichkeit wolle, sei alles andere als harmlos.
Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck sprach in Hiltrup auf Einladung des Arbeitskreises Bernhard Poether
und der Pfarrgemeinde St. Clemens. Sein Thema: „Erinnerung an die Märtyrer des 3. Reiches – Wegweiser für die Kirche von morgen.“ Dazu nahm er den evangelischen Theologen Dietrich Bonhoeffer („Von guten Mächten wunderbar geborgen“), die vier Lübecker Märtyrer, den Kreis der „Weißen Rose“ um die Geschwister Scholl und den in Hiltrup aufgewachsenen Bernhard Poether in den Blick.
Immer wieder fiel dabei der Begriff der menschlichen Würde. „Die Würde des Menschen ist unantastbar“, so steht es in Artikel eins des Grundgesetzes. Dahinter stehe ein christliches Menschenbild, erläuterte Overbeck. „Jeder Mensch ist eine eigene Persönlichkeit, die es zu schützen gilt, egal, woher er kommt oder welcher Rasse er angehört – um einmal die damalige Diktion aufzugreifen.“
Auch heute wollten politische Kräfte wieder Gewalt einsetzen, um Menschen in ihrer Würde zu zerstören. Overbeck sprach den Krieg in der Ukraine an, den Überfall der Hamas-Terroristen auf Israel sowie das Erstarken rechter Parteien. Zur AfD und deren Vorstellungen zum Umgang mit Menschen anderer Naconalitäten und Kulturen äußerte er sich glasklar: „Die darf man nicht wählen.“
Overbeck erinnerte an Bernhard Poether: Als der junge Kaplan unmittelbar nach Kriegsbeginn 1939 zur Geheimen Staatspolizei (Gestapo) ging, um sich für die Befreiung einiger polnischsprachiger Gemeindemitglieder aus Bottrop einzusetzen, da war das eine „unabdingbare Solidarisierung mit den Opfern“. Sie sei jedoch geprägt gewesen von einem „unerschütterlichen Widerstand gegen jede Ideologie“, fügte Overbeck hinzu.
Um Poethers mutiges Vorgehen zu charakterisieren, wählte er den Begriff der „widerständigen Menschlichkeit“, die auch den evangelischen Theologen Dietrich Bonhoeffer ausgezeichnet habe.
Möglichkeiten eines politischen Widerstandes habe die „Weiße Rose“ aufgezeigt. „Widerständige Menschlichkeit“ sei auch heute ein Auftrag.
Nochmals geweitet wurde das Themenspektrum in der anschließenden Diskussion über aktuelle innerkirchliche Themen wie Ökumene und die Öffnung für das Diakonat für Frauen. Als Pfarrer Ewald Spieker nach mehr als zwei Stunden die Veranstaltung schloss, sagte er in Richtung des Gastes: „Er lebt in diesen Themen.“ Von den Zuhörern im vollbesetzten großen Pfarrsaal gab es langanhaltenden Applaus.
St. Clemens erwartet im Januar den Besuch eines Bischofs. Aus Essen wird Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck nach Hiltrup kommen. Wie kommt die Gemeinde zu dieser Ehre?
Die Einladung für den Besuch Dr. Franz-Josef Overbeck hat der emeritierte Pfarrer Ewald Spieker ausgesprochen. Er kennt Bischof Overbeck „sehr gut“, wie er im Gespräch mit unserer Redaktion sagt.
Das überrascht nicht. Denn der heutige Ruhrbischof ist in Münster groß geworden, ist dort Weihbischof gewesen, ehe er vor 14 Jahren Bischof von Essen wurde.
Das Bistum Essen wurde 1958 gegründet. Zuvor gehörte ein Gutteil des Ruhrbistums zu Münster. In Städten wie Bottrop, Gladbeck sowie Gelsenkirchen wurde vor 90 Jahren ein junger Priester gesandt, der in Hiltrup aufgewachsen ist. Die Rede ist von Bernhard Poether, der keine zehn Jahre nach seiner Weihe zum Priester als Märtyrer im Konzentrationslager Dachau an den Folgen von Hunger, Krankheit und Folter am 5. August 1942 starb. Bekanntlich bemüht sich die Gemeinde St. Clemens seit einigen Jahren um eine Seligsprechung.
Nun hat die katholische Kirche viele andere Probleme, als sich vordringlich um die Seligsprechung weitere KZ-Priester zu kümmern. Vielen anderen Herausforderungen muss sie sich stellen, auf zahlreiche dringliche Fragen muss sie Antworten finden. Früher noch als im Bistum Münster galt das im Bistum Essen.
Ewald Spieker ist der Meinung, dass Dr. Franz-Josef Overbeck sich dabei zu einem der offensten und fortschrittlichsten Bischöfe entwickelt hat. „Er ist einer, der Zukunft gestalten möchte, einer, der Perspektiven für die Kirche entwickelt.“
Seit vielen Jahren ist Dr. Franz-Josef Overbeck als Militärbischof und als verantwortlicher Bischof für das Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat. Seit 2021 ist er als Vorsitzender der Glaubenskommission der Deutschen Bischofskonferenz tätig. An dem Synodalen Prozessen ist er aktuell sowohl in Deutschland wie auch in Rom aktiv eingebunden. Seine Rolle bei der Aufklärung der Missbrauchsprozesses im Bistum Essen wird kontrovers beurteilt.
In Hiltrup wird Bischof Overbeck auf Einladung des Arbeitskreis Poether zum Thema „Erinnerung an die Märtyrer des 3. Reiches – Wegweiser für die Kirche von morgen“ sprechen. Der Blick soll nach vorne gehen. Das sei der ausdrückliche Wunsch des Arbeitskreises gewesen, der mittlerweile seit 15 Jahren besteht.
Ewald Spieker verspricht sich einige Impulse von Bischof Overbeck. Jener habe jedenfalls sofort zugesagt, als er ihn um einen Besuch in St. Clemens gebeten habe. „Ich freue mich, dass er kommt“, erklärt auch Pfarrer Mike Netzler: „Dass er sich die Zeit nimmt und sogar einen Vortrag ausarbeitet.“
Im Sommer 2022 war Münsters Bischof Dr. Felix Genn aus Anlass des 80. Todestags von Bernhard Poethers nach St. Clemens gekommen. Er betete vor der Grablege in der Tabernakel-Kapelle.
Am 16. Januar wird auch „Raum für aktuelle Fragen“ bleiben, heißt es. Der Vortragsabend beginnt um 19.30 Uhr im Pfarrzentrum St. Clemens.
Dieser Film läuft am 28. November (Dienstag) um 19.30 Uhr im Pfarrzentrum St. Clemens. Der Arbeitskreis Bernhard Poether und die Gemeinde St. Clemens laden herzlich dazu ein.
Hier finden Sie das beim Filmstart 2004 veröffentlichte Heft zum Film und den Wikipedia Artikel zum Film.
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Ausgangspunkt seines Vortrags war der Einsatz von Bernhard Poether für die verachteten Polen. Hier finden Sie die Vortragsfolien und den Bericht über den Vortrag und die anschließende Frage- und Diskussionsrunde (M.Grottendieck, WN, 20. Okt. 2023).
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Herr Michael Grottendieck hat als Historiker und Journalist in einer umfangreichen Arbeit diese Briefe eingeordnet und bewertet. Diese Arbeit bringt neues Licht in die letzten Lebenswochen von Kaplan Poether; er bewertet seine Persönlichkeit auch aus schriftlichen Eindrücken von Mitgefangenen.
Ein Zitat aus dem neu entdeckten Brief vom 28. Juni 1942: „ … Gesundheitlich kein Grund zur Klage. Wetter nach dem zeitweise etwas rauem Frühjahr jetzt prächtig. Meisen und Falter hier im herrlichsten Sommerkleid. Aber ich sehne mich nach Euch, nach unserem lieben Daheim. Wann wird sich diese Sehnsucht einmal erfüllen? Doch wir wollen unser Leid tragen so mein Gott es von uns will.“
Selten schreibt Kaplan Poether von seinem Leid, das er tragen muss. Wahrscheinlich durfte er auch nicht davon schreiben, da die Briefe im Konzentrationslager zensiert wurden.
Neben den Briefen, die Herr Grottendieck bewertet und einordnet, stellt er auch Voten von Zeitzeugen aus dem Konzentrationslager zusammen, von Menschen wie beispielsweise Hermann Scheipers (1913 – 2016), die Kaplan Poether als Glaubenszeugen beschreiben, der reif ist für das Martyrium. Der letzte Abschnitt aus Grottendiecks Arbeit lautet: „In den verschiedenen, hier vorgestellten Schreiben ist ein hohes Maß an Übereinstimmung in den Würdigungen von Kaplan Poether deutlich geworden. Er wird als tiefgläubiger Mensch beschrieben, der mit Freude seine Tätigkeit als Priester ausgeübt hat. Er hat mit anderen und für andere gelebt. Er hat das Leid, das ihm im Gefängnis und den Konzentrationslagern Sachsenhausen und Dachau widerfuhr, angenommen und war bereit, seinen Weg bis zum Martyrium zu gehen.“
Ewald Spieker
PS: Wer mehr über diese Arbeit nachlesen möchte, kann diese gern bei Pfr. Spieker ausleihen.
]]>Bernhard Poether wurde am 17. Dezember 1932 im Dom zu Münster zum Priester geweiht. 90 Jahre später erinnert die kath. Kirchengemeinde St. Clemens daran mit einem besonderen Gottesdienst.
Vorbilder gibt es viele, in allen Generationen. quer durch alle Lebensbereiche. Aber ein Vorbild, dass durch sein aufopferungsvolles Engagement für andere Menschen sein eigenes Leben geopfert hat, findet man eher selten.
Für den emeritierten Pfarrer Ewald Spieker ist solch ein Vorbild Bernhard Poether. Als Häftling Nr. 24479 starb Poether am 5. August 1942 im Konzentrationslager Dachau. Zehn Jahre zuvor, am 17. Dezember 1932 wurde er in Münster zum Priester geweiht.
Die katholische Kirchengemeinde St. Clemens erinnert am Samstag 17. Dezember in tiefer Verbundenheit an diese Priesterweihe. Weihbischof em. Dieter Geerlings feiert mit Pfarrer Mike Netzler und Diakon Daniel Werner um 18:30 Uhr in der Pfarrkirche ein Pontifikalamt als Konzelebration. "Solch eine gemeinsame Feier mit mehreren Geistlichen ist sehr selten", sagt Ewald Spieker.
Bernhard Poether, der seine Schulzeit in Hiltrup (Volksschule) und Münster (Gymnasium Paulinum) verbrachte, studierte Theologie in Münster und Freiburg. In Bottrop und Gladbeck engagierte sich Kaplan Poether für die Minderheit der ruhrpolnischen Bevölkerung. Die Gestapo verhaftete ihn. Der Seelsorger hatte sich gegen die willkürliche Verhaftung polnischer Katholiken gewehrt. Poether kam erst ins KZ Sachsenhausen, dann ins KZ Dachau. Dort starb er am 5. August l942, völlig entkräftet. Nach Drill, harter Feldarbeit und kargen Hungerrationen wog er nur noch 44 Kilo.
Das Gedenken an die Priesterweihe vor 90 Jahren soll nicht nur die Erinnerung „ewig wachhalten". sondern Bernhard Poether im Hier und Jetzt verankern, so Ewald Spieker im Gespräch mit dieser Zeitung.
Poether ist für ihn ein großes Vorbild, weil er anderen selbstlos geholfen hat: in seinem Tun, als Christ und als Priester. Mit großer Gottesliebe. Ohne Wenn und Aber. Gegen das politische Diktat der Nationalsozialisten. Unter Gefährdung des eigenen Lebens. Bis zuletzt im festen Glauben an praktizierte Nächstenliebe.
"Priesterweihen gibt es heutzutage nur noch wenige", sagt Ewald Spieker. "Früher wurden im gesamten Bistum Münster in einem Jahr mehr als 50 Priester geweiht. 2023 gibt es im Bistum keine einzige Priesterweihe. Es kommt kein Nachwuchs mehr nach. Die Zahlen sind sehr rückläufig", sagt der 86-Jährige. Für ihn ist Bernhard Poether Maßstab und Gradmesser eines Priesters und Christen aus tiefster Überzeugung.
Und solch einen Menschen brauche die Kirche in Zeiten von Missbrauchsskandalen und Kirchenaustritten mehr denn je - wenn auch nur als Vorbild.
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Aus der WAZ Ausgabe Bottrop am 31. August 2022 erschien dieser Artikel von Herrn Harald Uschmann: waz.de/staedte/bottrop/das-sind-die-vorletzten-worte-eines-maertyrers-aus-dem-kz-id236294133.html bzw. diese Kopie der Seite als PDF.
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Bernhard Poether wurde 1906 in Datteln geboren und wuchs mit zwei Geschwistern in Hiltrup auf. Durch seine Familie wurde er früh im katholischen Glauben geprägt. Er absolvierte sein Abitur und widmete sich danach dem Studium der Theologie und wurde am 17. Dezember 1932 zum Priester geweiht. Nach kurzen Jahren des Wirkens in Deutschland, ging Bernhard Poether nach Polen, wohl auch, weil er gerne die polnische Sprache lernen wollte. 1936 kehrte er nach Deutschland zurück und wurde Kaplan in der Gemeinde Herz-Jesu in Gladbeck-Zweckel, bevor er im April 1939 nach Bottrop, hier in die Gemeinde St. Joseph, versetzt wurde. Er feierte hier Gottesdienst und nahm am Gemeindeleben teil, wie Fotos aus dem Kirchenarchiv belegen. Er setzte sich schon seit seiner Rückkehr aus Polen besonders für die hier lebenden Deutsch-Polen ein, die immer mehr unter der Herrschaft und Ablehnung der Nationalsozialisten litten. Er ließ sich vom Nazi-Regime nicht einschüchtern und setzte sich für die Freilassung eines unschuldig inhaftierten polnischen Mannes ein, wurde dann aber wenige Tage später selbst auf den Stufen des Pfarrhauses hier in St. Joseph durch die Gestapo verhaftet und ins Polizeigefängnis Bottrop verbracht. Hätte er sich von der Seelsorge für die Polen losgesagt, dann hätte er wahrscheinlich freikommen können. Doch er weigerte sich dies zu tun. Nach einem halben Jahr im Polizeigefängnis und einigen letzten Treffen mit dem damaligen Pfarrer der St. Joseph Gemeinde Wilhelm Bruns, die dieser niederschrieb und die bis heute im Kirchenarchiv erhalten sind, wurde Poether ins Konzentrationslager Sachenhausen nahe Berlin gebracht und später ins KZ Dachau verlegt.
Dort lebte er nicht nur seinen Glauben in Form von Messen mit anderen Insassen, sondern gerade den Ausdruck seines christlichen Glaubens weiter. Er nahm oft die harte Aufgabe auf sich, den Kessel mit Essen für seine Baracke zu holen. Er scheute vor Arbeit nicht zurück, auch als er selbst schon stark geschwächt war.
Poether weigerte sich seinen Dienst für die Polen aufzugeben. Auch im KZ lebte er seinen Glauben weiter, setzte sich für andere ein und nahm die härtesten Aufgaben auf sich. Am 5. August 1942, vor 80 Jahren, starb Bernhard Poether, verlassen von all seinen Kräften in der Gefangenschaft der Nationalsozialisten.
So beschreibt ihn ein Satz der heutigen Lesung, der gar nicht besser passen könnte: „So erwartet dein Volk, die Rettung der Gerechten und den Untergang der Feinde.“
Bernhard Poether hat sich nicht einer Schwäche hingegeben, die der leichtere Weg für ihn gewesen wäre. Er hätte die Umstände und das Unrecht der Nazis akzeptieren können und sein eigenes Leben gerettet.
Doch Bernhard Poether hat eine ganz besondere Stärke gezeigt und sich nicht einschüchtern lassen und trotz großer Gefahr für Akzeptanz und Toleranz gekämpft. Er hat Nächstenliebe gelebt.
Und wer, wenn nicht wir, die im Andenken an Menschen wie Bernhard Poether, der uns diese Stärke – wahrscheinlich nicht immer in Perfektion, aber sogar unter Hingabe seines eigenen Lebens gezeigt hat - wer, wenn nicht wir haben die besten Voraussetzungen, seinem Beispiel folgend jeden Tag unser Herz dafür zu geben diese Stärke in die Welt zu tragen.
Denn Bernhard Poether mahnte schon in der Inschrift seines Kelches „nicht durch Worte allein, sondern durch die Tat zu bekennen.“ Und das ist ein zeitloser Rat für mehr Offenheit und Nächstenliebe.
Wir bitten für alle Menschen, die damals wie heute unter Krieg und Grausamkeit leiden. Gib uns die Kraft für Frieden und Gerechtigkeit einzustehen.
Wir bitten für alle Menschen auf der ganzen Welt, die auch heute noch Diktatur und Unterdrückung erfahren. Gib ihnen Hoffnung und die Kraft für Freiheit zu kämpfen.
Wir bitten für alle Opfer des Holocaust. Für alle Menschen, die systematisch in Konzentrationslagern und auf andere Weise ermordet wurden. Lass uns diese schrecklichen Taten nie vergessen.
Wir bitten für alle, die damals dem Nazi-Regime Widerstand geleistet haben, in kleinen und in großen Taten. Lass sie ein Vorbild für uns sein, wenn wir heute noch Ausgrenzung, Antisemitismus und Unterdrückung erfahren.
Wir bitten heute ganz besonders für Bernhard Poether, der dir treu gedient hat bis zu seinem letzten Tag und der die Werte des christlichen Glaubens trotz Widerstands gelebt hat. Möge er seinen Frieden bei dir gefunden haben. Wir bitten auch, dass er und seine Taten nicht vergessen werden, sodass noch in vielen Jahren an ihn erinnert wird.
Für diese Worte kam er ins KZ: „Dem, der die Hilfe am nötigsten hat.“ So hat Bernhard Poether geantwortet, als er in einem Verhör gefragt wurde, wem er zuerst helfen werde. Einem Deutschen oder einem Polen? Einem Angehörigen des eigenen Volkes oder einem Angehörigen eines Landes, das Nazi-Deutschland am 1. September überfallen hatte?
Die Worte Bernhard Poether sind seit einigen Tagen auf großen Bannern an den Kirchen der Pfarrgemeinde St. Clemens zu sehen. Die Gemeinde begeht ein besonderes Gedenkjahr: der bevorstehende 80. Todestag am 5. August im KZ Dachau und am 17. Dezember der 90. Jahrestag der Priesterweihe.
Um diese besondere Festzeit zu eröffnen, habe die Gemeinde Bischof Dr. Felix Genn nach Hiltrup eingeladen, sagte Pfarrer Mike Netzler in seinem Begrüßungsworten. „Es geht um das Lebens- und Glaubenszeugnis eines Gemeindekindes.“ Ein Lebenszeugnis, das der Pfarrer als beispielhaft hervorhebt.
Bischof Genn ist bereits zum dritten Mal bei verschiedenen Gedenktagen von Kaplan Poether in Hiltrup. Er dankt der Gemeinde und namentlich – und wiederholt – Ewald Spieker, das Andenken an diesen Priester wachzuhalten. In seiner Predigt geht Bischof Genn ausführlich auf das Evangelium des Sonntags, das Gleichnis vom barmherzigen Samariter, ein. Ein Mann ist unter die Räuber geraten. Und Jesus erzählt zunächst, dass sowohl ein Schriftgelehrter wie auch ein Priester achtlos an dem Mann vorbeigehen, der hilflos am Straßenrand liegt. Hilfe kommt von einem, der fremd ist, den man meiden muss, weil er dem Volk der Samariter angehört.
„Er sah ihn und ging vorüber.“ Der Bischof kommt in diesem Zusammenhang auf den Missbrauch im Bistum Münster zu sprechen. Am meisten schmerze ihn, so bekennt er, dass nirgendwo in den schriftlichen Akten etwas davon stehe, dass den Verletzten geholfen worden wäre. „Man sah sie und ging vorüber.“
Anders die Aufforderung: „Geh hin und handle genauso!“ Bischof Genn ist sich sicher, dass „jeder von uns“ schon einmal barmherziger Samariter gewesen sei. „Wir alle haben diese Weisung auch befolgt.“ Beispielhaft verweist er auf die Hilfsbereitschaft bei der Aufnahme von Flüchtlingen. Auch das Lebenszeugnis Bernhard Poethers sei ein Beispiel dafür, wie die Weisung Jesu befolgt wurde, hebt der Bischof hervor. Was das in letzter Konsequenz bedeuten könne, zeige sein Lebensschicksal.
Als der letzte Brief, den Bernhard Poether wenige Tage vor seinem Tod geschrieben hatte, in der Kirche verlesen wurde, wurde es still. Man hätte die sprichwörtliche Nadel fallen hören. Die Zeilen enden mit der Bitte, dem nächsten Brief bitte ein Taschentuch beilegen zu wollen. Er persönlich sei der Meinung, dass Bernhard Poether einer Seligsprechung würdig sei, hatte Pfarrer Netzler eingangs gesagt. Der Bischof vermied es zwar, einen Zwischenstand zum Antrag der Gemeinde auf Seligsprechung zu geben. Vor der neu gestalteten Grablege in der Tabernakel-Kapelle betete der Bischof das Gebet für die Seligsprechung Kaplan Poethers.
In persönlichen Worten erklärt der Bischof später, wie bewegend es für ihn sei, den Kelch in den Händen zu halten, auf dem die Marterwerkzeuge zu sehen sind. Kaplan Poether habe gewusst, worauf er sich mit seinem Engagement für die slawischen Völker eingelassen habe. Nach dem Gottesdienst segnete der Bischof das „Bernhard Poether-Haus? ein. So heißt das Haus, in dem Pfarrbüro und die Arbeitsräume der Hauptamtlichen untergebracht sind. Es befindet sich neben dem Pfarrzentrum St. Clemens.
Beim anschließenden Empfang mischte er sich unter die Gäste und verabschiedete sich später – sichtlich angetan – zur Weiterfahrt in seine Heimatgemeinde Wassenach in der Eifel. Aus Wassenach und dessen Nachbarort kommen ebenfalls zwei Priester, die 1942 im KZ Dachau starben. Sie hatten den sogenannten Deutschen Gruß verweigert, als Reichsmarschall Göring im Sommer 1940 plötzlich in einem Ausflugslokal am Laacher See auftauchte.
In "Kirche und Leben" ist dieser Artikel über den Besuch des Bischofs erschienen: kirche-und-leben.de/artikel/bischof-genn-ueber-kaplan-poether-ein-vorbild-fuer-die-barmherzigkeit
Text der Predigt im Format Microsoft Word
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(Die Poster wurden vom Street-Art Künstler Mika Springwald aus Osnabrück erstellt.)
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Den Steinplatten ist anzusehen, dass sie eine Geschichte haben. Sie sind nicht neu. Sie haben sechs Jahrzehnte im Xantener Dom gelegen und wurden im vergangenen Jahr bei einer Restauration ersetzt. 110 dieser Bodenplatten haben den Weg nach Hiltrup geschafft. Staubig und voller Baudreck. Sie sollen nun herhalten für eine nicht alltägliche Kunstaktion.
Auf dem Schulhof des KvG sollen der Namensgebers der Schule, Kardinal von Galen, sowie der in Hiltrup aufgewachsene Kaplan Bernhard Poether völlig neu in Szene gesetzt werden. Dafür ist Mika Springwald angereist. Er ist ein Stencil-Künstler, der die Graffiti-Technik für seine Arbeiten nutzt: Mithilfe von Schablonen, den Stencils, sprayt er Gesichter auf Holzplatten, Straßenschilder oder eben Steinplatten. So schafft er gefragte Kunstwerke und versteigert sie oftmals für einen guten Zweck.
Er arbeitet mit Musikern wie den Fantastischen Vier, Campino oder Mark Forster zusammen. Seine Kooperation mit Nationaltorwart Manuel Neuer und dessen Stiftung läuft seit Jahren. Im April arbeitete er mit Thomas Gottschalk und Alexander Klaws zusammen, wie auf Instagram zu sehen ist. Er ist auch oft „für Kirche unterwegs“.
„Local heroes“ nennt der Künstler Mika Springwald die beiden Personen, um die sich bei dieser Kunstaktion alles drehen soll. „Vorbilder für unsere Zeit.“ Die beiden wolle er ins Hier und Jetzt holen, erklärt er. Ansprechbar machen für junge Leute – darum geht es ihm.
Das Hiltruper KvG ist die erste Schule, die 1946 nach Kardinal von Galen benannt wurde. Kaplan Bernhard Poether, der in Hiltrup aufgewachsen war, ist vor 80 Jahren im Konzentrationslager Dachau an den Folgen von Unterernährung und Folter gestorben.
Sieben Schülerinnen und Schüler hat Schulseelsorger Daniel Mittelstaedt trotz der angebrochenen Ferien ansprechen können für diese Sprühaktion. 110 Steinplatten zu besprühen bedeutet fast schon Akkord. Allein für das Gesicht von Bernhard Poether hat Mika Springwald fünf Schablonen angefertigt. Noch mehr Arbeitsgänge erfordert der Kardinal. Für das vorherige Schrubben der Platten sind sich einige Helferinnen vom Bernhard-Poether-Kreis nicht zu schade.
So geht es Hand in Hand. Mittelstaedt freut sich, wie gut die Gemeinde St. Clemens und das KvG kooperieren. Auch Pfarrer Ewald Spieker ist dabei. Als die Anzahl der fertigen Porträts zum Trocknen auf die Stufen zum Schuleingang gestellt werden, entsteht ein eindrucksvolles Bild.
„So etwas hat auch Mika Springwald noch nicht erlebt“, zeigt sich Monika Kaiser-Haas ganz beeindruckt. Der Selige Karl Leisner, der 1944 heimlich im Konzentrationslager Dachau zum Priester geweiht wurde, ist ihr Onkel. Die Hiltruperin engagiert sich für das Gedenken an Karl Leisner sowie an Kaplan Poether. Bereits im vergangenen Sommer hat sie eine ähnliche Aktion in Xanten organisiert.
Am Ende entstehen jeweils 50 Porträts von Kaplan Poether und Kardinal von Galen, dazu zehn Arbeiten mit einem Karl-Leisner-Porträt auf Steinplatten. Der Verkauf erfolgt auf dem Pfarrfest Ende August.
Zudem werden drei größere Poether-Porträts gesprüht. Ein Großbild des Kardinals ist für die künftige Bibliothek im Schulneubau bestimmt.
(soweit der Artikel in der WN von Michael Grottendieck)
Frau Kaiser-Haas vom Arbeitskreis Bernhard Poether hat die Aktion begleitet und diese Dokumentation erstellt.
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Wenn es um die Rolle der Kirche in der Zeit des Nationalsozialismus, ist das Interesse und die Diskussionsbereitschaft groß. So sprach Prof. Dr. Markus Köster, Leiter des LWL-Medienzentrums, vor „vollem Haus“ im Alten Pfarrhof.
Köster war auf Einladung des Arbeitskreises Bernhard Poether nach Hiltrup gekommen. Zuletzt hatte er etwas erreicht, was auch für einen Historiker nicht alltäglich ist: Aufgrund seiner Studien über Schwester Laudeberta, der geheimen Informantin Kardinal Graf von Galens, wird jetzt ein Aaseitenweg nach der beherzten Clemensschwester benannt. Möglicherweise hat sie viele Menschen in den Heil- und Pflegeeinrichtungen vor dem sicheren Tod bewahrt.
Kirche hat zu oft geschwiegen
Die katholische Kirche als Hort des Resistenz, womöglich sogar des Widerstandes in der NS-Zeit – dieses Selbstbild hat der Katholizismus lange Zeit allzu gerne gepflegt. In Münster hatte man mit Graf von Galen einen Kirchenführer, der den Nazis tatsächlich offen die Stirn bot.
Dass die katholische Kirche viel zu selten das Wort erhoben hatte, hat der spätere erste Bundeskanzler der Bundesrepublik, Konrad Adenauer, bereits 1946 nüchtern analysiert, wie Moderator Gisbert Strotdrees in seiner Begrüßung betonte.
Markus Köster plädierte für eine differenzierte Sichtweise: So bedeutsam die Rolle von Galens gewesen sei, da er sich nicht auf das Zurückweisen von Angriffen auf die Kirche beschränkte, umso problematischer waren das Schweigen zur Judenverfolgung oder seine Worte zum Zweiten Weltkrieg.
Rolle Kaplan Poethers
Zur Rolle Kaplan Poethers steuerte der Referent freilich wenig Neues bei. Dafür arbeitete er die großen Linien umso deutlicher und souveräner heraus, in denen auch Poethers Eintreten für polnisch sprechende Gemeindemitglieder in Bottrop zu Kriegsbeginn zu sehen ist.
(dieser Text lud zum Vortrag ein)
Vor zwei Jahren, 2020, hat sich die Deutsche Bischofskonferenz mit einem bemerkenswerten Satz zu einer Mitverantwortung der katholischen Kirche am Vernichtungskrieg des „Dritten Reiches“ bekannt. Der Satz lautete: „Indem die Bischöfe dem Krieg kein eindeutiges ‚Nein‘ entgegenstellten, sondern die meisten von ihnen den Willen zum Durchhalten stärkten, machten sie sich mitschuldig am Krieg.“
Diese Aussage überrascht, war doch das Selbstbild des deutschen Katholizismus lange von der Vorstellung geprägt, ein Hort des Widerstands gegen die NSDAP und das NS-Regime gewesen zu sein. Das galt umso mehr für Westfalen, wo Münsters Bischof von Galen 1941 durch seinen öffentlichen Protest gegen Klostersturm und Euthanasie zum Symbol kirchlicher Widerständigkeit gegen die Verbrechen des NS-Regimes wurde.
Prof. Dr. Markus Köster wird in seinem Vortrag, mit Fotografien und Filmausschnitten illustriert, die Entwicklung des komplexen Verhältnisses von katholischer Kirche und Nationalsozialismus in Westfalen nachzeichnen. Köster wird dabei auch die kontroversen Debatten nach 1945 um die Rolle des Katholizismus im NS-Staat zwischen Kollaboration und Widerstand in den Blick nehmen.
Zum Referenten: Prof. Dr. Markus Köster ist Zeithistoriker und leitet das LWL-Medienzentrum für Westfalen in Münster. Er beschäftigt sich seit vielen Jahren mit der Geschichte des Katholizismus in Westfalen. Zuletzt hat er über die Clemensschwester Laudeberta geschrieben, die Bischof von Galen 1941 über die bevorstehenden „Euthanasie“-Transporte von Patienten der Klinik Marienthal informiert hat.
]]>Diese Aussage überrascht, war doch das Selbstbild des deutschen Katholizismus lange von der Vorstellung geprägt, ein Hort des Widerstands gegen die NSDAP und das NS-Regime gewesen zu sein. Das galt umso mehr für Westfalen, wo Münsters Bischof von Galen 1941 durch seinen öffentlichen Protest gegen Klostersturm und Euthanasie zum Symbol kirchlicher Widerständigkeit gegen die Verbrechen des NS-Regimes wurde.
Prof. Dr. Markus Köster wird in seinem Vortrag, mit Fotografien und Filmausschnitten illustriert, die Entwicklung des komplexen Verhältnisses von katholischer Kirche und Nationalsozialismus in Westfalen nachzeichnen. Köster wird dabei auch die kontroversen Debatten nach 1945 um die Rolle des Katholizismus im NS-Staat zwischen Kollaboration und Widerstand in den Blick nehmen.
Vortrag von Prof. Dr. Markus Köster
Ort: Münster-Hiltrup (Alter Pfarrhof, an der Alten Kirche 11)
Zeitpunkt: Mittwoch, 8. Juni, um 20 Uhr
Der Vortrag findet statt im Rahmen der Erinnerungsreihe „Bernhard Poether: 90. Jahrestag Priesterweihe – 80. Jahrestag Tod im KZ Dachau“.
Zum Referenten: Prof. Dr. Markus Köster ist Zeithistoriker und leitet das LWL-Medienzentrum für Westfalen in Münster. Er beschäftigt sich seit vielen Jahren mit der Geschichte des Katholizismus in Westfalen. Zuletzt hat er über die Clemensschwester Laudeberta geschrieben, die Bischof von Galen 1941 über die bevorstehenden „Euthanasie“-Transporte von Patienten der Klinik Marienthal informiert hat.
]]>Der bekannte Sprühkünstler Mika Springwald aus Bramsche wird auf Einladung der Pfarrei St. Clemens, des Arbeitskreises Bernhard Poether, des Kardinal-von-Galen Gymnasiums (KVG) und des Schulseelsorgers Daniel Mittelstaedt am 17./18.Juni zu Gast in Hiltrup sein.
Der Künstler wird Schülerinnen und Schüler anleiten, mit Hilfe von Schablonen Portraits von Kardinal Clemens August Graf von Galen und Kaplan Bernhard Poether auf Holz- oder Steinplatten zu sprühen.
Bevor Mika Springwald mit der Portraitarbeit für die beiden Glaubenszeugen beginnt, befasst er sich mit ihren Biografien. Danach entwirft er die Schablonen am Computer und schneidet sie aus Pappe aus. Kardinal von Galen und Bernhard Poether erhalten ihre Konturen durch die Schablonen der Sprühkunst, und sie werden auf diese Weise in die heutige Zeit geholt.
Sobald die Planung für die Projekttage abgeschlossen ist, wird das Angebot veröffentlicht.
Autorin: Monika Kaiser-Haas, Arbeitskreis Bernhard Poether
Berufung ist für mich das sozialkritische und verantwortliche Handeln in der Gesellschaft.
Als Christ, Sozialarbeiter und Künstler lebe ich meine Berufung in Familie, Kunst, Arbeit aus, um die Welt ›farbenfroher‹ zu gestalten, aber auch kritische Themen in den Fokus zu holen.
Mika Springwald, www.berufung-os.de
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Zwei besondere Gedenktage an Kaplan Bernhard Poether hält der Kalender in diesem Jahr parat. Anlass genug für eine kleine Erinnerungsreihe „Bernhard Poether: 90. Jahrestag Priesterweihe – 80. Jahrestag Tod im KZ Dachau“.
Außerdem ist soeben eine Reisegruppe aus Berlin zurückgekehrt, die sich auf Einladung des Arbeitskreises Bernhard Poether auf den Weg zum ehemaligen Konzentrationslager Sachsenhausen gemacht hatte.
Berlin im Sommer 1936: Es ist die Zeit der Olympischen Spiele, als nur 35 Kilometer nordwestlich von Berlin ein Konzentrationslager eines völlig neuen Typus aus dem Boden gestampft wird. Wenn Ende der 1930er-Jahre von den gefürchteten Konzentrationslagern die Rede ist, dann sind damit die drei Orte Sachsenhausen, Dachau und Buchenwald gemeint. Wenige Monate nach seiner Festnahme am 22. September 1939 landet Kaplan Poether im Lager Sachsenhausen.
Das war Ende Februar 1940. Im April 1941 kommt er nach Dachau, wo inzwischen die Mehrzahl der in Konzentrationslagern inhaftierten Priester, vornehmlich Polen, untergebracht ist.
Berlin und Oranienburg sind die Ziele einer dreitätigen Reise, zu der der Arbeitskreis Bernhard Poether der Pfarrgemeinde St. Clemens eingeladen hatte. Pfarrer Ewald Spieker und Elisabeth Georges hatten die Organisation übernommen. Es ist eine Begegnung mit tiefschwarzen Spuren der deutschen Geschichte, das ist jedem klar.
Das touristische Programm kommt dennoch nicht zu kurz. Gleich nach der Ankunft führt eine junge Studentin aus Hiltrup, die demnächst zur Schauspielschule in Hamburg wechselt, die Gruppe um die fußläufig gelegene Museumsinsel sowie zu den Hackeschen Höfen.
Der Bereich um das Brandenburger Tor und das Reichstagsgebäude wird am nächsten Tag zu Fuß erkundet. Eine aufschlussreiche Stippvisite galt der Gemeinde St. Mattias, in der der spätere Bischof von Galen zehn Jahre als Pfarrer tätig war. Fast noch spannender als die Vergangenheit ist die Gegenwart der Gemeinde, wie Dr. Josef Wieneke eindrucksvoll berichtete.
In Sachsenhausen begegnet man noch vor dem Eintritt ins Lager einer Vielzahl einzelner Gedenksteine. Besonders markant ist ein auf dem Boden liegendes Kreuz, das so wirkt, als wäre es aus einem Granitstein „rausgefallen“. Über 700 Priester aus acht Nationen litten, hungerten, ertrugen Folter und durchlebten Krankheiten, Verzweiflung und Todesangst. 97 von ihnen starben in Sachsenhausen, weitere 241 nach ihrer Deportation im einstigen KZ Dachau und anderen KZ. An sie wird an dieser Stelle erinnert. Die Einweihung erfolgte 2006, die Anregung geht auf Papst Johannes Paul II. zurück.
Einige aus der Gruppe bitten die Mitarbeiterin der Gedenkstätte und des Museums Sachsenhausen, ihnen die Schilderung von Details zu ersparen, wie die Häftlinge gequält und ermordet wurden.
Unerwähnt dürfen dennoch die medizinischen Versuche an Häftlingen, die Zwangsarbeit, die Massentötungen etwa in der getarnten Genickschussanlage oder in der Gaskammer nicht bleiben.
Detaillierter wird die Schilderung der Schuhprüfstrecke – eine Besonderheit, um Häftlinge zu quälen. Die Ausführungen, wie Häftlinge tagelang mit schwerem Gepäck in wiederverwerteten, oftmals zu kleinen Schuhen über unwegsames Gelände zu marschieren hatten, hinterlassen tiefen Eindruck.
Homosexuelle Häftlinge, so erklärt die Mitarbeiterin der Gedenkstätte, seien gezwungen worden, Stöckelschuhe zu tragen.
Bernhard Poether hat ein Jahr lang im Lagergefängnis, dem Zellenbau, in einer Einzelzelle zugebracht. Beim Lagergefängnis handelt es sich um ein besonders abgeschirmtes und bewachtes Gebäude – eine Art Hochsicherheitstrakt.
Ein Teil des einstmals T-förmigen Gebäudes wurde zu Beginn der 1960er-Jahre vor dem Verfall gerettet.
Im Bunker saßen die Menschen ihre Strafen ab. Monatelang wurden sie in Dunkelarrest gesteckt, mit Essensentzug, körperlich gezüchtigt, gequält, mit Peitschenhieben bestraft, tagelang mit rückwärts verdrehten Armen an Pfähle gehängt. In einzelnen Zellen wird heute einiger besonderer Opfer gedacht. Etwa Georg Elser, dessen Attentat auf Hitler am 9. November 1939 im Münchener Bürgerbräukeller fehlschlug.
Oder Martin Niemöller, evangelischer Pfarrer und legendärer U-Boot- Kommandant im Ersten Weltkrieg, der als Vertreter der Bekennenden Kirche in Opposition zum NS-Regime geriet. Namentlich erwähnt werden die beiden polnischen katholischen Bischöfe Marian Fulmann und Wladyslaw Goral, ebenso Rupert Meyer, der bekannte Jesuitenpater aus München.
Was Kaplan Poether in Sachsenhausen alles durchgemacht hat, liegt im Dunkel der Geschichte. Einem Mithäftling in Dachau hat er lediglich anvertraut, es sei für ihn „die größte Qual“ gewesen, „ohne jede Lektüre immer ganz allein in der Zelle zu verweilen“. Wenn es das nur gewesen wäre! Selbst Martin Niemöller, der als „Ehrenhäftling“ Privilegien besaß, schwieg über die Folterungen anderer Häftlinge im Zellenbau. Dabei erlebte er aus nächster Nähe mit, was geschah. Nach seiner Befreiung äußerte Niemöller im Rückblick lediglich: „Und wenn man mich fragt: War es wirklich so schlimm? Dann kann ich nur sagen: Es war tausendmal schlimmer.“
Und das alles nur in 36 Lebensjahren: Datteln – Horstmar – Hiltrup – Münster – Freiburg - Südkirchen – Gelsenkirchen-Buer – Krakau - Ciciena – Gladbeck-Zweckel – Bottrop-Batenbrock – Sachsenhausen – Dachau lauten die Orte, an denen Bernhard Poether gelebt hat.
Der Arbeitskreis Poether der Gemeinde St. Clemens hat in den 13 Jahren seines Bestehens die wichtigsten Lebensstationen Bernhard Poethers besucht.
2017 ging es nach Dachau bei München, bereits 2009 ins polnische Ciciena, 2014 zum Kloster Marienthal in Hamminkeln. Mit einigen Gemeinden im Ruhrgebiet, insbesondere mit St. Joseph in Bottrop, entstand über die Jahre ein reger Austausch.
Die Fahrt zum Konzentrationslager Sachsenhausen, in dem Poether ein Jahr in Einzelhaft gefangen war, war ursprünglich für das Jahr 2020 geplant – exakt 80 Jahre nach Bernhard Poethers Überstellung in das KZ. Diese Reise ist jetzt nachgeholt worden. -gro-
Das Andenken an Bernhard Poether wird in der Pfarrgemeinde St. Clemens Hiltrup- Amelsbüren seit vielen Jahren in vielfacher Weise gepflegt.
Zum 75. Todestag besuchten 34 Gemeindemitglieder die Gedenkstätte in Dachau; nun soll ein Besuch im KZ Sachsenhausen folgen.
Vom 29. bis 31. Mai 2022 führt eine Bus-Reise nach Berlin, deren inhaltlicher Schwerpunkt dem Andenken Poethers und aller KZ-Opfer gewidmet ist.
Daneben gibt es Freiräume für Stadterkundungen und einen Besuch in der Pfarrgemeinde St. Matthias, die in einer besonderen Beziehung zum Bistum Münster steht.
Die Einladung zur Teilnahme richtet sich an alle Interessierten.
Die Kosten für Busfahrt, Unterkunft mit HP im Akademie-Hotel Berlin und anfallende Gebühren betragen bei einer Mindest-Teilnehmerzahl von 20 Personen 345 € im EZ und 285 € im DZ.
Eine Ausschreibung liegt in unseren Kirchen aus.
Alle wichtigen Informationen finden Sie hier.
Weitere Informationen erhalten Sie im Sekretariat oder bei den Organisatoren Elisabeth Georges und Pfarrer Spieker.
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Kaplan Bernhard Poether verstarb am 5. August 1942 im Konzentrationslager Dachau.
80 Jahre sind seither vergangen! Bischof Dr. Felix Genn hat am 9. Juli mit uns in der Kirche St. Clemens in Hiltrup an Kaplan Poether erinnert.
Weitere Termine:
Eingeladen haben wir Herrn Professor Dr. Norbert Köster, Kirchenhistoriker und früherer Generalvikar im Bistum Münster. Er wird am Mittwoch, dem 26. Oktober 2022, um 20 Uhr im Pfarrzentrum St. Clemens zu dem Thema sprechen: "Rassismus im Leben von Kaplan Poether und heute"
Und noch ein weiterer Gedenktag: Am 17. Dezember 1932 wurde Bernhard Poether im Dom zu Münster zum Priester geweiht. Dieser Priester hat durch sein Lebenszeugnis Licht und Hoffnung in die damalige Welt gebracht, noch heute ermutigt sein Wirken uns in unserem Christsein.
]]>Zum Gebet für die Seligsprechung von Kaplan Bernhard Poether sind Sie herzlich eingeladen.
Den jeweiligen Ort und die Uhrzeit finden Sie im "Aktuell" der Pfarrgemeinde St. Clemens Hiltrup Amelsbüren (bzw online im Raumbelegungsplan)
Mittwoch, 5. Januar 2022 | Samstag, 5. Februar 2022 | Samstag, 5. März 2022 |
Dienstag, 5. April 2022 | Donnerstag, 5. Mai 2022 | Sonntag, 5. Juni 2022 |
Dienstag, 5. Juli 2022 | Freitag, 5. August 2022 | Montag, 5. September 2022 |
Mittwoch, 5. Oktober 2022 | Samstag, 5. November 2022 | Montag, 5. Dezember 2022 |
29. bis 31. Mai 2022 | Bus-Reise nach Berlin, Besuch KZ Sachsenhausen |
8. Juni 2022 um 20 Uhr | Herr Prof. Dr. Markus Köster (Leiter des LWL-Medienzentrums für Westfalen) spricht im Alten Pfarrhof (An der Alten Kirche 11, Münster-Hiltrup) zu dem Thema "Zwischen Kreuz und Hakenkreuz: Katholizismus und Nationalsozialismus in Westfalen" |
24. Juni 2022 | Sprühaktion mit dem Street-Art-Künstler Mika Springwald (Osnabrück) zu den Themen "Bernhard Poether", "Kardinal von Galen" und "Karl Leisner" (eine Aktion in Zusammenarbeit mit dem KvG). |
9. Juli 2022 um 18:30 Uhr | Bischof Felix Genn feiert mit uns die Vorabendmesse in St. Clemens. Anschließend wird er das "Bernhard Poether Haus" einweihen. |
Freitag, 5. August 2022 um 20 Uhr | 80. Todestag Bernhard Poethers im KZ Dachau Gedenkstunde für Jung und Alt im Rahmen eines Wortgottessdienstes in St. Clemens |
27. August 2022 | ab 15 Uhr Pfarrfest der Gemeinde St. Clemens mit Stand des Poether Arbeitskreises |
26. Oktober 2022 um 20 Uhr | Herr Professor Dr. Norbert Köster spricht zum Thema "Rassismus heute – was sagt uns der Einsatz von Kaplan Poether für die verachteten Polen?" |
26. Dezember 2022 | vor 90 Jahren feierte Kaplan Bernhard Poether seine Primiz in St. Clemens, Hiltrup |
Weitere Aktionen sind in der Vorbereitung.
Arbeitskreis Bernhard Poether
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Novene – das ist ein Gebet von neun Tagen. Wir laden herzlich zum Mitbeten der Novene „Bernhard Poether“ vor dem kommenden Gedenktag (5. August) ein: gemeinsam oder persönlich. Der Text der Novene liegt in unseren Kirchen zum Mitnehmen und hier zum Lesen aus. Das Gebet findet an folgenden Tagen statt:
Am 5. August feiern wir um 18.00 Uhr in der Pfarrkirche St. Clemens einen Wortgottesdienst zum Todestag von Kaplan Bernhard Poether (Pfarrer em. Spieker).
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-oder- Schnelleinwahl mobil
+496950502596,,99986923634#,,,,*485562#
-oder- Telefoneinwahl 030 5679 5800
Sitzungs/Meeting-ID: 999 8692 3634
Kenncode: 485562
Hinweise:
Bei Problemen:
Karl Huesmann
Tel: 02501-70634
]]>Am 18. April 1941 kam Kaplan Bernhard Poether in das KZ Dachau. Zuvor befand er sich bereits 13 Monate in Einzelhaft im Konzentrationslager Sachsenhausen. Das entspricht exakt der Dauer, wie wir uns jetzt im April 2021 mit der Corona-Pandemie herumplagen.
Vor 80 Jahren öffnete sich für Bernhard Poether das Tor des Konzentrationslagers Dachau. Der Transport vom Lager Sachsenhausen bei Berlin bis in das bayrische Dachau zog sich über zehn Tage hin. Als Poether ankam, war er mit seinen Kräften am Ende. Unterkriegen ließ er sich jedoch nicht.
„Leichenfahl und wie ein Skelett war er hierhergekommen“, erinnert sich ein Mithäftling an den damals 35-jährigen Bernhard Poether. 13 Monate im Konzentrationslager Sachsenhausen hatten ihre Spuren hinterlassen. Er befand sich in Einzelhaft im Lagerbunker, einer Art Hochsicherheitstrakt innerhalb des KZs.
In den 80 Einzelzellen gab es prominente Häftlinge wie Martin Niemöller von der Bekennenden Kirche oder Georg Elser, den Hitler-Attentäter vom 9. November 1939 im Bürgerbräu-Keller in München. Andere Häftlinge wurden schlichtweg zu Tode gequält.
Dunkelhaft, Folter und alle drei Tage eine warme Mahlzeit – all das dürfte Poether durchlitten haben. Schriftliche Beweise gibt es nicht. Er selbst hat einem Mithäftling erzählt, ohne jede Lektüre allein in der Zelle zu verweilen, das sei „für ihn die größte Qual“ gewesen.
Nebenbei bemerkt: Poethers Aufenthalt in Sachsenhausen dauerte somit exakt so lange, wie wir uns aktuell mit der Corona-Pandemie herumschlagen.
Aufgrund eines Beschlusses wurden ab Ende 1940 alle von den Nazis inhaftierten Geistlichen ins KZ Dachau geschickt. Für Bernhard Poether begann die Reise am 8. April und endete am 18. April 1941. Übernachtet wurde in Polizeigefängnissen.
„Besonders furchtbar war es am Morgen, wenn es weitergehen sollte. Dann mussten wir auf den Ruf der SS: „Die Pfaffen an die Spitze!“ aneinandergekettet an der Spitze des Zuges marschieren, so auch in Weimar, Hof und Nürnberg.“
Eduard Farwer, der nach 1945 diese Zeilen notierte, war mit Poether sich am 10. April in Halle an der Saale zusammengetroffen. Sie bleiben Freunde bis zum Tode Bernhard Poethers am 5. August 1942. Farwer stand ihm in den letzten Stunden bei. Der Transport war war eine besondere Leidensstation dieses Martyriums. „Einmal trafen wir auf BDM-Mädchen eine NS-Jugendorganisation, die vor Schadenfreude aufschrien, als sie uns so in Fesseln sahen“, schildert Farwer.
Mitgefühl durften KZ-Häftlinge von der Bevölkerung nicht erwarten. Hermann Scheipers, der in den 1980er Jahren in Amelbüren seelsorgerisch tätig war, sagte es rückblickend so: „Unter den Blicken der Leute litten viele sehr.“
Autor: Michael Grottendieck (WN)
]]>Am 5. Tag eines jeden Monats wird an seinen Todestag, den 5. August 1945, erinnert.
Ein Onkel von Bernhard Poether, Georg Timpe war Pallottinerpater und lebte in den USA. Als er – schon im hohen Alter – vom Tod seines Neffen erfuhr, hoffte er doch noch zu erleben, dass „unser Bernhard nahe dem hl. Sakrament seinen Platz finden darf“. Mit diesem Zitat begann Pfarrer Spieker die Andacht.
Die Urne von Bernhard Poether fand am 12. Februar 2021 ihren Platz in der Nische des Altars der Sakramentskapelle. Das kupferne Urnenkästchen ist jetzt beleuchtet und gut sichtbar.
In Gebeten und einer Kreuzwegstation stellte Pfarrer Spieker Bernhard Poethers tiefen Glauben an Christus heraus. Es wurde um die Fürsprache von Kaplan Bernhard Poether und um seine Seligsprechung gebetet.
Quellenangabe: Ewald Spieker (Hg.), 2014, Kaplan Bernhard Poether (1906–1942), KZ-Priester des Bistums Münster, Dialog Verlag, Seite 93
Monika Kaiser-Haas
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Kaplan Poether ist nach Hause zurückgekehrt. Einen Tag vor der Wiedereröffnung der Pfarrkirche St. Clemens wurde die Urne mit den sterblichen Überresten des im Konzentrationslager Dachau zu Tode gequälten Priesters zurück nach Hiltrup geholt. Für die Dauer der Sanierung des Kirchgebäudes war das Urnenkästchen in der St.-Sebastian-Kirche sicher und würdevoll verwahrt worden.
Es sei heute alles andere als selbstverständlich, dass jemand in einer Kirche bestattet werde, erklärte Pfarrer Mike Netzler. Man müsse eine besonders nennenswerte Person gewesen sein und ein vorbildhaftes Leben geführt haben. Der Pfarrer wiederholte, was er bereits bei der Bergung der Urne im vergangenen Sommer gesagt hatte: Bernhard Poether sei aufgrund seines Lebensweges einer Seligsprechung würdig.
Der emeritierte Pfarrer und Sprecher des Bernhard-Poether-Arbeitskreises, Ewald Spieker, hob das Kupferkästchen in eine beleuchtete Nische des Seitenaltars, die sich unterhalb des Tabernakels befindet. In der Sakramentenkapelle hat die Gedenktafel ebenfalls ihren Platz gefunden. Ewald Spieker sprach von einer sehr würdigen Gestaltung.
Pfarrer Netzler gab eine Anekdote zum Besten, wie er im Sommer von Bischof Dr. Felix Genn angerufen wurde. Ob die Urne für die Zeit der Kirchsanierung auch sicher verwahrt werde, erkundigte sich der Bischof. Er habe daraufhin versichert, so Netzler, der Kaplan „befinde sich sicher hinter Gittern“. Nun befindet sich die Urne hinter Sicherheitsglas und bleibt ständig sichtbar.
Quelle: WN vom 13. Februar 2021, Autor: Michael Grottendieck
Wie, den kennst du nicht? – In diesem Workshop kannst du ihn richtig kennenlernen und dich mit seinem Leben auseinandersetzen. Nur kurz: Bernhard Poether (1906 – 1942) wurde in Hiltrup geboren und starb im Konzentrationslager Dachau. Als Priester hat er sich im Ruhegebiet für polnische Zwangarbeiter (Ruhrpolen) eingesetzt. Das hat in Konflikt mit den Nationalsozialisten gebracht, so dass er in das KZ-Dachau nahe bei München gebracht wurde. Hier ist er gestorben.
Hier machst du dich selbst auf dem Weg und kannst ein Projekt erarbeiten, mit dem du am Ende etwas gewinnen kannst. Hier einige Beispiele:
Zum Abschluss des Projektes werden die zwei besten Arbeiten mit dem Bernhard-Poether-Preis für Firmlinge ausgezeichnet:
Münster-Hiltrup - Anlässlich des Tages des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus, der am 27. Januar begangenen wird, hat unsere Zeitung mit Ferdinand Figge über Bernhard Poether gesprochen.
Von Michael Grottendieck; WN-Ausgabe Hiltrup, Mittwoch 27. Januar 2021
Verstanden hatte er kaum etwas. Die Grabgebete, die in lateinischer Sprache gesprochen wurden, dauerten allerdings länger als üblich. Das hatte der junge Messdiener schnell mitbekommen, dem es an diesem kalten und dunklen Morgen fröstelte, weil die Stimmung so besonders traurig war. Pfarrer Reddemann nahm die Beisetzung vor. Vier Messdiener begleiteten ihn.Einer trug das Kreuz, rechts und links gabe es zwei Begleiter. Dazu kam ein Vierter, der den Weihwasserkübel trug. Einer von Ihnen war Ferdinand Figge, damals zehn Jahre alt. Kurz nachdem er zur Ersten heiligen Kommunion gegangen war, war er Messdiener geworden. Mehr als 78 Jahre später erinnert der 89-Jährige sich an die erste Urnenbeisetzung in Hiltrup.
Es war die Urne mit der Asche von Kaplan Bernhard Poether. Vieles war anders an diesesem Morgen. Üblicherweise kam ein von zwei Pferden gezogener Leichenwagen von der Wohnung des Verstorbenen zum Kirchenvorplatz. Über die Münsterstraße, die heutige Hohe Geest, ging es zum Friedhof. "wir Messdiener hatten den eindruck, dass eine völlig andere Beisetzung bevorstehen würde", erzählt Figge, als er langsam in Richtung der heute noch vorhandenen Grabstätte der Familie Poether schreitet.
Die Stimmung sei sehr bedrückt und "sehr traurig" gewesen, erzählt er. Es seien lediglich sehr wenige Frauen und Männer gewesen, die sich im Morgengrauen auf dem Friedhof einfanden. "Dass es sich bei dem Toten um den im Konzentrationslager Dachau verstorbenen Kaplan Poether handelte, habe ich erst nach 1945 erfahren." Eine Person hatte der Junge allerdings erkannt. Es war Heinrich Poether, der ehemalige Postmeister von Hiltrup. Er war von großer, ja stattlicher Figur. Zudem trug er häufig einen Hut mit breiter Krempe. Eine imposante Erscheinung, wie Figge sagt: "Wenn der alte Poether irgendwo auftauchte, hatten wir Achtung vor ihm."
Für Heinrich Poether war es ein schwerer Gang zum Friedhof. Für Eltern ist es niemals leicht, wenn sie ihr eigenes Kind beerdigen müssen. Für Heinrich Poether war es bereits das zweite Mal. 1937 war sein Sohn Hermann, der Leiter der Sparkassenfiliale in Hiltrup gewesen war, an Nierenversagen gestorben. Und nun Bernhard, sein Jüngster.
Bernhard, der das Abitur am Paulinum absolviert und in in Münster und Freiburg Theologie studiert hatte, war Priester geworden. Die Gestapo hatte den jungen Kaplan im September 1939 festgenommen, als er sich in Bottrop für ehemalige Polen aus seiner Gemeinde eingesetzt hatte. Einige von ihnen hatte man mit dem Einmarsch in Polen am 1. September 1939 festgenommen.
Bernhard Poether zahlte den Einsatz, seine Gemeindemitglieder schützen zu wollen, mit seiner Freiheit und am Ende mit seinem Leben. Ohne Gerichtsverfahren wurde er in das Konzentrationslager Sachsenhausen bei Berlin verschleppt und ein Jahr lang in Einzelhaft gehalten. 1941 kam er nach Dachau.
In Bernhards letzten Brief vom Juli 1942 klang noch Hoffnung durch. "Eine unerwartete Ruhe- und Schreibstunde! Draußen die warme Julisonne und im Herzen ein frohes Heimatgedenken." Vermutlich wollte er seinem Vater nur keinen Kummer bereiten.
Denn längst war der 36-jährige ein körperliches Wrack. 44 Kilogramm wog er, als er am 5. August starb. Das bei einer Körpergröße von 1,80 Meter. Zu Tode geschunden wurde er in Dachau. Der Sommer 1942 ging als Hungersommer in die Lagergeschichte ein.
"Dem nächsten Brief dürft Ihr bitte ein Taschentuch beilegen", so lautete sein letzter Satz. Zu Hause in Hiltrup hielt es niemand für möglich, dass Bernhard bereits wenige Tage später tot sein könnte. Vater Heinrich fiel sprichwörtlich aus allen wolken, als ihn die Todesnachricht aus Dachau ereilte. Die Urne mit den sterblichen Überresten, so wird berichtet, habe er zunächst gar nicht annehmen wollen.
Auch Ferdinand Figge sagt: "Ich glaube heute übrigens nicht, dass die Asche Bernhard Poethers sich in der Urne befindet. Bei den vielen Menschen, die im Konzentrationslager gestorben sind und im Krematorium verbrannt wurden, wird man sich nicht die Mühe gemacht haben." An seiner Hochachtung über den verstorbenen Kaplan ändert das nichts: "Poether war ein außergewöhnlich guter Mensch!"
Autor: Michael Grottendieck; WN-Ausgabe Hiltrup, Mittwoch 27. Januar 2021
]]>Sie schreibt darin: "Der Arbeitskreis Bernhard Poether besteht seit mehr als zwölf Jahren. Die Mitglieder setzen sich für die Pflege der Erinnerung an Kaplan Bernhard Poether ein, der in seiner Kindheit und Jugend in der Pfarrgemeinde Sankt Clemens in Hiltrup lebte. Er starb 1942 im Konzentrationslager (KZ) Dachau an den Folgen der Haft.
Diese Rückschau erinnert an die Veranstaltungen, die trotz Corona-Pandemie in diesem
Jahr im Gedenken an Kaplan Bernhard Poether stattfinden konnten."
Diese Details werden mit vielen Bildern ausgeführt:
Die ersten Christen haben begriffen, zu unserem Glauben gehört konstitutiv die Begegnung mit anderen Getauften, gemäß der Zusage Jesu: „Wo Zwei oder Drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.“ (Matthäus 18.20).
Als die frühen Christen sich nicht mehr öffentlich treffen durften, haben sie es im Verborgenen getan, sehr gerne an den Gräbern der Märtyrer. Dort sind sie zusammengekommen zu Gebet und zur Feier des Gottesdienstes, so vor allem bei den Christenverfolgungen in Rom. Als die Christen sich später wieder in ihren Häusern und Kirchen treffen konnten, haben sie die Erinnerung an ihre frühchristlichen Begegnungen an den Gräbern der Märtyrer bewahrt: Noch heute ist in jedem Altar einer katholischen Kirche, an dem Eucharistie gefeiert wird, ein Grab mit Reliquien von Märtyrern und Heiligen eingesetzt. In der Regel befindet es sich unter der Altarplatte, an der Stelle, wo die Gaben von Brot und Wein stehen.
Die Renovierung der Pfarrkirche St. Clemens in Münster Hiltrup machte es im Frühjahr 2020 notwendig, die Urne von Kaplan Poether aus dem Seitenaltar der Kirche zu heben. Seit dem Ende der 1960er Jahre stand sie dort. Zuvor war die Urne, die im Herbst 1942 dem Vater Poether von Dachau aus zugestellt wurde, im Familiengrab auf dem Friedhof der Gemeinde beigesetzt worden. Zur Überraschung aller fanden wir nicht diese Urne, vielmehr trafen wir auf ein schön gestaltetes Kupferkästchen mit dem Namen und den Lebensdaten von Kaplan Bernhard Poether. Es stand genau an der Stelle, an der in allen Kirchen das Reliquiengrab untergebracht ist. Auf mich wirkte das sofort wie ein prophetisches Zeichen: Die damals Verantwortlichen der Gemeinde haben ein kostbares Reliquiengrab geschaffen, wie für die Reliquien eines Märtyrers. Bernhard Poether ist ein Heiliger: Mitbrüder im Konzentrationslager in Dachau haben ihn so wahrgenommen und beschrieben. Polnisch stämmige Menschen, die zuvor mit ihm im Gefängnis in Bottrop inhaftiert waren, und zwar gleich im ersten Kriegsjahr, haben ihn erlebt „wie einen vom Himmel gesandten Engel!“
Unser Wunsch, Kaplan Bernhard Poether selig zu sprechen, hat in derartigen Zeugnissen seine Quelle. Der Antrag dazu an Bischof Dr. Felix Genn, und damit an die Kirche, erwächst aus der festen Überzeugung, dass das Lebenszeugnis von Kaplan Poether für uns als Kirche von heute unendlich hilfreich ist.
Auf dem Bild sehen Sie die geöffnete Altarplatte im Seitenaltar der Clemenskirche. In diesem „Grab“ stand das Reliquien Kästchen von Kaplan Bernhard Poether, dort wird es bald wieder stehen. Der Altar bekommt nach der Renovierung der Kirche eine neue Funktion als Sakramentsaltar der Kirche. Diese Lösung passt ganz hervorragend zu Kaplan Poether, denn er war ein Priester, der dem Geheimnis der Eucharistie sehr eng verbunden war. Dieses Zeichen bleibt prophetisch!
Ewald Spieker, Mitglied im Arbeitskreis Bernhard Poether
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Von Michael Grottendieck
Als Hermann Scheipers vor gut vier Jahren im biblisch anmutenden Alter von 103 Jahren in Ochtrup starb, war er hoch angesehen. Scheipers galt als der letzte überlebende KZ-Priester aus Dachau. Er erzählte oft aus dieser Zeit, was in Amelsbüren durchaus bekannt ist. Denn Scheipers lebte von 1983 bis 1990 einige Zeit Jahre in Amelsbüren.
In Dachau hatte er den in Hiltrup aufgewachsenen Bernhard Poether kennengelernt, der am 5. August 1942 an Entkräftung und Unterernährung starb. Knapp ein Jahr lang lebten beide Priester im Block 26 gemeinsam auf der Stube drei und verloren sich dennoch zeitweise aus den Augen. Als im Frühjahr 1942 Zwangsarbeit auf der Plantage oder dem offenen Feld angesagt war, „da gab es keine Möglichkeit zum kurzen Gespräch. Wir wurden regelrecht gehetzt“, sagte Scheipers.
In den Monaten zuvor hatte es noch anders ausgesehen. Scheipers und Poethers hatten, nachdem alle deutschen Priester in einem Block zusammengefasst wurden, schnell bemerkt, dass beide aus dem Bistum Münster stammten und wegen ihrer Polenseelsorge ins KZ verschleppt wurden.
In einem Interview, das Scheipers 2008 gegeben hatte, machte der damals 95-jährige Geistliche keinen Hehl daraus, welch große Bewunderung er für Bernhard Poether entwickelt hatte. „Ich war ein bisschen neidisch wegen seiner Sprachbegabung. Ich konnte kein Polnisch – nur ein paar Brocken – und er beherrschte die polnische Sprache.“ Er bewunderte zudem Poethers „ganze Haltung und Frömmigkeit“.
Im Sommer 1942 waren beide eine Zeit lang dem gleichen Arbeitskommando zugeordnet. Als Scheipers nach seiner Rückkehr aus dem Invalidenblock von dem Tod Poethers erfuhr, war sein Schock groß, wie er bekannte. „Ich hatte ja ein besonders Verhältnis zu ihm.“ Und weiter: „Ich habe ihn gleich als Märtyrer seines Priestertums angesehen, als einen, der für Christus sein Lebensopfer dargebracht hat.“
Auf Einladung des Ökumenischen Bildungswerks hatte Michael Grottendieck die beiden Lebenswege, die Bezüge zu Amelsbüren und Hiltrup sowie das schriftliche Zeugnis von Scheipers über Kaplan Poethers dargestellt. Der Vortrag fand Corona-bedingt in der St.-Sebastian-Kirche statt, in der aktuell die Urne mit den Ascheresten Poethers aufbewahrt wird. Pfarrer em. Ewald Spieker hob die Bedeutung der Aussagen Scheipers für eine mögliche Seligsprechung hervor. Unter den 30 Zuhörern befand sich neben der Nichte von Karl Leisner, der in Hiltrup wohnenden Monika Kaiser-Haas, auch eine Verwandte von Hermann Scheipers. Elisabeth Glock ist die Tochter von Scheipers Zwillingsschwester Anna, die ihren Bruder 1942 vor dem sicheren Vergasungstod retten konnte. Das ist wiederum eine eigene Geschichte.
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Finanziert wurde sie von der Münchner Erzdiözese, wie es hieß. Ziel sei es, damit die Erinnerung an die Opfer nationalsozialistischer Gewalt zu bewahren. Die App biete Einsicht in die Biografien der Geistlichen und führe Besucher vor Ort oder virtuell auf zwei Rundgängen über das Gelände der Gedenkstätte. In einem Kooperationsvertrag der Erzdiözese mit der KZ-Gedenkstätte Dachau/Stiftung Bayerische Gedenkstätten seien alle zur Verfügung stehenden Daten zusammengetragen worden. Der Mehrwert der App liege darin, dass diese Daten von Geistlichen zum ersten Mal gebündelt dargestellt und gezielt abgefragt werden könnten.
Viele Suchmöglichkeiten
In die Datenbank aufgenommen wurden unter anderem Pfarrer, Kapläne, Vikare und Ordensmänner, darunter zum Beispiel der selige Karl Leisner, der aus dem Bistum Münster stammte, und der im September 2019 selig gesprochene Pallottinerpater Richard Henkes. Per Suchfunktion können Namen, Geburts- und Sterbedaten, Geburts- und Sterbeorte, Wohnorte, Nationalitäten, Konfessionen sowie Diözesan- oder Ordenszugehörigkeiten recherchiert werden.
Geistliche im KZ Dachau die laut App Bezug zum Bistum Münster haben
Theodor Averberg
Werner Barkholt
August Benninghaus
Antonius Bornefeld
Franz Dabeck
Gottfried Engels
Heinrich Fresenborg
Reinhold Friedrichs
Hubert Gassmann
Johannes Goebels
Josef Helmus
Heinrich Hennen
Heinrich Hessing
Bernhard Hürfeld
Johannes Klumpe
Heinrich Kötter
Anton Krähenheide
Karl Leisner
Josef Lodde
Albert Maring
Joszef Markötter
Mathias Mertens
Josef Meyer
Wilhelm Meyer
Heinrich Oenning
Bernhard Poether
Josef Reukes
Hermann Scheipers
Laurenz Schmedding
Theodor Schwanke
Johannes Sonnenschein
Hermann Stammschröer
Bernhard Steinhoff
Gerhard Storm
Wilhelm Weber
August Wessing
Quelle: kirche-und-leben.de/artikel/smartphone-app-auf-den-spuren-von-geistlichen-im-kz-dachau
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„Bernhard Poether und Hermann Scheipers. Begegnungen in der Hölle von Dachau“, lautet der Titel des Vortrages, den Michael Grottendieck am Dienstag 27. Oktober um 19.30 Uhr in der Sankt Sebastian-Kirche halten wird. Über die Bedeutung einer Seligsprechung, wie sie von der Pfarrei St. Clemens gewünscht wird, wird Pfarrer em. Ewald Spieker informieren. Eine Kurzbiographie findet sich in dem Buch „Zeugen für Christus“ von Helmut Moll..
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Datum: 18. September 2020
Zeit: 18 – 20 Uhr
Pfarrer em. Ewald Spieker stellte als Sprecher in der Sitzung folgende Themen als Besprechungspunkte vor:
Ewald Spieker
]]>Es gibt sie tatsächlich. Sie ist zudem sehr würdig gestaltet und schön beschriftet. Am 10. Juli wurde die Urne Kaplan Poethers in der Sankt-Clemens-Kirche geborgen. Aktuell ist das versiegelte Kupferkästchen im Sakrarium der St. Sebastian-Kirche in Amelsbüren sichtbar ausgestellt. Auch nach der Renovierung der Pfarrkirche St. Clemens wird die Urne im Altar, der den Tabernakel tragen wird, sichtbar bleiben.
78 Jahre nach dem Tod Kaplan Poethers im Konzentrationslager Dachau stellt sich die Frage: Was wissen wir eigentlich über die Geschichte dieser Urne und damit über den Umgang mit diesem Glaubenszeugen, der es nach der Überzeugung der Gemeinde verdient hat, von der Kirche selig gesprochen zu werden.
Im Sommer 1942 herrschten im Konzentrationslager Dachau katastrophale Zustände. Der Sommer 1942 gilt als der Hungersommer. Menschen ließ man bewusst verhungern.
Ein Priester aus dem Bistum Freiburg beschreibt die Folgen im Priesterblock. Allein im Juli und August 1942 hätten 65 Priester ihr Leben verloren. „Die polnischen Priester ungefähr das Dreifache, sind sie ja fast alle schon länger in Haft. Von ihren alten Leuten leben bald keine mehr. Die Sterbeziffer des Lagers beträgt in diesen Hungermonaten täglich durchschnittlich 100 und mehr.“
Unter den täglich hundert Toten sind nicht nur Ältere. Auch Jüngere sind betroffen. Einer von ihnen ist Bernhard Poether , der sich seit September 1939 in Haft befindet. Zwischendurch hat er ein Jahr lang Isolationshaft und Folter im Konzentrationslager Sachsenhausen erlitten. Sein Verbrechen: Er war in der Polenseelsorge tätig. Erst im Frühjahr 1941 wurde er nach Dachau überstellt. Da war er bereits leichenfahl und abgemagert. Wechselweise litt er unter schwerer Verstopfung oder schwerem Durchfall. Zuletzt kam die Ruhr hinzu.
Mitbrüder berichten, Kaplan Poether sei am Morgen des 5. August auf dem Appellplatz erschöpft zusammengebrochen und kurz darauf gestorben. Der 36-Jährige, der 1,80 Meter groß gewachsen war, wog am Ende lediglich 44 Kilogramm. Herz- und Kreislaufversagen gab der Lagerarzt als Todesursache zu Protokoll.
Kaplan Bernhard Poether hat bereits unter seinen Leidensgenossen nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Er habe nie um seine Befreiung aus dem Gefängnis und dem Konzentrationslager gebetet, so berichten Mitbrüder aus dem Priesterblock, sondern nur darum, dass Gottes Wille geschehe. Ein befreundeter Priester war angesichts der Haltung, mit der Kaplan Poether sein Martyrium trug, überzeugt: „Poether war ein heiligmäßiger Priester, einer der besten der 3.000 Priester, die in Dachau gewesen waren.“
In Hiltrup traf die Todesnachricht am 11. August ein. Sie traf Vater Hermann Poether wie aus heiterem Himmel. Er war fix und fertig. Kaplan Wahmhoff, der 1939 Poethers Nachfolger in der Sankt-Joseph-Gemeinde in Bottrop wurde, besuchte den alten Postmeister: „Er ließ mich einen Brief lesen, den er vom Konzentrationslager Dachau erhalten hatte, in dem ihm mitgeteilt wurde, dass sein Sohn Bernhard trotz aufopfernder Pflege und ärztlicher Hilfe an einer unheilbaren Krankheit verstorben sei. Gegen Einsendung eines Entgelts von 18 Reichsmark könne er die Asche kommen lassen.“
Vater Poether war zunächst skeptisch, aber dann wurde die Urne schließlich nach Hiltrup geschickt. Wann sie dort ankam, ist nicht überliefert.
Auch in Ankum nahe Bersenbrück nördlich von Osnabrück traf im August 1942 ein Paket aus Dachau ein. Der Karton war mit einem gelben Querstreifen überklebt: Vorsicht, Aschereste! Nicht werfen! Darin befand sich eine Blechdose als Urne. Beigelegt war mit Namensnennung von August Benninghaus eine Bescheinigung Nr. 4519/1942 des Krematoriums Dachau.
Für Kaplan Poether wie für August Benninghaus darf stark angezweifelt werden, dass es sich um ihre eingeäscherten Überreste handelt. Mehrere Leichen wurden im Krematorium Dachau zusammen verbrannt und die Asche oftmals auf mehrere Urnen verteilt. Das Requiem für Benninghaus fand am 30. Juli statt. Die Urne wurde in einem Sarg am 31. August 1942 auf dem Ankumer Friedhof in Anwesenheit von 20 Geistlichen beigesetzt. Heute setzt sich die Kirchengemeinde ebenfalls für die Seligsprechung des am 20. Juli 1942 verhungerten Jesuiten-Paters ein.
Für Bernhard Poether wurde am 17. August zum Levitenamt in der Sankt-Clemens-Kirche eingeladen. Ob die Urne zu diesem Zeitpunkt bereits in Hiltrup angekommen war, ist nicht bekannt. Für den Pfarrer von St. Clemens, Otto Reddemann, hatte der 17. August jedoch ein Nachspiel. Er erhielt eine Vorladung zur Gestapo. Offiziell warf man dem Priester eine verbotene Messfeier nach Fliegeralarm vor. Jedenfalls hatte er 1000 Reichsmark Sicherungsgeld zu zahlen.
Aus dem Familiengrab auf dem Alten Friedhof wurde später die Urne in den Seitenaltar der Sankt-Clemens-Kirche umgebettet. Ein neues Behältnis wurde angefertigt. Mit viel Aufmerksamkeit wurde es erstellt. Auch der Aufwand, das Schatzkästchen zu beschriften, dürfte beachtlich gewesen sein.
„Im Grund wurde der Weg der Seligsprechung bereits damals gegangen“, sagte Pfarrer Mike Netzler bei der Bergung der Urne. Dafür spricht übrigens auch, dass sich die Urne in dem Reliquiar des Altars befand. Sie wurde direkt in den Altartisch eingelassen. Lediglich eine Angabe, wann das erfolgte, fehlt.
Merkwürdig bleibt auch, dass in den Kirchenbüchern sich keine Notiz zu der Umbettung findet, ergänzt Ewald Spieker, Sprecher des Bernhard-Poether-Arbeitskreises.
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In der Wochenzeitung Kirche&Leben erschien dieser Bericht von Johannes Bernhard und die WN druckte am 11. Juli, 2020 (Nr.159) diese Berichte von Michael Grottendieck: WN Stadtteil Hiltrup und WN Seite Westfalen.
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Jeder Tag in der Novene erinnert an verschiedene Lebensstationen von Bernhard Poether:
Tag: Kraft aus dem Glauben
Tag: Freude an der Schöpfung
Tag: Christsein als Berufung
Tag: Mut zum Zeugnis
Tag: Mut zur Wahrhaftigkeit
Tag: Standhaft im Glauben
Tag: Christus in Dachau
Tag: Mut zur Hingabe
Tag: Gegen das Vergessen
Hier können Sie die Novene herunterladen.
Diese Novene liegt auch in gedruckter Form in den Kirchen unserer Gemeinde St. Clemens (Münster Hiltrup) aus und sie wird ab dem 13. Mai hier zum Herunterladen angeboten.
Sie können die gedruckte Novene auch gern bestellen bei:
Ewald Spieker, Kortumweg 58, 48165 Münster oder: espieker@muenster.de
Anmerkung: Die Texte der Novene wurden von Frau Dr. Angelika Pokropp-Hippen, Frau Monika Kaiser-Haas und Herrn Pfarrer em. Ewald Spieker verfasst, die Fotografien erstellte Herr Michael Grottendieck.
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Seine letzte Notiz lautete:” Ich sterbe als stummer Zeuge Christi unter seinen Brüdern”.
Sein letzter Satz:” Dies ist das Ende, für mich der Beginn des Lebens”.
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Freude beim Lesen und Kraft für Ihren Weg
wünscht: Ewald Spieker
Ihr aber,
für wen haltet ihr mich?
„Du, der du mich ergriffen hast
und nicht in Ruhe lässt,
wie könnte ich dir widerstehen?
Du bist der Gott-mit-uns,
die Zärtlichkeit des Vaters,
die Schulter, auf die der große Hirte
das verlorene Schaf legt.
Du bist die Liebe, die kämpft
und seufzt – im Himmel wie auf Erden,
in jedem liebenden Herzen.
Du bist die Mitte der Welt,
die Flamme in allen Dingen,
das Feuer, das die Erde vom Eis befreit.
Du bist die immer offene Tür,
Anfang und Ziel unserer Pilgerschaft,
die Quelle am Anfang, der Gipfel am Ende.
Verliebt in uns, bleibst du uns treu,
als Seelenbräutigam schenkst du das Glück der Liebe.
Du bist der Flügel unserer Hoffnung,
der Same, aus dem Großes wächst,
das Segel, das unser Schiff auf den Fluten voranbringt.
Wie der Frühling für die Blumen bist du für mich,
wie der Wind für den Adler.
Bald wird der Text auch auf dieser Homepage zu finden sein.
Wer die Novene in Heftform bestellen möchte, kann das unter folgender Anschrift tun:
Kath. Kirchengemeinde St. Clemens
Patronatsstrasse 2
48165 Münster
Dass wir uns für Gottes Gegenwart öffnen, einzeln und gemeinsam, wünscht Ihnen
Ewald Spieker, Pfr.em.
Eine Novene orientiert sich am Gebet der Apostel gemeinsam mit Maria in der Zeit von Christi Himmelfahrt bis Pfingsten. Dann haben sie den Heiligen Geist empfangen.
Aus diesem Geist erwächst das Gebet einer Novene: Sie wird an neun aufeinanderfolgenden Tagen gebetet, einzeln oder gemeinsam.
Jeder Tag in der Novene erinnert an verschiedene Lebensstationen von Bernhard Poether...
Nehmen Sie sich Zeit zum Gebet.
Die Gemeinde St. Clemens erinnert am 2. Weihnachtstag (26. Dezember 2019) im Gottesdienst um 11.30 Uhr an die Heimatprimiz dieses Märtyrers.
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Ewald Spieker,Pfr.em. in Münster Hiltrup
]]>Nähere Informationenbekommen Sie im Pfarrbüro St. Clemens, Tel. 02501 910-3010.
Freitag, 24. April
Morgens Abfahrt in Hiltrup nach Berlin
Samstag, 25. April
Besichtigung des Lagers Sachsenhausen mit Führung, Zeit der Stille und Gottesdienst
Sonntag, 26. April
Mehrstündige Stadtrundfahrt durch Berlin, freie Zeit
Montag, 27. April
Rückfahrt nach Münster
Unterbrechung der Fahrt in Hildesheim mit Domführung.
Hier lesen Sie den ausliegenden Flyer mit dem Anmeldebogen.
]]>Auf Einladung des Bemhard-Poether-Arbeitskreises gestaltete er am Sonntagnachmittag im Pfarrzentrum St. Clemens zum zweiten Mal eine Gedenkveranstaltung.
Dieses Mal war der Anlass die Reichspogromnacht von 1938. "An diesem Wochenende haben wir einige Gedenktage: 81 Jahre, 30 Jahre. Die Erinnerung an die Pogromnacht ist angesichts des Angriffs auf eine Synagoge in Halle wieder zum aktuellen Thema geworden." Mit diesen Worten führte Pfarrer em. Ewald Spieker den Gast des Abends ein.
Dr. Boroda eröffnete das Programm mit einer Bilderabfolge, unterlegt mit einigen Explosionsgeräuschen und dem "Wiegenlied" aus dem Vokalzyklus "Wir schreiten zum besseren Morgen". Fotos der brennenden und zerstörten Synagogen wechselten sich ab mit Zitaten der NS-Führung und den Aufnahmen von den ersten Massenübergriffen auf die jüdischen Bevölkerungsteile in ganz Europa.
Kultur und Moral ließen sich nicht nach Originalplänen wie zerstörte Gebäude wiederaufbauen, das strich Dr. Boroda in seinen Ausführungen und bei der Zusammenstellung der vorgelesenen Erzählungen heraus.
Von einer Mitschuld könne sich kein europäisches Land mit einer jüdischen Minderheit freisprechen. Polen und Litauen haben ihre Mitschuld an den Massakern bis heute nicht eingestanden und werden es auch nicht tun, zeigte sich Dr. Boroda überzeugt.
"Eine der größten Kulturnationen Europas hat über 50 Jahre gebraucht, um seine Schuld halb anzuerkennen", spielte er auf die Rede von Jacques Chirac aus dem Jahr 1995 an.
Nicht zufällig wählte er dabei die beiden vorgestellten Erzählungen aus den beiden Ländern Litauen und Frankreich aus. In beiden als Dialog aufgebauten Beiträgen zeigte er die Mechanismen auf die zum Hass, zum Wegsehen und zum Leugnen der Geschichte des Antisemitismus führten, häufig auf familiärer Ebene, fest verankert im Alltag und daher umso schwerer zu überwinden.
Das Vergessen als die bequemere Alternative sollte es laut Dr. Boroda nicht geben, das Aussprechen der Wahrheit ist für ihn, der an vielen Erinnerungsprojekten zur jüdischen Geschichte beteiligt ist, sein einziger Beweggrund, Vorträge wie diesen mit anschließender Diskussion mit dem Publikum zu veranstalten.
Quelle: WN, 12. November 2019, Lokalseite, Autorin: Maria Groß
Ein weitere Artikel zu dieser Veranstalung erschien auf der Webseite "Christliches Forum"
]]>WN, 28.09.2019; Autor:
]]>Aus Cloppenburg nach Bottrop zu fahren, war der 92-jährigen Frau eine Freude. Schließlich hat sie viele Jahrzehnte im Pfarrhaus gelebt und freut sich auf das Wiedersehen mit zahlreichen alten Bekannten. Begleitet wird sie von ihrem Sohn Matthias, der stets hilfreich zur Seite steht.
Sie ist zwar mittlerweile auf einen Rollstuhl angewiesen, doch geistig ist sie bewundernswert rege und präsent. Kräftig ist ihre Stimme, als sie vor der Eingangstür zum Pfarrhaus das Wort ergreift. Umringt ist sie von einer Gruppe von Menschen, darunter ihr Sohn, der Küster, 13 Messdienern und Pfarrer Ewald Spieker aus Hiltrup, der den Gottesdienst zu Gedenken an Kaplan Poether zelebrieren wird.
„Ich war an dem Tag, am 22. September 1939, einem Freitag, zu Hause, im Pfarrheim St. Joseph. Die Sommerferien waren verlängert worden, weil drei Wochen zuvor der Krieg gegen Polen begonnen hatte.“ Da ihr Onkel in der Kirche die Frühmesse las, war sie mit Kaplan Poether allein im Pfarrhaus, erzählt sie.
Gegen 8.15 Uhr klingelte es. Zwei Männer in langen Mänteln standen vor der Tür, Sie stellten sich nicht vor, sondern sagten nur, sie wollten Herrn Poether sprechen.
„Sie sagten nicht, sie wollten Kaplan Poether sprechen“, betont Auguste Block, weil es ihr wichtig ist.
Sie sei die Treppe im Pfarrhaus hochgesaust zu dem Kaplan, der am Fenster gestanden habe und alles mitverfolgt habe. „Da sind zwei Männer, die möchten Sie sprechen“, sagte sie. Bernhard Poether sei sehr blass gewesen. Er habe genau gewusst, was jetzt auf ihn zukommen werde. Dessen ist sie sich sicher.
Wenige Tage zuvor war der Kaplan ein zweites Mal binnen weniger Tage bei der Gestapo vorstellig geworden. Er hatte sich für polnisch-sprachige Mitglieder seiner Gemeinde eingesetzt, die unmittelbar nach Kriegsbeginn am 1. September 1939 festgenommen wurden. Als der Sohn einer der Festgenommen an der Front fiel, war Kaplan Poether abermals zur Gestapo gegangen. Die Beamten gaben später zu Protokoll, sie hätten den Geistlichen auf der Wache wegen seines herausfordernden Verhaltens zurechtgewiesen. Immerhin: Der polnisch-sprachige Vater des gefallenen deutschen Soldaten kam frei.
Am nächsten Tag kam die Gestapo ins Pfarrhaus. „Sag Deinem Onkel, sie haben mich geholt“, das waren die letzten Worte, die Auguste Block hörte. „Wir gingen die Treppe hinunter. Es wurde nicht mehr gesprochen. Kaplan Poether ging sofort mit den beiden Männern hinaus.“
„Mir ist der Tag nie verloren gegangen“, erklärt die Zeitzeugin später im Gespräch mit der Hiltruper Delegation. „Ich muss immer wieder daran denken. Es war eine so unheimliche Atmosphäre.“
Die Gemeinde in Bottrop wünscht den Hiltrupern „viel Glück im Kampf für die Seligsprechung“. Auguste Block sagt, sie wolle gerne nach Hiltrup kommen. Einmal sei sie dort gewesen und habe den Gedenkstein in der Kirche, den Stolperstein am Klosterwald und auch das Kreuz auf dem Familiengrab gesehen.
Das alles habe ihr sehr gefallen.
WN, 28.09.2019; Autor:
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In früheren Veröffentlichungen über Bernhard Poether ist vielfach von einer Gedenktafel die Rede, den angeblich der Bund der Polen in Breslau 1960 gesetzt haben soll, um an Poether zu erinnern. Reinhold Otzisk berichtete davon 1979 in seiner Poether-Biographie und führt als Quelle eine nicht näher aufgeschlüsselte Abkürzung „WTK“ an. Auch Herbert Sowade nennt in seiner Biographie von 2015 die „Gedenktafel in Breslau“, die ein nicht näher bezeichneter „polnischer Bund“ gestiftet haben soll.
Diese Überlieferung gab Anlass zu vielerlei Vermutungen – und zur Suche nach dem Gedenkstein in Breslau. Doch Ort und Zeitpunkt lassen bereits vermuten, dass die Überlieferung so nicht stimmen kann. Gegen sie spricht auch die Überlegung, dass der „Bund der Polen in Deutschland“, 1922 gegründet, eine Auslandsorganisation war und ist – und dass es eher unwahrscheinlich ist, dass er ausgerechnet in der seit 1945 polnischen Stadt Breslau / Wrocław aktiv geworden sein soll, die nicht zu Poethers Lebensstationen zählt.
Zur Lösung des Rätsels führt das Kürzel „WTK“. Dahinter verbirgt sich, wie Recherchen in der Universitätsbibliothek Breslau / Wrocław ergaben, die Wochenzeitung „Wrocławski Tygodnik Katolików“, zu deutsch: Breslauer katholische Wochenzeitung. Sie wurde von der Breslauer Erzdiözese und der Laiengruppierung PAX zunächst in Breslau, seit 1958 in Warschau herausgegeben und erschien in einer Auflage von etwa 55.000 Exemplaren. Erster verantwortlicher Redakteur war Tadeusz Mazowiecki, der spätere erste nichtkommunistische Ministerpräsident Polens (1989-1990).
In der Ausgabe Nr. 8 vom 21. Februar 1960 findet sich an prominenter Stelle eine ausführliche Lebensbeschreibung in polnischer Sprache unter der Überschrift „Der Priester Bernhard Poether opferte sein Leben für die Gerechtigkeit“.
Autor des Textes war Jan Markowski. Er stellte sich im WTK vor als „ehemaliger Vertrauensmann bzw. Ombudsmann der Vereinigung der Polen der Stadt Bottrop“, der letzten Wirkungsstätte Poethers. Am Schluss seines Berichtes erwähnt Markowski die Gedenktafel:
„Den Polen wird er (Poether) für immer als ein Beispiel eines Menschen und Priesters bleiben, der Gerechtigkeit und Wahrheit über alles stellte. Auf der von der Vereinigung der Polen gestifteteten Erinnerungstafel zur Erinnerung an jene, die deren Leben für die ,polnischen Belange’ gelassen haben, steht Kaplan Bernhard Poether an erster Stelle. Die Erinnerung an ihn möge bleiben.“
Einen genauen Ort der Tafel nennt Markowski leider nicht. Dieses Rätsel also bleibt weiterhin offen. Alles deutet darauf hin, dass die Erinnerungstafel in Bottrop oder einer Nachbarstadt im Ruhrgebiet und sicherlich nicht in Breslau oder einem anderen Ort in Polen zu suchen ist. Ein entsprechender Suchaufruf in der WAZ vom 20. Oktober 2017 blieb bislang leider ohne Echo.
Immerhin ist Bemerkenswertes über den Autor Jan Markowski bekannt: Kurz nach der Veröffentlichung seines Textes im WTK schrieb er im März 1960 der Schwester Poethers einen Brief, verfasst in deutscher Sprache. Der Brief ist erhalten geblieben und wird im Bistumsarchiv Münster aufbewahrt, wurde aber bislang aufgrund eines Lesefehlers einem „Jan Machowsky“ zugeordnet. So konnte der Brief bislang nicht mit dem WTK-Bericht und der vermeintlichen Erinnerungstafel in Verbindung gesetzt werden.
In dem Brief an Maria Poether schrieb Markowski: „Ich war einer der neun Leidensgenossen, für die er (B. Poether) sein Leben einsetzte.“ Und weiter: „Im Bottroper Polizeigefängnis war er für uns wie ein vom Himmel gesandter Engel, der uns Trost gab, auch Zuversicht, dass die Rachegefühle der Nazis ein strafbares Ende haben werden.“
Den brieflichen Ausführungen zufolge blieb Markowski sechs Monate in Haft, anschließend zwei Jahre unter Gestapo-Aufsicht und später „bespitzelt bis zum Ende des Krieges“. In Bottrop erlebte er den Einzug der Amerikaner. 1949 verließ Markowski Deutschland, um „die letzten Jahre des Lebens in der Heimat Schlesien zu verleben“, wo er offenbar aufgewachsen war. In Polen verschlug es ihn aber aus nicht näher bekannten Gründen nach Stettin / Szczecin. Über seine Lebensumstände teilt er in dem Brief noch mit: „Bin jetzt 73 Jahre alt, bekomme Rente und habe mit Frau normale Lebensverhältnisse, habe einen Sohn mit sechs Enkelkindern“. Von Szczecin aus schrieb er 1960 den Brief an Poethers Schwester und kurz zuvor wohl auch den Bericht für den WTK.
Dieser Artikel Markowskis stellt ein bemerkenswertes Zeugnis dar – und das nicht allein des Inhaltes, sondern auch des Zeitpunktes wegen. Denn um 1960 gab es angesichts der tiefen Wunden aus der deutschen NS-Okkupation Polens sowie den Erfahrungen von Flucht und Vertreibung so gut wie keinen Austausch zwischen beiden Nachbarländern. Wie Markowski selbst, so überschritt auch sein Beitrag im WTK die Grenzen des Nationalen: Seine Lebensbeschreibung eines deutschen Geistlichen, der sich bei Kriegsbeginn „mutig für die unschuldig verhafteten Polen“ im Ruhrgebiet eingesetzt, also seinerseits Grenzen überschritten hatte, war zweifellos ein früher publizistischer Brückenschlag. Markowskis Text ist ein Beitrag, die tiefen Gräben der frühen Nachkriegszeit auf eine vielschichtige, komplexe Art zu überwinden – ein bescheidener, aber bemerkenswerter Baustein grenzüberschreitender Gedenk- und Erinnerungskultur, der seinerseits erinnerungswürdig ist.
PS: Die von Jan Markowski erwähnte Gedenktafel wird weiterhin gesucht. Sie dürfte nach allem bisher Bekannten zwischen 1945 und 1960 in Bottrop oder in einer anderen Stadt im Ruhrgebiet gesetzt worden sein. Wer Hinweise geben kann, melde sich beim Arbeitskreis.
Gisbert Strotdrees
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Dank an Dorota Trąbka, Biblioteka Uniwersytecka, in Wrocław für die großartige Unterstützung bei der Recherche, und an Peter und Bernadette Matheja, Münster-Hiltrup, für die Übersetzung des Zeitungsartikels von Jan Markowski.
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Quellen:
Jan Markowski: Ks. Bernard Poether oddał ẓycie za sprawiedlowosc. In: Wrocławski Tygodnik Katolików (WTK) vom 21. Februar 1960, S. 3.
Jan Markowski: Brief an Maria Poether vom (undatiert) März 1960. In: Bistumsarchiv Münster, Nachlass Poether, A 7. (Name des Autors bislang fälschlicherweise gelesen als „Jan Machowsky“ – Vgl. Quellenverzeichnis von H. Sowade In: E. Spieker (Hg.): Kaplan Bernhard Poether, S. 97.)
Art. Wrocławski Tygodnik Katolików. In: Wikipedia Polen (https://pl.wikipedia.org/wiki/Wrocławski_Tygodnik_Katolików) abgerufen am 20. Oktober 2019.
Michael Friese: Historiker sucht verschollene Gedenktafel. In: Westdeutsche Allgemeine Zeitung Essen, Lokalteil Bottrop, vom 20. Oktober 2017.
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„Es ist ganz viel geschehen“, sagt Ewald Spieker über die zurückliegenden zehn Jahre, in denen der Arbeitskreis Bernhard Poether existiert. Dafür sei er sehr dankbar. „Ein Ziel haben wir dabei stets im Auge: Die Erinnerung an Bernhard Poether lebendig zu halten. Erst an zweiter oder dritter Stelle ist die Seligsprechung zu nennen. Die Seligsprechung geht nicht ohne lebendige Erinnerung.“
Lebendige Erinnerung, ja sogar Verehrung kennzeichnete die musikalische Lesung mit Dr. Moisei Boroda , einem jüdischen Georgier. Boroda sagte: „Ich hoffe, dass diese Veranstaltung ein kleiner Schritt zur Seligsprechung Bernhard Poethers ist.“ Die Bitte, eine mögliche Seligsprechung zu prüfen, hatte die Pfarrgemeinde St. Clemens ganz offiziell im Jahr 2017 an Bischof Dr. Felix Genn gerichtet.
Dass ausgerechnet dieses Thema mit viel Herzblut von einem Menschen angegangen wird, der jüdischen Glaubens ist und dessen Großeltern Opfer des Holocaustes wurden, überraschte am Sonntag so manchen Gast der Veranstaltung. Gemeinsame Werte sind jedoch ein starkes Band.
Boroda stellte neben Bernhard Poether den Seligen Karl Leisner, Alfred Delp, Pater Elpidius Markötter, die Märtyrer aus Lübeck Johannes Prassek, Hermann Lange, Eduard Müller und Karl Friedrich Stellbrink sowie aus seinem Heimatland Georgien Grigol Peradze vor.
In seiner Begrüßung sprach Pfarrer Mike Netzler „von beeindruckenden Zeugen des Glaubens aus unserer Mitte“. Die gegenwärtige Zeit brauche sie dringend, denn ihr Lebenszeugnis „inspiriert, stärkt und ermutigt“, wie Netzler sagte. „Bernhard Poether stand nicht alleine da.“
In seinen wenigen Jahren, in denen er als Priester tätig war, wirkte er in Städten des Ruhrgebiets. Ein Schwerpunkt bildete für den Kaplan mit der Begabung für slawische Sprachen die Polenseelsorge. Bottrop trug damals den Spitznamen „Klein-Warschau“. Diese Lebenswelt ist den Münsterländern stets eher fremd geblieben.
Die Erinnerung und Verehrung Bernhard Poethers erfolgt in Hiltrup besonders, weil er hier aufgewachsen ist und einen Großteil seiner Schul- und Studienzeit in Hiltrup und Münster verbrachte. Im Dom zu Münster wurde er zum Priester geweiht, in Hiltrup feierte er seine Primiz. Das Familiengrab befindet sich auf dem Hiltruper Friedhof. Die Urne mit der Asche des Märtyrers ist im Seitenaltar der St. Clemens-Kirche aufbewahrt.
Über das Konzentrationslager Dachau, in dem Bernhard Poether am 5. August 1942 seinem Leiden erlag, hat der Historiker Prof. Karl Hüser einmal treffend gesagt: „Das Konzentrationslager Dachau hat in Hiltrup ein konkretes Gesicht. Es heißt Bernhard Poether.“
WN, 28.11.2018; Autor:
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Wo kann Bernhard Poether heute Vorbild sein? Wie kann der 1942 im Konzentrationslager Dachau zu Tode geschundene Kaplan heute Orientierung geben? Pfarrer Ewald Spieker muss bei dieser Frage nicht lange überlegen. Er nennt drei Gründe, weshalb Bernhard Poether zum Vorbild taugt.
WN, 04.03.2018, Autor:
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Die Unterschriften gesammelt hat der „Arbeitskreis Bernhard Poether“ aus Münster-Hiltrup. Er möchte eine Seligsprechung erreichen und verweist dabei unter anderem auf den Einsatz des Priesters für polnische Katholiken zur Zeit des Nationalsozialismus.
Bernhard Poether wurde 1906 in Datteln geboren, 1909 zog die Familie nach Hiltrup. Er wurde 1932 zum Priester geweiht. 1935 trat er eine Stelle als Vikar in Cięcina bei Krakau an. In Krakau studierte er bis 1936 Russisch und kehrte dann ins Bistum Münster zurück. Bis 1939 war er zunächst Kaplan in Gladbeck-Zweckel, dann in Bottrop.
In Gladbeck und Bottrop engagierte sich Poether besonders für aus Polen stammende Menschen. Das brachte ihn in Konflikt mit dem NS-Regime. Im September 1939 wurde Poether in Bottrop inhaftiert, nachdem er sich gegen die willkürliche Verhaftung polnischer Katholiken gewehrt hatte.
1940 kam Poether ins Konzentrationslager Sachsenhausen. Dort wurde er nach Angaben von Mithäftlingen wiederholt gefoltert und in Einzelhaft isoliert. 1941 wurde er in den „Priesterblock“ des KZ Dachau verlegt. An den Folgen von Folter und Haft starb er am 5. August 1942. Seine Leiche wurde im Krematorium des KZ Dachau verbrannt, die Urne der Familie in Hiltrup überstellt. 1984 wurde sie vom Alten Friedhof Hiltrup in den Seitenaltar der dortigen St.-Clemens-Kirche umgebettet.
Pfarrer em. Ewald Spieker vom „Arbeitskreis Bernhard Poether“ sagte, der Priester sei aus dem Glauben heraus Anwalt der Bedrängten und Verfolgten gewesen. Um ihretwillen habe er Verhaftung, Folter und Martyrium auf sich genommen und sei in Treue zu seiner priesterlichen Berufung gestorben. Poethers Einsatz für Menschen aus Osteuropa könne gerade heute Vorbild sein für ein Europa, in dem die Menschen in Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit zusammenleben.
Text: pbm, Kirche+Leben
Foto: pbm
25.04.2017
Prälat Prof. Dr. Helmut Moll aus dem Erzbistum Köln erinnerte an den großen Papst Johannes Paul II., der seine Bischöfe ermunterte habe: „Gibt mir Laien, gibt mir Ehepaare, die ich selig oder heilig sprechen kann.“ Bis heute hat es sich kaum herumgesprochen, dass die katholische Kirche bereits 60 Ehepaare selig gesprochen hat.
Jeder könne ein Seliger werden, ergänzte Moll, der auf Einladung des Bernhard-Poether-Arbeitskreises das Verfahren zur Selig- oder Heiligsprechung erläuterte. „Er braucht nicht makellos zu sein.“ Allerdings „vorbildlich nach dem Evangelium“ muss er schon gelebt haben. Dahinter steckt ein neuartiges Verständnis. Ein neuer Heiligentypus ist gefragt.
Gefragt sind Menschen, die in der modernen Gesellschaft als besonders vorbildlich angesehen werden können. Vorbilder, die wie große Leuchttürme dastehen und als Identifikationsfiguren geeignet sind, Menschen und Regionen einigen.
Konkret ging Moll, der Beauftragter für Selig- und Heiligsprechungsverfahren im Erzbistum Köln ist, auf die Märtyrer ein, die in der Zeit des Nationalsozialismus in den Konzentrationslagern unsäglichem Leid ausgesetzt waren. Etwa wie der selige Karl Leisner, der Diplomat Wilhelm Frede oder der in Hiltrup aufgewachsene Kaplan Bernhard Poether. Moll erläuterte, das Martyrium werde als Wunder gedeutet. Ansonsten wären die erlittenen Leiden wären nicht zu ertragen gewesen: „Gottes Gnade war stärker als unsere menschliche Natur.“
Bei Nikolaus Groß, dem Seligen des Ruhrgebietes, war das Ziel der Seligsprechung nach zwölf Jahren erreicht, bei Albertus Magnus dauerte es 500 Jahre. Historiker, Theologen und Mediziner nähmen eine minuziöse Untersuchung vor. Rund ein Drittel aller Verfahren käme nicht zum Ziel. Die Gemeinde St. Clemens wird Ende April eine Unterschriftenliste an Bischof Felix Genn überreichen. Der Bischof entscheidet nach eingehender Prüfung über ein Verfahren.
Ein weiterer Bericht über den Vortragsabend erschien auf der Webseite "Christliches Forum"
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MÜNSTER-HILTRUP. Was haben John Lennon und Anne Frank gemeinsam? Was verbindet sie mit den Menschen, die in Paris bei einem Terroranschlag starben?
Sie sind, so die Antwort, alle Opfer von Gewalt. 1500 Namen von Menschen, die gewaltsam ums Leben gekommen sind, sind in der Pax-Christi-Kirche in Essen zu lesen. Die Namen von Bernhard Poether und Karl Leisner sind darunter zu entdecken.
Es sind Namen in Stein, die mit weißer Schrift in rotbraune Keramikfliesen eingebracht sind. Es sind Menschen aller Kulturen, Sprachen und Bekenntnisse. Darunter weltbekannte Persönlichkeiten wie John F. Kennedy oder auch eher unbekannte Namen wie der von Heinz Marcisz, dem Fahrer von Hanns Martin Schleyer, eines Terroropfers der Roten Armee Fraktion.
Die Namen von 100 Orten der Gewalt wie Lockerbie, Treblinka, Hiroshima sind ebenfalls zu entdecken. Manche Namen verstören auf den ersten Blick: Die sechs Kinder von Joseph Goebbels, dem Chef-Propagandisten der Nationalsozialisten, finden sich ebenfalls. Aber sind sie nicht auch Opfer von Gewalt geworden?
„Wir bewerten die Menschen nicht“, sagt ein Vertreter der Pax-Christi-Gemeinde. „Allen wurde durch Gewalt das Leben genommen.“
Weil der Name des in Hiltrup aufgewachsenen Kaplans Bernhard Poether ebenfalls in der Gedenkstätte anzutreffen ist, hat eine größere Gruppe aus der Gemeinde St. Clemens am Wochenende auch in der Pax-Christi-Kirche einen Zwischenstopp eingelegt. Der Gedenkort ist bis dahin den Fahrtteilnehmern kaum bekannt gewesen und hinterließ einen nachhaltigen Eindruck.
Bottrop und Essen lauteten die Ziele der ganztägigen Fahrt. In Bottrop wurde die Gemeinde St. Joseph besucht und damit auch das Pfarrhaus, in dem der junge Kaplan am 22. September 1939 drei Wochen nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges festgenommen wurde.
Früh morgens kam die Gestapo. Pfarrer Bruns las in der Kirche die Heilige Messe.
„Sag deinem Onkel, dass sie mich abgeholt haben.“ Das waren die letzten Worte, die der Kaplan der Nichte des Pfarrers zurief.
Mehrere Monate wurde Bernhard Poether im Gefängnis Bottrop festgehalten, anschließend kam er in Isolationshaft im Konzentrationslager Sachsenhausen. Die letzten 16 Monate seines Lebens verbrachte er im Konzentrationslager Dachau, wo er am 5. August 1942 starb.
„Die Wahrheit zu sagen in der Nachfolge Christi, kann den Kopf kosten“, sagte der Pfarrer der St.-Joseph-Gemeinde, Martin Cudak, als er über den Kaplan sprach, der sich in Bottrop großer Beliebtheit erfreut hatte. Entsprechend lebendig ist die Erinnerung. Seit 2013 gibt es in der Kirche eine Gedenkstätte. Sie ist Bernhard Poether sowie dem bislang einzigen Seligen des Bistums Essen, Nikolaus Groß, gewidmet. Bereits seit dem Jahr 2007 gibt es einen Stolperstein und seit 2012 eine Tafel direkt am Pfarrhaus. Eine Alten- und Begegnungsstätte trägt seit 1979 seinen Namen.
Eine Fahrt in das Ruhrgebiet ist stets eine Konfrontation mit einer Kirche, die dramatisch an Mitgliedern verliert. Nach der Umstrukturierung vor zehn Jahren gehören zur Gemeinde St. Joseph neun Filialkirchen und 23.000 Gläubige. Nun sind die Gemeinden von Bischof Overbeck aufgefordert worden, sich bis 2017 Gedanken zu machen, wie ihre Infrastrukturen den Realitäten angepasst werden könnten. Der Pfarrer erklärt: „Wir müssen nochmals die Hälfte einsparen.“
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Erinnerung an einen Märtyrer des 20. Jahrhunderts : Gedenktafel für Bernhard Poether
Eine Gedenktafel für Bernhard Poether wurde am Samstag in Bottrop enthüllt. Im Pfarrhaus St. Joseph war der Kaplan am 22. September 1939 verhaftet worden.
In die Erinnerung an den in den Hiltrup aufgewachsenen katholischen Priester Bernhard Poether , der vor 70 Jahren im Konzentrationslager Dachau gestorben ist, kommt womöglich ein bislang nicht gekannter Schwung.
In Bottrop, wo Poether vor 73 Jahren am 22. September 1939 verhaftet wurde, kursiert bereits eine Unterschriftenliste, mit der die kirchliche Basis „einen gewissen Schub“ für die Einleitung eines Seligsprechungsverfahrens entfachen will. Pfarrer Ewald Spieker aus St. Clemens unterstützte ebenfalls die spontan entstandene Initiative.
Direkt im Pfarrhaus war Bernhard Poether 1939 von der Gestapo verhaftet worden, weil er sich auch nach Kriegsbeginn unbeirrt für gebürtige Schlesier und sogenannte Ruhrpolen in der Kirchengemeinde eingesetzt hatte. Bottrops zweite Bürgermeisterin Monika Budke enthüllte am Pfarrhaus eine Gedenktafel an Poether. Der Text stellt Stationen aus seinem Leben vor und nimmt auch Bezug auf den eingravierten Text des Kelches, der ebenso wie die Urne in Hiltrup verwahrt wird.
Eine Andacht wurde zuvor vom Pfarrer von St. Joseph, Martin Cudak unter Mitwirkung von Pastor Clemens Bombeck aus Gladbeck-Zweckel und Ewald Spieker aus Hiltrup gestaltet. Die Predigt hielt der Theologe und Historiker Prof. Dr. Helmut Moll. Der Prälat ist in der Erzdiözese Köln für die Selig- und Heiligsprechungsverfahren zuständig. Im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz hat er zudem das Martyrologium des 20. Jahrhunderts, ein Verzeichnis der Märtyrer und Heiligen, herausgegeben.
Moll nannte das Leben Poethers „gerade für junge Menschen als glaubwürdiges Beispiel“, dass jemand „Zeugnis gibt für Christus“. Die Erinnerung an ihn sei „kostbar“, der Name von Kaplan Poether habe „einen guten und schönen Klang“. Durch Prälat Moll ermuntert, wurden Unterschriftenlisten erstellt, in die sich auch die Delegationen aus Gladbeck und Hiltrup eintrugen.
Am 26. Dezember, dem 80. Jahrestag der Heimatprimiz Poethers, wird Bischof Dr. Felix Genn einen Gottesdienst in St. Clemens feiern. Es ist bereits das zweite Mal, dass der Bischof zum Gedenken an Bernhard Poether nach Hiltrup kommt.
Die polnische Generalkonsulin Jolanta Róża Kozłowska legte einen Kranz nieder und verbeugte sich vor seinem Leben und Sterben: „Er hat es verdient, dass man seinen Namen nicht vergisst.“ Ein bewegender Moment: Nachdem der Arbeitskreis gemeinsam mit ihr das offizielle deutsche Poether-Gebet gesprochen hat, welches die Taten des Kaplans würdigt und auf Frieden und Gerechtigkeit zwischen den Völkern hofft, spricht die Generalkonsulin noch ein polnisches Gebet – still, für sich, mit gesenktem Kopf.
„Das KZ Dachau ist auch das Grab tausender polnischer Staatsbürger und polnischen Geistlichen“, sagt Kozłowska: „Ich glaube, Poether gehörte zu einer geistigen Elite, die damals vom NS-Regime als besonders gefährlich eingestuft werden musste.“ Die Generalkonsulin kam auf eigenes Drängen zum Grab, meldete sich mit ihrem Anliegen beim Arbeitskreis.
2012 ist ein Poether-Jahr. Am 5. August jährt sich sein Tod an den Folgen der Folter, der Unterernährung und der Schikanen im KZ zum 70. Mal.
Am 26. Dezember liegt seine Primiz, also seine erste Messe, in St. Clemens 80 Jahre zurück. Dazu wird Bischof Felix Genn die Gemeinde am zweiten Weihnachtstag besuchen.
Quelle: WN, 17.01.2012
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